Youth League: Was bringt das dem FC Bayern?
Köln - Seit Beginn der Saison gibt es die Champions League für Fußball-Junioren – aber die Öffentlichkeit hat sich dafür nicht sonderlich interessiert. Erst als die A-Mannschaft des FC Bayern München dann Manchester City begeisternd beherrscht und 3:1 besiegt hatte, die Nachwuchsmannschaft aber 0:6 verlor, rückte das Thema in den Fokus.
Schließlich hatte die Bayern-Jugend auch schon 0:2 gegen ZSKA Moskau verloren. Und die "Großen" von Bayer Leverkusen gewannen zwar 2:1 gegen Real Sociedad San Sebastian, aber die U19 erlitt eine 1:5-Klatsche.
Da stellt sich die Frage: Sind die vielgerühmten Trainingszentren nur Augenwischerei? Andreas Rettig, Geschäftsführer der Deutschen Fußball Liga (DFL), begegnet dem neuen Wettbewerb mit einer gehörigen Portion Skepsis: "Die Vorteile dieses Wettbewerbs für unsere Klubs erschließen sich mir nicht. Eigentlich brauchen die deutschen Profiklubs mit ihren Leistungszentren sowie die A- und B-Jugend-Bundesliga diesen Zusatzwettbewerb mit all seinen Belastungen nicht."
Fragt sich nur, weshalb die Bundesliga bei dem Wettbewerb überhaupt mitmacht. Fakt ist: 2011/12 starteten der Fernsehproduzent Justin Andrews und der Sportdirektor des FC Brentford, Mark Warburton, eine eigene Serie, die für Nachwuchsmannschaften der Top-Vereine reserviert war und deren TV-Rechte sie an Eurosport verkauften.
2012/13 nahmen der VfL Wolfsburg und Borussia Dortmund an dieser "Next-Generation"-Serie teil. Doch sie war der Europäischen Fußball-Union (Uefa) ein Dorn im Auge. Wenn sich schon am Nachwuchs Geld verdienen lässt, dann möchte der Verband das abschöpfen und es nicht Privatleuten überlassen. So wurde die Einführung der Jugend-Champions-League übers Knie gebrochen.
Fachlich spricht einiges gegen diesen Wettbewerb, aber aus sportpolitischen Erwägungen konnten der Deutsche Fußball-Bund (DFB) und die DFL nicht fernbleiben. Und selbst wenn die Nachwuchs-Bundesligen und Trainingszentren ausreichend sind – Standard in anderen Ländern sind sie nicht. Die brauchen den internationalen Vergleich.
Hinzu kam, dass die Wahl der Uefa-Exekutivmitglieder kurz bevorstand. DFB-Präsident Wolfgang Niersbach wurde ohne Gegenstimme gewählt. Und Uefa-Präsident Michel Platini wird am Donnerstag beim DFB-Bundestag ein Grußwort sprechen.
Wolfgang Dremmler, beim FC Bayern Ansprechpartner für das Junioren-Team, steht der Veranstaltung neutral gegenüber, sagt aber: "Wir vier Champions-League-Teilnehmer werden im November eine gründliche Bilanz ziehen. Wenn wir das auf zwei Jahre angelegte Experiment fortsetzen, müssen wir ein anderes Format finden."
Das heißt: Nicht unbedingt parallel zu den "Großen" spielen, eventuell auch andere Mannschaften zulassen als den Nachwuchs von CL-Teilnehmern. Der muss ja nicht immer die Qualität der A-Mannschaft haben. Und wenn sich Nachwuchsmannschaften für das Achtelfinale qualifizieren, die A-Mannschaften aber nicht, gibt der Spielplan sowieso noch ein großes Durcheinander.
Die Kopplung ist ein Problem, zumal Deutschlands Meister – der VfL Wolfsburg – außen vor bleibt. Das größte Problem ist für Dremmler und Jürgen Gelsdorf, Ansprechpartner im Leistungszentrum von Bayer Leverkusen, die schulische Situation für die Spieler.
Dremmler: "Unsere Spieler haben einen von 8 bis 21.30 Uhr durchgetakteten Tagesplan. Da bleibt für einen Restaurant- oder Kinobesuch mit der Freundin keine Zeit. Wenn in Bayern Klausurwochen sind, bekommen die Spieler kein schulfrei. Da fehlen dann schon mal Leistungsträger."
In Nordrhein-Westfalen wird das etwas lockerer behandelt, aber auch Gelsdorf beklagt 18 zusätzliche Fehltage in den Schulen – und die sind schon so hoch genug.
Verein, DFB-Nationalmannschaft, regionale Auswahlmannschaft, Champions League – da klagt Gelsdorf: "Spielpraxis schön und gut. Aber in dem Alter fehlen mir Trainingseinheiten. Drei Tage weg, Regeneration – da fällt so viel aus! Ist das alles vernünftig?"
Manchester und San Sebastian sind gegenüber Bonn und Unterhaching natürlich Highlights für die Spieler. Dremmler und Gelsdorf halten das Drumherum mit Hymne und Banner im Mittelkreis aber für überdimensioniert.
Gelsdorf: "Ich sage den Jungs immer: Macht Fotos, stellt sie auf Facebook, aber denkt dran, wie wenige den Sprung in die A-Elf schaffen. Genießt also den Augenblick. Den habt ihr euch erarbeitet, aber er besagt nichts. Und vergesst die Schule nicht."
Da sind die Berater, die nach solchen Spielen auf der Matte stehen, natürlich gegenteiliger Ansicht. Aber das ist ein anderes Thema.