Zurückzahlen! Welcher Bayer van Gaal nun helfen muss
Gestärkt hat Bayerns Chefcoach vor allem die zwei Jungstars Müller und Badstuber, das torlose Sturmduo Toni/Klose – und Kapitän van Bommel. Er sagt: „Kriegt der Trainer Zeit, kommt der Erfolg“
MÜNCHEN Sie hatten ihm extra eine echte Kapitänsmütze besorgt aus den Bavaria Filmstudios, doch aufsetzen wollte sie Mark van Bommel nicht. Der Bayern-Kapitän legte das Utensil aufs Knie und ließ sich so fürs Stadionheft zum Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt ablichten. „Wieder an Bord“ hieß es da über van Bommel, der seit dem 2:1 vor Wochenfrist in Freiburg erneut in der Startelf steht.
Beinahe zehn Wochen hatte der 32-Jährige wegen seines Zehenbruchs gefehlt, nun ist der für Trainer Louis van Gaal wichtigste Mann wieder dabei. Van Bommel ist der verlängerte Arm des Coaches auf dem Platz, der verlängerte Holländer. Und sein treuester, loyalster Vasalle. Daher verteidigt der Kapitän den Mann, der ihn zum unumstrittenen Boss der Mannschaft und damit zum Stammspieler gemacht hat, auch vehement: „Wenn der Trainer Zeit kriegt, wird der Erfolg kommen. Ich weiß selbst, dass Zeit beim FC Bayern ein fast unmöglicher Faktor ist. Hier musst du immer Erfolg haben, wir müssen in diesem Jahr Meister werden“, sagte van Bommel und erklärte schon vor der 1:2-Pleite in Bordeaux: „Aber selbst wenn wir den Titel nicht holen würden – wovon ich nicht ausgehe – müsste man das mit Louis van Gaal dennoch durchziehen.“
Ein Plädoyer für den Coach – nicht verwunderlich, dass van Bommel so spricht. Er hat ihm am meisten zu verdanken. Mit van Gaals Erfolg ist auch eine Vertragsverlängerung für van Bommel über diese Saison hinaus verbunden. „Der Trainer hat sehr viel Erfahrung darin, wie man eine Mannschaft führt. Er hat bewiesen, dass er eine Mannschaft schönen, überragenden Fußball spielen lassen kann.“ Was noch zu beweisen ist.
Gegen Frankfurt muss ein Sieg her, um sich von Platz sechs in der Bundesliga weiter nach oben zu arbeiten – insbesondere nach dem Negativ-Erlebnis in der Champions League. Auf van Bommel, seinen Kapitän, kann van Gaal auf jeden Fall setzen. doch wer hilft ihm in der Bedrängnis noch? Wer hat dem Coach ebenfalls eine Menge zu verdanken und möchte dies mit Leistung zurückzahlen?
Miroslav Klose
Der Stürmer – Torjäger wäre in dieser Saison eher unangebracht – ist der beste Kumpel in der Mannschaft von Mark van Bommel. Als er im September schlecht drauf war und sich nicht fit fühlte, nahm sich Klose selbst aus der Mannschaft und zog ein Einzel-Programm über zehn Tage durch. Er meldete sich fit zurück und ist seitdem Stammspieler, obwohl Klose die schlechtere Torquote als etwa Sturmkonkurrent Mario Gomez hat, der sechs Treffer in allen Wettbewerben erzielte. Bei Klose steht die Null.
Luca Toni
Der Italiener spielte freiwillig in der Mannschaft von Mehmet Scholl in Liga drei, um sich für van Gaals Profis zu empfehlen. Seit Freiburg ist er in der Startelf, hätte in Bordeaux beinahe das 2:2 erzielt. Toni ist an Gomez vorbeigezogen, obwohl er sanfte Kritik an van Gaal geäußert hatte. Nur wenn der Trainer an Toni festhält und ihm weitere Chancen gibt, kann er seine Hoffnung aufrechterhalten, in den Kader der italienischen Nationalelf für die WM 2010 in Südafrika berufen zu werden.
Müller/Badstuber
Die beiden Jungen sind die Spieler, die auf der Habenseite der Vier-Monats-Bilanz des Holländers stehen. Schon kurz nach dem Trainingsauftakt Anfang Juni setzte er auf das Duo, das bisher nur Drittliga-Erfahrung hatte. Badstuber (20) wurde Innenverteidiger, als sich Martin Demichelis verletzte – nicht Breno, der Millionen-Einkauf. „Holger spielt gut, er ist selbstbewusst, spielt besser als zu Beginn“, lobte van Gaal den Innenverteiidger am Freitag. Und Müller (20) ist der Aufsteiger der Saison, die positive Überraschung – meist mit Torgarantie. In Bordeaux hatte er einen Blackout, sah für zwei überflüssige Fouls Gelb-Rot. Nun liegt es an van Gaal, pädagogisch richtig zu reagieren und trotzdem auf den Sünder zu bauen. Müller ist willens, es zurückzuzahlen: „Nun heißt es gegen Frankfurt für mich: Jetzt erst recht. Ich werde mich voll reinhauen und versuchen, den Fehler wieder gut zu machen.“
Jörg Butt
Nach einer Vorbereitung, die als Zweikampf zwischen den Torhütern ausgelegt war, entschied sich Louis van Gaal unter dem Eindruck des Elfmeterschießens im Audi-Cup gegen Manchester United zunächst für Michael Rensing als neue, alte Nummer eins. Doch nach einigen Rensing-Patzern – darunter als Höhepunkt die 1:2-Pleite in Mainz – korrigierte sich der Trainer und schenkte fortan Jörg Butt das Vertrauen. Der 35-Jährige hält stabil trotz kleinerer Aussetzer wie in Bordeaux, als er einen Elfmeter verschuldete, dafür im Gegenzug gleich zwei hielt. Bleiben seine Leistungen insgesamt im konstant ordentlichen bis guten Bereich, ist sogar eine Vertragsverlängerung über 2010 hinaus denkbar. Was er auch dem Coach zu verdanken hätte.
Sie alle werden sich am Samstag gegen Frankfurt für van Gaal ins Zeug legen.
Patrick Strasser