Zaudern und zögern: Das Pokerspiel um Bayern-Star Serge Gnabry geht weiter

Bayern-Star Serge Gnabry hat viel Spaß im Kreis der DFB-Elf und denkt gar nicht daran, sich konkret zu seiner Vertragssituation im Klub zu äußern. Viel lieber spricht er über das Dauer-Thema Wertschätzung.
von  Patrick Strasser
Voller Fokus auf die Nationalmannschaft und die anstehenden Spiele in der Nations League: Mit seiner eigenen Vertragssituation in München will sich Bayerns Serge Gnabry im Moment (angeblich) nicht beschäftigen.
Voller Fokus auf die Nationalmannschaft und die anstehenden Spiele in der Nations League: Mit seiner eigenen Vertragssituation in München will sich Bayerns Serge Gnabry im Moment (angeblich) nicht beschäftigen. © imago/Zink

München - Das Kreisspiel, Ballhochhalten - gehört zum Alltag eines Profifußballers, ist nahezu bei jedem Aufwärmprogramm Bestandteil - natürlich auch bei der Nationalmannschaft.

Am Donnerstagvormittag geschah das Malheur. Serge Gnabry spielte, wenn auch nicht ganz perfekt, die Kugel im Kreis zu Timo Werner, der sich dann beim Jonglieren (nur zwei Kontakte waren gestattet) ins Gesicht schoss. Der Bayern-Profi lachte sich schlapp, bekam sich vor Lachen über den Slapstick-Moment des Chelsea-Stürmers gar nicht mehr ein und kugelte über den Rasen des Adi-Dassler-Stadions in Herzogenaurach.

"Ich weiß nicht, inwiefern ich ihn da jetzt in die Kacke reinreiten soll", meinte Gnabry und schmunzelte, "es war eine sehr lustige Aktion. Ich hatte Niklas Süle neben mir, der ein sehr ansteckendes Lachen hat, und dann konnte ich es nicht mehr verheben."

Serge Gnabry schlug bislang sämtliche Vertragsangebote aus

In den Tagen vor dem diesjährigen Nations-League-Auftakt gegen Europameister Italien am Samstag in Bologna (20.45 Uhr, RTL live) wirkt es so, als sei die Stimmung prächtig im DFB-Team. Vier Pflichtspiele in elf Tagen zur Vorbereitung auf die Winter-WM in Katar.

Also wird immer, ganz Profi, auf die pflichtgetreue Fokussierung auf die Aufgaben der Gegenwart verwiesen. Und doch dürften die Gedanken einiger Nominierter hin und wieder abschweifen - vor allem bei denen, deren Vertragslage unklar ist. Wenn Fragen offen sind, werden sie von den Reportern gestellt. Wie auch am Donnerstagmittag auf der Pressekonferenz. Gnabry war also klar, auf was er sich einlässt als Podiumsteilnehmer.

Der 26-Jährige hat bei Bayern noch einen Vertrag bis 2023, schlug die bisherigen Offerten des Vereins zu einer Vertragsverlängerung samt ordentlicher Gehaltsaufbesserung aus.

Bericht: Bei Bayerns Schmerzgrenze bei Gnabry liegt bei 40 Millionen

Sein Trumpf: Kommenden Sommer ist er ablösefrei. Die Gespräche stocken seit Monaten, das Zögern und Zaudern des Flügelspielers lockt Interessenten wie etwa Real Madrid. Der Champions-League-Sieger soll Gnabry auf dem Radar haben, was keinen Fußballer kalt lässt.

Die Bayern-Verantwortlichen wollen ihren Wuschelkopf nicht wie Süle in diesem Sommer oder David Alaba (auch zu Real) im vergangenen Jahr ohne Ablöse ziehen lassen. Dann lieber eine stattliche Summe in diesem Sommer-Transferfenster (geöffnet bis zum 1. September) kassieren, laut "Bild" liegt die finanzielle Schmerzgrenze bei rund 40 Millionen Euro. Doch was will der Spieler?

"Zu meiner eigenen Vertragssituation will ich mich hier nicht äußern, deswegen dazu bitte keine weiteren Fragen mehr", blockte der gebürtige Stuttgarter das Thema schmallippig ab. Konkreter wurde Gnabry beim Thema Wertschätzung. Diese "sollte von beiden Seiten gezollt werden. Egal, ob vom Spieler zum Verein oder vom Verein zum Spieler." Gnabry führte aus: "Es ist nicht immer nur so, dass jeder von uns nur ans Geld denkt, da spielen im Arbeitsverhältnis noch andere Dinge eine Rolle, um sich wohlzufühlen."

Serge Gnabry bedauert Transfer-Zoff um Robert Lewandowski

Ein Wink an die Bosse mit dem Zaunpfahl angesichts des Dauerzoffs um Robert Lewandowskis angestrebten Abschied von den Bayern zum FC Barcelona , bei dem es auch ständig um das Dauerthema gegenseitige Wertschätzung geht? Vermutlich.

Angesprochen auf den drohenden Abgang des Fifa-Weltfußballers, der wie Gnabry noch bis 2023 vertraglich an die Bayern gebunden ist, meinte sein (Noch-)Teamkollege: "Aus meiner Sicht, als Mitspieler, als Teil des Vereins, ist es ein bisschen schade, wie es hin und her geht. Deswegen hoffe ich, dass eine friedliche Einigung stattfinden wird." Was wohl auch auf seine Situation gemünzt werden könnte. Mit dem Unterschied, dass sich Gnabry noch nicht entschieden hat.

Das Zögern und Zaudern Gnabrys steht sinnbildlich für die schwierige Lage des FC Bayern in diesen Wochen. Einkäufe wie der von Mittelfeldspieler Konrad Laimer (25/Leipzig) oder der avisierte Königstransfer von Stürmer Sadio Mané (30) vom FC Liverpool hängen in der Schwebe - und nicht zuletzt vom Ausgang der Causa Lewandowski und der Entscheidung im Fall Gnabry ab.

Der Transfersommer ist noch lang, besonders die Tage Ende August werden meist ziemlich heiß.

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