Zu Hilfe!

Einer reift zur Weltklasse, der andere wird WM-Torschützenkönig, der nächste spielt so gut wie nie: Warum Müller, Schweinsteiger, Robben & Co. Trainer van Gaal dankbar sein müssen
von  Thomas Becker

Einer reift zur Weltklasse, der andere wird WM-Torschützenkönig, der nächste spielt unter ihm so gut wie nie: Warum Müller, Schweinsteiger, Robben & Co. Trainer van Gaal dankbar sein müssen.

MÜNCHEN Es gibt so einige Spieler, die mit Louis van Gaal und seiner sehr speziellen Art gar nicht zurecht kamen. Weltmeister Luca Toni musste sich vom gestrengen Tulpen-General erklären lassen, dass man sich beim Essen ordentlich hinsetzt statt mit dem Stuhl rumzuwackeln. Martin Demichelis flüchtete genervt vor dem Holländer ebenso wie Kapitän Mark van Bommel. Edson Braafheid ist sowieso längst vergessen. Es gibt aber auch Spieler, die van Gaal einiges zu verdanken haben – und genug Gründe hätten, dem angeschlagenen Chefcoach am Samstag mit Topleistungen zu helfen. Ein Überblick:

Thomas Müller: Shooting-Star des Jahres 2010. Die Märchen-Geschichte: vom Drittligisten zum WM-Torschützenkönig. Zur Überraschung aller hatte sich van Gaal früh auf den Hungerhaken festgelegt: „Müller spielt bei mir immer.” Der Trainer hielt Wort – und Müller dankte es ihm mit dutzendfach famosen Leistungen.

Bastian Schweinsteiger: Auch der Mittelfeldmann verdankt van Gaal seinen Aufstieg zum Weltstar – weil der Trainer die richtige Position für ihn fand. Dass Schweinsteiger über immens viel Potenzial verfügt, hatten auch van Gaals Vorgänger erkannt, glücklich wurde der Jung-Star an der Außenlinie nicht. Erst der von van Gaal verordnete Umzug in die Mittelfeldzentrale ließ Schweinsteigers Vorzüge für jedermann sichtbar zu Tage treten. Ohne diese Rochade hätte Schweinsteiger wohl nie einen solch fürstlich dotierten „Renten-Vertrag” bei Bayern unterschreiben können.

Arjen Robben:
Den brauchte van Gaal nicht mehr zum Welt-Star zu formen – das war der Niederländer vorher schon. Er war aber auch: ein Reservist, wenn auch beim Angeber-Klub Real Madrid. Ein Stürmerstar im chronischen Verletztenstand. Ein Paradebeispiel fehlender Konstanz. Van Gaal musste ihm nicht erklären, ob er am ersten Gegenspieler rechts oder links vorbei muss, er musste dafür sorgen, dass Robben dazu in der Lage ist. Deswegen preist der Coach bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Fähigkeiten des Bayern-Arztes Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt, der dazu beigetragen hat, dass Robben bei Bayern so konstant und teilweise so sensationell spielte wie nirgendwo sonst. Und wenn es doch Verletzungen gab, bekam er vom Coach alle Zeit der Welt.

Thomas Kraft:
Ein besonders markantes Beispiel von van Gaals Philosophie. Dass nur die Leistung zählt, erzählen viele Trainer. Aber mitten in der Saison einen völlig solide haltenden Oldie wie Jörg Butt gegen einen vielversprechenderen Jüngling wie Kraft auszutauschen, das macht keiner außer van Gaal. Auch wenn sich daraus wiederum weitere Fragen im Zusammenhang mit der Causa Manuel Neuer auftun – van Gaal ist das egal. Und Kraft? Bestätigt die Entscheidung des Trainers mit zum Teil überdurchschnittlichen Leistungen.

Danijel Pranjic
: Der Kroate galt in der vergangenen Saison lange Zeit als Ergänzungsspieler, hat in dieser Spielzeit aber von 36 Partien erst vier verpasst. Auch beim Publikum mittlerweile nicht mehr Gegenstand des Spotts, sondern anerkannte Größe auf der linken Seite – weil van Gaal an ihm festhielt, ihm auch in so genannten großen Spielen die eher ungewohnte Sechser-Position anvertraute. Seitdem ist Pranjic auch wieder Stammspieler in der kroatischen Nationalelf. Auch er müsste Louis van Gaal eigentlich dankbar sein.

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