Xherdan Shaqiri: "1860 gehört in die erste Liga!"

Steinhöfer spielt beim TSV 1860, Shaqiri beim FC Bayern - und beide sind seit Baseler Tagen dicke Freunde. Die AZ traf sie zum rot-blauen Käsefondue-Gipfel.
von  Florian Bogner, Filippo Cataldo
Abholservice: Markus Steinhöfer (r.) holte seinen Kumpel Xherdan Shaqiri vom Auto ab, zeigte ihm den Weg.
Abholservice: Markus Steinhöfer (r.) holte seinen Kumpel Xherdan Shaqiri vom Auto ab, zeigte ihm den Weg. © Philippe Ruiz

Markus Steinhöfer spielt beim TSV 1860 München, Xherdan Shaqiri beim FC Bayern München - und beide sind seit gemeinsamen Tagen beim FC Basel dicke Freunde. Die AZ traf sie zum rot-blauen Käsefondue-Gipfel.

München - Markus Steinhöfer ist ein paar Minuten früher da. Sein Löwen-Kollege Andreas Ludwig hat ihn, der am liebsten Tram und U-Bahn fährt, am Gärtnerplatz abgesetzt. "Shaq hab ich schon gesehen, der sucht mit seiner Riesen-Karre noch einen Parkplatz", sagt Steinhöfer.

Eineinhalb Jahre haben der Löwen-Neuzugang und Xherdan Shaqiri, der Bayern-Star, gemeinsam beim FC Basel gespielt, wurden in der Schweiz zu Freunden. Nun sind sie beide in München.

Die AZ traf die beiden zum Doppelinterview in der Gärtnerplatz Alm.

AZ: Herr Shaqiri, Herr Steinhöfer, Sie bildeten in Basel zusammen eine gefürchtete rechte Seite. War es damals Liebe auf den ersten Blick?

STEINHÖFER: (lacht) Liebe vielleicht nicht, aber fußballerisch haben wir super harmoniert, hatten megaviel Spaß. Für mich war’s die beste Zeit meiner Karriere. Wir sind zusammen zweimal Meister geworden, haben den Schweizer Pokal gewonnen, in der Champions League Manchester United ausgeschaltet und die Bayern 1:0 geschlagen.

SHAQIRI: Das 2:1 gegen Manchester war der Hammer. Was haben wir gezittert! Kurz vor Schluss hat der Steini an die eigene Latte geschossen, unglaublich! Mein Herz! Die Fans haben ihm ein Lied gewidmet. Sing mal, Steini!

STEINHÖFER: (sagt das Fanlied auf) ‚Dr Steini isch e Glatte, dr Steini isch e Glatte, dr Steini schießt dr Ball an d Latte!' Wir sind nach dem Spiel spontan an den Barfüsserplatz gefahren. Da haben 20000 Basel-Fans das Lied gesungen. Wahnsinn.

Waren Sie traurig, als Shaqiri 2012 zu Bayern ging?

STEINHÖFER: Klar, ein bisschen schon. Aber ich gehörte zu denen, die ihn ermutigt haben, es unbedingt zu machen! Scheint nicht die falsche Entscheidung gewesen zu sein. Mit ihm gespielt zu haben, war ein Highlight. Shaq ist Instinktfußballer, macht die richtigen Dinge, ohne genau zu wissen, wieso. Und: Mein einziges Tor, das ich für Basel geschossen habe, hat er mir aufgelegt. Das vergesse ich nie!

Herr Shaqiri, können Sie in München noch unerkannt durch die Stadt gehen?

SHAQIRI: Nein, auf dem Weg hierhin hab Leute Fotos von mir im Auto gemacht. Aber die Münchner sind nicht aufdringlich, das ist in Ordnung.

STEINHÖFER: Du stichst ja auch raus! (macht mit den Händen eine Geste, die an einen Kasten erinnert)

SHAQIRI: Aber manchmal verwechseln sie mich auch mit meinem Bruder. (lacht)

Und wie ist das als Sechzger?

STEINHÖFER: Ich bin noch nicht so lange da. Aber es gibt genug Blaue in der Stadt.

SHAQIRI: In Giesing gibt es viele 1860-Fans, oder?

