Ziemlich beste Feinde: Zwischen Bayern und dem DFB kracht es regelmäßig

München - Für Mehmet Scholl ist die Sache ganz klar: Hansi Flick wird noch länger Bayern-Trainer bleiben - so gern ihn der DFB auch als Nachfolger von Joachim Löw im Amt des Bundestrainers sehen würde.
Flick als Nachfolger von Bundestrainer Löw? Scholl hält das für unwahrscheinlich
Flick sei "ein Geschenk für den FC Bayern. Eigentlich für jede Mannschaft, für jeden Verein", sagte Scholl bei "Bild live" und ergänzte: "Ich glaube, er wird irgendwann ein Angebot von Bayern bekommen, nach dem er ein zweites Konto aufmachen muss bei der Bank, weil das eine voll ist."
Flick fühle sich in München sehr wohl. "Er ist angesehen, er ist geliebt", ergänzte Scholl. Er könne sich nicht vorstellen, dass der Posten als Bundestrainer für Flick "jetzt der Wunschjob ist. Er wird das jetzt noch ein paar Jahre machen bei Bayern und das richtig gut. Warum sollte er jetzt Nachfolger von Löw werden wollen?"
Außerdem sei der DFB "ein ganz spezieller Verein und ich verstehe jetzt immer mehr, warum die Bayern-Granden, warum Rummenigge, Hoeneß immer wieder mit dem DFB anecken. Das hat diverse Gründe", so Scholl. Einer davon: DFB-Direktor Oliver Bierhoff flirtete zuletzt öffentlich mit Flick, der immerhin noch bis 2023 vertraglich an Bayern gebunden ist. Das sorgte für große Verärgerung bei Karl-Heinz Rummenigge.
Streit zwischen FC Bayern und DFB: Rummenigge gegen Bierhoff
Bayerns Vorstandsboss warf Bierhoff bei Sport1 "illoyales Verhalten" Löw gegenüber vor und polterte: "Wir werden nicht die Probleme des DFB lösen. Und wenn ich ehrlich bin: Wäre ich Trainer und sollte vom Arbeitgeber FC Bayern zum Arbeitgeber DFB wechseln, würde mir das lediglich ein Schmunzeln entlocken." Bayern und der DFB: Ziemlich beste Feinde. Man kennt das ja schon. Am Rande der Klub-WM-Übertragung bei "Bild live" ging der Streit in die nächste Runde.
"Ich habe überhaupt kein Problem mit Oliver, aber ich finde es nicht gerade gut, dass er in diversen Interviews die aus seiner Sicht schlechte Nachwuchsarbeit auch den Bundesligaklubs in die Schuhe schiebt. Und auch bei unserem Trainer Zukunftspläne kundtut. Das gehört sich einfach nicht", sagte Rummenigge über Bierhoff, der sich doch bitte "um seine Dinge kümmern" solle, so Rummenigge: "Der Job beim DFB verlangt anspruchsvolles Zupacken. Das würde ich auf jeden Fall empfehlen."
Bierhoff: "Mir Illoyalität vorzuwerfen, verwundert mich schon"
Bierhoff wiederum entgegnete, ihn habe "die Heftigkeit" des Angriffs überrascht: "Mir Illoyalität vorzuwerfen, verwundert mich schon." Er habe "volles Vertrauen in Jogi Löw und gehe auch davon aus, dass er seinen Vertrag bis 2022 erfüllen wird." Aber er halte Flick nun mal ebenfalls für fähig, eine Nationalelf zu betreuen. Das Thema dürfte noch ein bisschen köcheln.
Gleiches gilt für die Personalie Thomas Müller. Die Bayern-Verantwortlichen würden den Routinier gern bei der EM im Sommer sehen, bislang verzichtet Löw aber auf ihn. Müller war im Zuge des Neuaufbaus im DFB-Team ebenso wie Jérôme Boateng und Mats Hummels von Löw aussortiert worden.
Jogi Löw wird den "für ihn stärksten Kader" zusammenstellen
"Letztendlich wird es eine Entscheidung sein, in der man den gesamten Kader Richtung EM betrachtet", sagte Bierhoff: "Ich kann nur eines garantieren, dass es keine Sturheit ist oder dass Jogi keinen Schritt zurückgehen möchte, sondern dass er am Ende so entscheiden wird, dass der für ihn stärkste Kader zusammengestellt ist." Zu diesem könnte auch das 17-jährige Bayern-Talent Jamal Musiala gehören.
Bierhoff berichtete von einem "sehr guten Gespräch: "Jetzt warten wir mal ab, wie der Junge aus dem Herzen heraus entscheidet, für welches Land er spielt." Der englische U21-Nationalspieler Musiala wäre auch für die Three Lions spielberechtigt, er tendiert aber wohl zu Deutschland. So oder so: Das angespannte Verhältnis zwischen Bayern und DFB wird seine Entscheidung kaum entspannen.