Zirkus-Verbot für Bayerns Star-Artisten

Hoeneß will, dass Ribérys Narrenfreiheit am Elfmeterpunkt endet. Aber der Franzose lässt sich (noch) nicht darauf ein.
von  Abendzeitung
Hört gut zu: Ribéry erklärt, dass er seinen Vertrag bei den Bayern (bis 2011) erfüllen will.
Hört gut zu: Ribéry erklärt, dass er seinen Vertrag bei den Bayern (bis 2011) erfüllen will. © Rauchensteiner/Augenklick

MÜNCHEN - Hoeneß will, dass Ribérys Narrenfreiheit am Elfmeterpunkt endet. Aber der Franzose lässt sich (noch) nicht darauf ein.

Ist ja nochmal gut gegangen. Kategorie blaues Auge. Keiner wurde verletzt, lediglich ein Kollateralschaden entstand, als Franck Ribéry den Mannschaftsbus während des Trainingslagers in Dubai gekapert hatte und in der Hoteleinfahrt eine gar lustige Runde gedreht hatte. Die Bayern lachten, Abteilung süß-sauer. Er hat ja nicht. Man muss ihn lassen. Er wird ja nicht noch einmal. Er, Franck Ribéry, der legitime Nachfolger von Sepp Maier als Vereins-Scherzkeks.

Auch am Dienstagabend ist es noch einmal gut gegangen. Weil Bayern 5:1 gewann. Mit und trotz Franck Ribéry, der beim Stand von 2:0 einen Elfmeter ins Antlitz und in die Arme von Jens Lehmann gelupft hatte. Es war der Versuch, den Gegner lächerlich zu machen. Beinahe hätte er ihn aufgebaut, zurückgeholt ins Spiel – was weit mehr als ein Kollateralschaden gewesen wäre. Nicht auszudenken, wenn.

Uli Hoeneß, der Manager, sprach es aus: „Das hat mir gar nicht gefallen. Das ist Cirque du Soleil. Das muss er sich in Zukunft abgewöhnen, das ist nicht das, was wir wollen.“ Seine ultimative Forderung: „Das muss er abstellen.“

Hoeneß verhängt ein Zirkus-Verbot für Bayerns Star-Artisten.

Schluss mit lustig. Steht unter den Clownereien des Franzosen nun „le fin“? Wohl kaum.

Am Dienstag in Stuttgart zeigte er sich noch beeindruckt von dem Moment, als Hoeneß bei ihm nach Schlusspfiff vorstellig geworden war. „Nein, so werde er keinen Elfmeter schießen“, sagte er der AZ, „dann lieber draufknallen.“ Auf Deutsch fügte er hinzu: „Kein’ Chance! Nischt chippen.“ Er grinste und drückte ein Auge zu. Er klopfte Philipp Lahm im Vorbeigehen auf die Schulter. Der hatte gerade – ohne das Ribéry es mitbekommen hatte – gemutmaßt: „Wenn Franck wieder zu einem Elfmeter anläuft, weiß keiner, wie er ihn schießen wird. Der Kerl ist unberechenbar.“

Und unbezahlbar. „Kein Klub der Welt hat in diesen schwierigen Zeiten das Geld, um uns einen Franck Ribéry abspenstig zu machen“, sagte Hoeneß in „Sport-Bild“. Da kann der Franzose noch so hasardieren, eine gewisse Narrenfreiheit hat er bei Bayern. Nahezu alle Wünsche, alle Extras werden ihm erfüllt – weil sie wissen, dass er anders ist.

„Es wurde zuletzt sehr viel über meine Person und über Geldsummen gesprochen und über andere Klubs, aber das sind nicht meine Sorgen und das ist auch nicht mein Ziel. Mein Ziel ist, 100 Prozent für den FC Bayern zu geben und hier guten Fußball zu spielen“, sagte er am Mittwoch.

Das war kein Witz, keine Clownerei – bei den Bayern-Bossen geht der Puls wieder runter. Bis zum nächsten Elfmeter. „Ich verstehe, dass der Manager gestern im ersten Moment etwas genervt darüber war. Ich glaube ihn aber gut genug zu kennen, dass er das nicht als allzu schlimm betrachtet. Natürlich ärgert es einen im ersten Moment, wenn so etwas schief geht“, sagte Ribéry und verteidigte sich: „Das ist meine Art, Fußball zu spielen, und ich werde das beibehalten.“

Zaubern und zocken. Am Freitag in Hamburg will er wieder antreten aus elf Metern. Und wie? Ribéry: „Vielleicht hätte ich einen zweiten Elfmeter in Stuttgart genauso geschossen, vielleicht anders.“ Ein Artist überrascht sich gern selbst. P. Strasser, R. Franke

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