Wolfsburger Roulette: Das Finale als Glücksspiel
MÜNCHEN - Es ist ein schmaler Grat, zwischen dem Glauben an das Wunder und die Angst vor dem Albtraum. Insgeheim hoffen die Bayern doch auf den Meistertitel, aber sie fürchten auch den Absturz in den Uefa-Cup. Und was glauben Sie, wo am Ende die Bayern landen? Stimmen Sie ab!
Die Gefahr, beim Saisonfinale der Fußball-Bundesliga als Verlierer des brisanten „Süd-Gipfels“ womöglich auf Rang vier abzustürzen und damit aus den Champions-League-Plätzen zu fallen, ist realer als die Wahrscheinlichkeit eines Wolfsburger Blackouts im Heimspiel gegen die UEFA-Cup-Final-Verlierer des SV Werder Bremen. „Was in Wolfsburg passiert, ist Casino“, bemerkte Bayern-Manager Uli Hoeneß, der seinen Alptraum klar benannte: „Der UEFA-Cup wäre fatal“, sagte der gebürtige Schwabe.
Die Stadt ist jedenfalls darauf vorbereitet, sollten die Bayern doch noch Meister werden. „Wir haben alle organisatorischen Maßnahmen in die Wege geleitet, sind auf alles vorbereitet“, sagte OB Christian Ude der AZ. Was die Stadt vom FC Bayern unterscheidet. Bei Sportlern regiert der Aberglaube: Ja nichts planen. Die 22. Meisterschaft der Bayern wäre für Karl-Heinz Rummenigge nach Lage der Dinge „eine Weltsensation“. Der Vorstandsboss: „Ich gehe davon aus, dass Wolfsburg zu 99 Prozent Meister wird und das Ding gelaufen ist. Und Felix Magath scheint ja schon zu 100 Prozent von der Meisterschaft überzeugt zu sein, wenn er schon auf den Rathausbalkon geht – vielleicht hat er Entzugserscheinungen.“ Auf Magaths provokantem TV-Interview auf dem Rathaus-Balkon für den BR reagierte der Vorstandsboss „relaxed“, musste über die Bilder „schmunzeln“.
Die Stadt
OB Christian Ude wird nicht im Stadion sein. Etwa ein halbes Dutzend Rathausangestellter wird am Samstag eine Zusatzschicht einlegen, das Spiel an TV oder Radio verfolgen und danach handeln, wenn nötig. „Das ist für uns business as usual“, sagt Stefan Hauf vom Presseamt der Stadt, „und der Aufwand hält sich in Grenzen. Der Balkon steht ja. Wir haben einen - im Gegensatz zu manch anderer Gemeinde." Der Empfang? Kein Problem: „Ein Empfang wie jeder andere auch“, sagt Hauf.
Die Polizei
„Wir nehmen den Ball so, wie er kommt“, sagt Wolfgang Wenger, der Pressesprecher der Münchner Polizei, „wegen uns kann der FC Bayern ruhig Meister werden. Wir sind natürlich vorbereitet. Die Polizei lässt sich nicht überraschen.“ Es ist ein recht anstrengendes Wochenende für die Beamten: Die Bayern und die Hachinger spielen jeweils am Samstag, eine Nazi-Demonstration plus Gegendemonstration ist angemeldet und auch noch eine Laufveranstaltung geplant – eine so genannte Mischlage, viel Arbeit für die Münchner Polizei. „Aber im Rahmen der Vollbeschäftigung würden wir einen Auto-Korso auch noch mitnehmen“, sagt Wenger, „der FC Bayern ist einen Jubel-Umzug gewöhnt und wir auch. Darin haben wir schon Erfahrung.“
Die Route: Raus aus der Arena, auf die Freisinger Landstraße bis zur Ungerer, dann Richtung Münchner Freiheit, auf die Leopoldstraße bis zum Hintereingang des Rathauses. Wenger hofft, dass nicht wieder der Fanclub „Schickeria“ den Korso blockiert, wie im vorletzten Jahr in Schwabing. Vorbereitet ist ein „überlappender Einsatz“ – in Zusammenarbeit mit dem Ordnungsdienst des veranstaltenden FC Bayern. Die Zahl der Beamten im Einsatz liegt laut Wenger „im dreistelligen Bereich“.
Und der FC Bayern?
Festlich und feierlich wird es schon kurz vor Anpfiff. Da soll Lukas Podolski verabschiedet werden, er wechselt zum 1. FC Köln. Eine mögliche Meisterehrung wird von der DFL organisiert – neben der Schale muss ein Podest und ein wenig Pyro-Technik in die Allianz Arena geschafft werden. Und die Bayern? Rummenigge: „Wir planen gar nichts." So wurde es auf der Vorstandssitzung am Montag beschlossen. Nach dem Stuttgart-Spiel werde man sich zum Abendessen im kleinen Kreis zusammensetzen – und bei Alfons Schuhbeck ist für die Bayern immer ein Plätzchen frei. Ganz spontan und auch für über hundert Leute.
ps/tbc