Zum Weinen! Trauriger Bayern-Star heult auf seinem Hotelzimmer

Lucio, Brasiliens Kapitän und Siegtorschütze im Confed-Cup-Finale gegen die USA, heult danach hemmungslos – auch weil er sich vom FC Bayern verletzt fühlt. Doch Vorstandsboss Rummenigge dementiert, dass es auseinander geht
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Es war der Siegtreffer für Brasilien im Confed-Cup-Finale gegen die USA - doch trotz seines Tores war Bayern-Star Lucio todtraurig.
AP Es war der Siegtreffer für Brasilien im Confed-Cup-Finale gegen die USA - doch trotz seines Tores war Bayern-Star Lucio todtraurig.

JOHANNESBURG - Lucio, Brasiliens Kapitän und Siegtorschütze im Confed-Cup-Finale gegen die USA, heult danach hemmungslos – auch weil er sich vom FC Bayern verletzt fühlt. Doch Vorstandsboss Rummenigge dementiert, dass es auseinander geht

Der Mann hat jetzt Urlaub. Und das ist gut so. Kopf und Körper erhalten einen Timeout. Zeit zur Besinnung, zum Relaxen. Rund elfeinhalb Monate hat Bayern-Profi Lucio ohne Pause trainiert und gespielt – abgesehen von den zwei Wochen Weihnachtsurlaub. Das war wohl alles ein bisschen zu viel für den 31-Jährigen. Am Sonntag brach es aus ihm heraus. 0:2-Rückstand im Finale des Confed-Cups gegen die USA, eine müde, uninspirierte Vorstellung wie schon im Halbfinale gegen Gastgeber Südafrika – und das mit ihm, mit dem Kapitän Lucio, der schon einen verlorenen Zweikampf als ehrabschneidende Nichtachtung seiner Menschenwürde betrachtet.

Aus der Schmach wurde ein Triumph, das 3:2 erzielte Lucio selbst. Im Stile eines Kopfballkönners, die brasilianische Variante des Horst Hrubesch. Lucio brach im Kreise seiner Lieben sofort in Tränen aus, als sei es der Siegtreffer im WM-Finale gewesen. Tränen des Glücks? Eher der Wut, der Enttäuschung. Auch später, weit nach der Siegerehrung, bei der er ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift „Ich liebe Jesus“ trug, hatte er sich noch nicht beruhigt. Weil er gekränkt ist, in der Seele verletzt.

„Ich habe bei meinem Klub eine böse Überraschung erlebt, mit der ich nicht gerechnet hatte“, sagte Lucio unter Tränen, „als man mir gesagt hat, dass der FC Bayern nicht mehr mit mir plant, dass ich nicht mehr erwünscht bin, war das ein Schock für mich.“ Doch wer hat es ihm gesagt? Beim FC Bayern bestritt man am Montag, dass der Vorstand oder der neue Trainer Louis van Gaal nicht mehr mit ihm als Abwehrchef planen. „Das ist ein Gerücht, eine reine Erfindung, dass Lucio hier nicht mehr gebraucht wird“, sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge der AZ, „daher sehen wir keine Notwendigkeit, darauf zu reagieren.“ Nach zweieinhalb Wochen Urlaub wird Lucio Mitte Juli zum Training an der Säbener Straße erwartet. Andererseits würde man nur in diesem Sommer eine Ablöse für ihn erzielen können, sein Vertrag läuft 2010 aus.

Womöglich hat Lucio der Einkauf von Edson Braafheid, ein Wunschspieler von van Gaal, schwer getroffen. Der Holländer gilt als Alternative für das Abwehrzentrum, als Mann der Zukunft. Und Lucio als Streichkandidat, als Auslaufmodel? Für den stolzen Lucio, den Kapitän der Selecao, mehr als eine Majestätsbeleidigung. Lucio ist so strenggläubig wie empfindlich.

„Es war eine schwierige Saison. Nur Gott weiß, was ich alles durchgemacht habe“, sagte Lucio völlig aufgewühlt, „ich bin immer zu hundert Prozent bei der Sache, deshalb kamen mir nach dem Schlusspfiff auch die Tränen. Für ganz Brasilien ist das ein emotionaler Moment.“ Und speziell für ihn. „Ich danke meiner Mannschaft und meiner Frau Dione, die mich immer wieder aufgebaut haben. Gott ist der einzige, der mir Kraft gibt. Er kennt die Momente, wenn man traurig ist und alleine auf seinem Zimmer weint.“ Zum Weinen!

War es nicht Lucio, der seit 2004 rechtzeitig zum ersten Wintereinbruch verstärkt Sehnsucht nach Spanien bekam, nach Luft und Liga, der mit Angeboten kokettierte, mit seinem Weggang drohte? Nun sagt er: „Ich weiß nicht, wie meine Zukunft aussieht.“ Er will wohl wieder einmal hören, dass er unverzichtbar ist – diesen Gefallen tat ihm jüngst Franz Beckenbauer („Er ist unser Bester in der Abwehr. Ihn sollten wir behalten“), Rummenigge nun aber nicht. Trotz Gelegenheit.

Womöglich hilft Lucio aber Daniel van Buyten (31), eigentlich ein Konkurrent. Laut griechischen Medien ist Panathinaikos Athen an einer Verpflichtung interessiert. „Ich möchte häufiger spielen als in der letzten Saison", sagte van Buyten. Er sieht das ganz nüchtern.

Patrick Strasser

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