Zé und das „Geschenk Gottes“

Der Brasilianer, beim FC Bayern abgeschoben, brilliert auch gegen den Ex-Klub und will nun ein Comeback in der Nationalelf. Manager Uli Hoeneß rechtfertigt die Personalie.
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Immer auf Ballhöhe: Zé Roberto überragte alle, nicht nur Thomas Müller.
firo/Augenklick Immer auf Ballhöhe: Zé Roberto überragte alle, nicht nur Thomas Müller.

Der Brasilianer, beim FC Bayern abgeschoben, brilliert auch gegen den Ex-Klub und will nun ein Comeback in der Nationalelf. Manager Uli Hoeneß rechtfertigt die Personalie.

HAMBURG Giovane Elber hatte es ihm vorhergesagt: Mit dem Alter kommen die Probleme mit den Muskeln. Und als ob Elber von Brasilien aus bis nach Osnabrück schauen könnte: Nach der Pokalblamage gegen den Drittligisten musste sich Zé Roberto für die nächsten zwei Tage vom Training abmelden: muskuläre Probleme an der Wade – ausgerechnet vor dem Wiedersehen mit den alten Kollegen vom FC Bayern. Denen und vor allem Uli Hoeneß wollte er nur allzu gern beweisen, wie falsch das alles war, ihm keinen neuen Zwei-Jahres-Vertrag gegeben zu haben.

Und dann war er doch fit. Spielte eine prima Partie – und entschied sie auch noch höchstpersönlich. In Minute 72 lief er zunächst Mario Gomez davon, schlängelte sich wie ein Aal in bayerische Strafraumgewässer und ließ mit einem so schnöden wie genialen Flachpass die komplette Bayern-Defensive ganz schlecht aussehen: Petric musste nur noch einschieben.

Logisch, dass sich Uli Hoeneß später die Frage anhören musste, die er sich in den vergangenen Monaten schon oft anhören musste: „War es nicht ein Fehler, Zé Roberto abzugeben?“ Wenig überraschend antwortete der Bayern-Manager: „Nein.“ Und weiter: „Dass Zé ein guter Spieler ist, das weiß jeder, und dass er das hervorragend gemacht hat, auch. Aber da draußen darf das natürlich nicht passieren, dass man praktisch nach dem Motto ,Bitte nach Ihnen’ den laufen lässt.“ Gemeint war Aushilfsverteidiger Gomez, der Zé Roberto vor dem 0:1 nicht stoppen konnte.

Doch das erging zuletzt auch gelernten Defensivkräften so. Der Brasilianer ist in derart blendender Form, dass Hoeneß seine Entscheidung erneut rechtfertigen musste: „Wir müssen eine klare Politik machen, können nicht einem 35-Jährigen einen Zwei-Jahres-Vertrag geben und dem Kapitän Mark van Bommel, der 32 oder 33 Jahre alt ist, einen Ein-Jahres-Vertrag. Wenn man den ganz Alten lange Verträge gibt, dann muss man Müller und Badstuber gleich wieder ausleihen, und das ist keine kluge Politik.“ Dennoch: Als Danke-Schön für sechs Jahre beim FC Bayern hatte Hoeneß Zé Roberto eine schicke Uhr geschenkt - vor dem Spiel.

HSV-Coach Bruno Labbadia wollte zum Thema Zé „keine Wertung für den FC Bayern abgeben“, sagte aber: „Ich freue mich für den HSV und für mich selber, dass wir ihn bekommen haben, weil für uns das Alter keine Rolle gespielt hat, weil wir nur die Qualität und auch den Menschen geholt haben“.

Der viel Gepriesene selbst spricht forsche Worte: „Ich will Meister werden. Dieses Spiel war ein Signal, das auch eine andere Mannschaft als Bayern den Titel holen kann“, sagte Zé Roberto. Er genieße das „schöne Gefühl, gegen Bayern zu gewinnen“. Von Genugtuung wollte er nicht sprechen, dennoch sei dieser Sieg für ihn „ein Geschenk Gottes“. Und Zé schaute noch nach vorn: „Wenn ich so weiterspiele, habe ich große Chancen, wieder in der Nationalmannschaft zu spielen.“ Den Segen aller Fußballfans hätte er sicher.

Thomas Becker

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