Zukunft ungewiss: Diese fünf Bayern-Stars haben sich das Vertrauen von Thomas Tuchel verspielt

München - Wer Kinder hat, kennt diese Zwickmühle. Ist bei den Kleinen eine Sache schiefgegangen und hat Ärger verursacht, gibt es zwei Ausfahrten in Sachen Erziehungsmethodik. Lässt man sie mit der Hoffnung auf Besserung die Angelegenheit nochmal angehen oder ist es pädagogisch wertvoller, einen anderen Weg zu wählen?
Und damit zum FC Bayern und seinem Fußballlehrer Thomas Tuchel. Wie soll der Trainer mit seinen Schützlingen umgehen nach der 0:1-Pleite am Sonntag gegen Werder Bremen? Wie und vor allem wen soll er aufstellen, wenn es am Mittwoch (20.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) gegen Union Berlin um Wiedergutmachung und die eingeforderte Reaktion geht.
FC Bayern: Welche Spieler präsentieren sich überhaupt Bayern-like?
Der 50-Jährige, der zwei Töchter im durchaus spannenden Teenager-Alter hat, benannte die "Gretchenfrage" (O-Ton Tuchel) am Dienstagmittag und erklärte sein Personal-Dilemma: "Ist das der Moment, die Spieler noch mal ranzulassen oder ist es der Zeitpunkt, zu wechseln?" Neuerliche Ausfälle gibt es keine. Vom erweiterten Stammpersonal befinden sich lediglich Serge Gnabry (noch bis zu vier Wochen in der Reha nach seiner Muskelsehnenverletzung im Adduktorenbereich), Min-Jae Kim (je nach Erfolg noch unbestimmte Zeit mit Südkorea bei der Asienmeisterschaft) und Noussair Mazraoui (je nach Erfolg noch unbestimmte Zeit mit Marokko beim Afrika-Cup) auf der Abwesenheitsliste.
Das zur Verfügung stehende Personal steht nun unter dringender Beweispflicht. Tuchel will Erkenntnisse gewinnen, auf wen er bzw. der FC Bayern in den nächsten beiden Spielen gegen Union und am Samstag in Augsburg zählen kann. Übergeordneter lautet die Frage: Wer verdient überhaupt das Attribut Bayern-like? Zwei Spiele auf Bewährung. Fünf Münchner Profis müssen sich nun ganz besonders beweisen:
Joshua Kimmich und Leon Goretzka: Die Fragezeichen des FC Bayern auf der Sechs
Joshua Kimmich (28 Jahre alt/Vertrag bis 2025): Gegen Bremen nahm Tuchel seinen Sechser nach 64 Minuten vom Platz – ungewöhnlich. Dem Trainer fehlten die Impulse nach vorne und die mentale Überzeugung, die der so ehrgeizige Vize-Kapitän ansonsten verkörpert. Das Verhältnis zum Trainer ist angespannt, seit Tuchel ihn nicht als (rein) defensiv denkenden Sechser sieht.
Leon Goretzka (28/2026): In beiden Partien 2024 erhielt Raphael Guerreiro den Vorzug vor Goretzka als zweitem Sechser, gegen Bremen blieb der Portugiese jedoch blass. "Das hat keinerlei Aussagekraft, dass wir Leon nicht vertrauen", betonte Tuchel, "wir brauchen auch Leute, die aus der Ungerechtigkeit der Entscheidung des Trainers Kraft ziehen." Die Chance für Goretzka? Der ehemalige Schalker muss beweisen, dass er als Box-to-Box-Spieler künftig unverzichtbar ist.
Matthijs de Ligt (24/2027): Spielt der Holländer aktuell nur in der Innenverteidigung neben Dayot Upamecano, weil Kim fehlt? Tuchel missfällt die mangelnde Spieleröffnung von de Ligt, der angeblich ein Verkaufskandidat im Sommer sein soll, falls etwa Wunsch-Innenverteidiger Ronald Araújo vom FC Barcelona (im Wintertransferfenster nicht zu bekommen, weil zu teuer) verpflichtet werden kann.
FC Bayern München: Alphonso Davies im Real-Strudel, Rückfall bei Leroy Sané
Alphonso Davies (23/2025): Nach einer im ersten Anlauf gescheiterten Vertragsverlängerung wirkt das Spiel des Kanadiers, als würden ihn die Avancen von Real Madrid zu sehr beschäftigen, die Fehlerquote des Linksverteidigers ist zu hoch. "Ihm fehlt in einigen Teilen das Selbstvertrauen. Ich glaube, dass wir ihm am meisten helfen, wenn wir ihm weiter vertrauen", sagte Tuchel. Langfristig muss Davies die Zweifel an ihm im Verein beseitigen, sonst ist er im Sommer ein Verkaufskandidat.
Leroy Sané (28/2025): Tuchel hat es geschafft, dem genialen Linksfuß die Launenhaftigkeit auszutreiben, neben Torjäger Harry Kane ist er der beste Bayern-Profi der Saison. Zuletzt aber schien der zweitbeste Scorer der Bundesliga in alte Muster zu verfallen, siehe das offensichtliche Murren über die Systemumstellung gegen Werder. Vertragsgespräche hat die Sané-Seite bis nach der EM auf Eis gelegt. Ob Bayern dann noch verlängern will?
Unterm Strich bleibt die Kernfrage: Wer bleibt länger bei Bayern: Dieses Quintett oder Tuchel, der bis Juni 2025 unterschrieben hat? Noch 'ne Gretchenfrage.