STEINHÖFER: Hallo? Das ist die Sechzig-Hochburg!

SHAQIRI: Ja, da sind so viele 1860-Fahnen und Fanposter aufgehängt. Da muss ich ein bisschen aufpassen.

(das Chili-Fondue kommt)

SHAQIRI: (probiert) Sehr gut! Das letzte Fondue, das ich in der Schweiz hatte, war nicht so gut.

STEINHÖFER: (nimmt auch eine Gabel) Wirklich sehr gut, hab’ mich schon den ganzen Tag auf dieses Essen Freude.

Schauen Sie sich 1860-Spiele an, Herr Shaqiri?

SHAQIRI: Klar, ich habe letztens das Spiel gegen Ingolstadt gesehen…

STEINHÖFER: …och nö… Da waren wir wirklich schlecht (1860 verlor 0:2, d. Red.).

SHAQIRI: Ja, das war ausbaufähig – auch bei Steini! (lacht) Und die Fans haben sich nicht wirklich benommen. Dennoch: Ich hoffe sehr, dass die Sechzger aufsteigen. 1860 gehört einfach in die erste Liga, ganz klar. Das muss das Ziel sein. Wir brauchen wieder ein Derby in München! Das wäre genial, das Geilste.

STEINHÖFER: Wir wollen so schnell wie möglich rauf. Das wäre eine Win-Win-Situation für alle, hätte Attraktivität hoch Zehn. Wir müssen jetzt einfach Gas geben.

SHAQIRI: Ich habe als Jugendlicher immer die Derbys zwischen Bayern und Sechzig im Fernsehen geschaut, das war Wahnsinn. Ich würd's gerne selbst erleben. In Basel hatten wir das Duell mit Zürich und jetzt Bayern gegen Dortmund, aber das ist nicht dasselbe. Ich habe mir neulich das Amateur-Derby angeschaut, das war schon genial: die Grünwalder Straße komplett dicht, die Fans elektrisiert. Die jungen Sechzger gewinnen immer gegen Bayern, oder?

STEINHÖFER: Das A-Jugend-Derby neulich ging an uns, 4:2!

Da hat Heiko Vogel, Bayerns U19-Trainer und früher Ihr Meistercoach in Basel, den Kürzeren gezogen.

SHAQIRI: Dabei habe ich ihm vorher noch eine SMS geschrieben, dass er nicht verlieren darf!

STEINHÖFER: Und was hast Du ihm nachher geschrieben?

SHAQIRI: Da habe ich ihn lieber in Ruhe gelassen...

Schon komisch: Vogel war Ihr Förderer in Basel, nun trainiert er die Bayern-Jugend.

STEINHÖFER: Bei Bayern kann man sich als U19-Trainer einen guten Namen machen. Im Fußball läuft’s manchmal nicht so, wie man es geplant hat. Bei mir war’s letzten Sommer auch so: Eigentlich war ein Wechsel schon fast durch, aber so gut wie sicher, das heißt im Fußball nichts. Es klappte nicht und weil ich nicht ewig rumeiern wollte, musste ich eine andere Entscheidung treffen.

Sie gingen zu Real Betis nach Sevilla, wo sie wenig zum Einsatz kamen.

STEINHÖFER: Im Nachhinein bestimmt nicht die beste Entscheidung. Jetzt gibt's einen Neustart bei 1860. Einfach wieder Spaß haben. Und ich bin froh, wieder im deutschsprachigen Raum zu sein – daheim.

Wer kennt sich denn in München besser aus?

SHAQIRI: Steini! Der hat ja in der Jugend für Bayern gespielt. Den Gärtnerplatz kenne ich ganz gut. Oder den Marienplatz.

STEINHÖFER: Aber nur von oben, vom Balkon aus!

SHAQIRI: Und Du nur von unten! (lacht) Aber es stimmt schon: So richtig kenne ich mich noch nicht aus, fahre eigentlich nur mit Navi rum. Und ich bin noch nie U-Bahn gefahren...

STEINHÖFER: Komm' Shaq, wir fahren mal U-Bahn zusammen! Ich spendier Dir ein Ticket! (lacht)

SHAQIRI: Klar, und ich zieh mir eine Schultasche auf den Rücken, damit uns keiner erkennt.

 

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