Zerlegt Tönnies den Neuer-Deal?

Schalkes starker Mann Tönnies, der Fleischfabrikant, tönt: „Ich will Manuel den Bayern aus dem Rachen reißen.”  Die Endgültige Entscheidung kommt wohl erst am Montag.
von  Thomas Becker
Der Kotelett-König: Clemens Tönnies in seiner Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück. Für die Hackfleisch-Produktion dort interessiert sich derzeit das Landgericht Essen.
Der Kotelett-König: Clemens Tönnies in seiner Fleischfabrik in Rheda-Wiedenbrück. Für die Hackfleisch-Produktion dort interessiert sich derzeit das Landgericht Essen. © firo

Schalkes starker Mann Clemens Tönnies, der Fleischfabrikant, tönt mal wieder: „Ich will Manuel den Bayern aus dem Rachen reißen”

Gelsenkirchen - Das „Spindler und Klatt” an der Spree ist einer der feineren Klubs Berlins. Das Publikum am Samstagabend: Veronica Ferres, Carsten Maschmeyer, Maria Höfl-Riesch mit Mann Marcus, Günter Netzer mit Frau Elvira, Franziska van Almsick, NRW-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft, SPD-Größe Frank-Walter Steinmeier, Gerhard Mayer-Vorfelder, Otto Rehhagel mit Frau Beate... Alle waren sie eingeladen von einem Metzgerssohn aus Rheda-Wiedenbrück: Clemens Tönnies.

Seit zehn Jahren ist der einst von Rudi Assauer als „Wurst-Heini” Beschimpfte nun Vorsitzender des Aufsichtsrats von Schalke 04. Am Freitag wird er 55 und hat derzeit Oberwasser wie noch nie: DFB-Pokal gewonnen, nachts um fünf Stage-Diving zu Westerhagens „Sexy” im „Spindler und Klatt”, Vertrag mit Gazprom bis 2017 verlängert und dem FC Bayern einen Kampf bis aufs Messer versprochen: „Ich lasse einen Manuel Neuer nicht so einfach gehen. Er ist für mich wie ein Sohn. Ich bin strikt gegen diesen Transfer. Ich will Manuel den Bayern noch aus dem Rachen reißen.” Gut gebrüllt, Löwe!

Endgültige Entscheidung in einer Woche

Eigentlich schien Neuers Transfer zum FC Bayern unter Dach und Fach, nur eine Frage der Zeit, wann sich Neuer und Schalke erklären würden. Und eigentlich wollte Tönnies zwei Tage feiern und sich dann erst um die Causa kümmern. So lange hielt er es natürlich nicht aus, und so schwirrten schon am Tag nach dem 5:0 gegen Duisburg neue Zahlen durch die Welt: Vier-Jahres-Vertrag mit sieben Millionen Euro Gehalt pro Saison, dazu diverse Star-Einkäufe für ein neues Team – alles nur, um Neuer zu halten. Am kommenden Montag wollen Schalkes Bosse eine endgültige Entscheidung treffen. Tönnies sagt: „Die Rechnung ist erst zu Ende, wenn ein Strich drunter ist.” Beim FC Bayern wollte zu der neuen Entwicklung niemand Stellung nehmen; man kann sich die Stimmung an der Säbener Straße aber vorstellen.

Wie Kollege Uli Hoeneß macht Tönnies in Fleisch, im ganz großen Stil. Der vor 40 Jahren von seinem früh verstorbenen Bruder Bernd gegründete Fleisch- und Wurstwaren-Großhandel ist mittlerweile einer der größten Fleischproduzenten Europas mit einem Milliarden-Umsatz, mehr als 4000 Mitarbeitern und zwölf Werken in zehn Ländern. 200000 Schweine werden pro Woche in Tönnies’ Zerlegefabrik verarbeitet. Gerne posiert er für Fotografen zwischen Schweinehälften und veranstaltet blau-weiße Nächte zu Gunsten seiner Initiative „Fleisch zur Freude der Kinder”, eines Vereins, der Waisen und kranken Kindern hilft und den die deutsche Zerlegemeisterschaft der Metzger ausrichtet. Der gelernte Fleischtechniker und Kaufmann wurde zum „Kotelett-Kaiser”.

Vor ein paar Tagen musste er sich jedoch vor dem Landgericht Essen verteidigen. Der Vorwurf: „Fehletikettierung von gemischtem Hackfleisch”. Von 2004 bis 2007 soll seine Firma mehr als 175 Millionen falsch etikettierte Hackfleisch-Packungen an Discounter verkauft haben. Tönnies tönte: „Wir machen das beste Hackfleisch der Welt!” Und er witterte eine Verschwörung: „Man wollte uns vernichten.”

Ein Mann, der die Ellbogen ausfahren kann. Kein Wunder bei sechs Geschwistern. Zu Bruder Bernd, 1994 ebenfalls Schalkes Aufsichtsratschef, sah er immer auf – und erfüllte ihm seinen letzten Wunsch: „Kümmere dich um Schalke!” 

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