Wird Max Eberl der neue Sportdirektor beim FC Bayern München?
München - Die Bayern-Fans auf der kleinen Tribüne im Ingolstädter "Audi Sportpark" wussten nach Spielende genau, was und wer (ihnen) wirklich wichtig ist. Die Anhänger feierten einerseits Philipp Lahm, den Kapitän auf Zeit, mit Sprechchören und besangen die kommende Aufgabe: "Eu-ro-pa-po-kaaal! Eu-ro-pa-po-kaaal!"
Am Mittwoch steht die echte, richtungsweisende Härteprüfung an, das Achtelfinal-Hinspiel der Champions League gegen Arsenal. Während der Song vom "Eu-ro-pa-po-kaaal" gute Sitte ist, kann man sich nur schwer erinnern, dass Lahm in seinen 20 Jahren beim FC Bayern allzu häufig von den Fans mit speziellem Liedgut bedacht worden ist. Etwas überrascht und verlegen winkte er den Fans zu. Das Leben als Profi auf einer dreimonatigen Abschiedstournee sei nun schon etwas anderes nach dem angekündigten Karriereende, überraschend ausgesprochen am späten Dienstagabend nach dem DFB-Pokal-Achtelfinale gegen Wolfsburg (1:0), das musste Lahm zugeben. Auch in Ingolstadt hätten ihn die Leute darauf angesprochen, dass dies sein letztes Spiel hier sei.
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Time to say "servus". Die letzten großen Ligaschlachten in Dortmund oder auf Schalke hat er bereits geschlagen. Wer Lahm wie in Ingolstadt über das nahende Ende der Karriere reden hört, derart abgeklärt und unaufgeregt, der bekommt den Eindruck, dass sich da einer schon sehr lange mit der Thematik auseinander gesetzt hatte. Auch die Entscheidung, vorerst nicht als Sportdirektor zur Verfügung zu stehen – nicht einmal ab 1. Januar 2018, also inklusive einer halbjährigen Abstandspause – kann keine kurzfristige gewesen sein.
"Für mich war es fast eine ganz normale Woche, wie jede andere englische Woche", sagte Lahm mit lausbubenhaftem Blick, eingebettet in das Pokerface eines gerissenen Geschäftsmannes. Seine Gegenfrage lautete: "Was ist denn eigentlich passiert? Am Dienstag habe ich nach dem Spiel bekannt gegeben, dass ich aufhöre und nicht Sportdirektor werde. Ich glaube, das ist mein gutes Recht, dass ich das machen darf." Kein Widerspruch. Doch was war mit dem Echo der düpierten und darüber vorsichtig-beleidigten Bosse? Lahm klipp und klar: "Es gibt überhaupt nichts zu klären, ich habe zu allen Beteiligten ein super Verhältnis. Man braucht da nicht viel reininterpretieren."
Kommt jetzt Eberl?
Wer wird nun, bestenfalls zum 1. Juli, Sportdirektor? Oliver Kahn nicht. Den ehemaligen Torwart und Kapitän hatte die französische Zeitung L’Équipe ins Spiel gebracht. Der 47-Jährige, mittlerweile als Geschäftsmann und ZDF-Experte beruflich fest verwurzelt, kommt nicht infrage. Das sieht Kahn so, das sehen – unausgesprochen – die Bayern so. Als Christian Nerlinger 2009 Sportdirektor wurde und Matthias Sammer 2012 sein Nachfolger, kam Kahn auch nicht zum Zuge.
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Dafür dürfte ein anderer Ex-Bayer kommen. Nach AZ-Informationen läuft jetzt alles auf Max Eberl hinaus, den Gladbacher Sportdirektor und Kumpel von Uli Hoeneß. Eberl, der in seinem bis 2020 dotierten Vertrag nach eigenen Angaben "keine Ausstiegsklausel für den FC Bayern" habe, sagte am Samstag: "Ich bin gerade Sportdirektor bei einem wirklich großartigen Klub. Ich bin stolz, dass ich hier arbeiten darf und ich bin stolz, etwas aufgebaut zu haben."
Dass der 43-Jährige ab Sommer in München arbeitet, wird aber immer wahrscheinlicher. Die Tür zum FC Bayern geöffnet hat am Sonntag Gladbachs Präsidiumsmitglied Hans Meyer. "Wenn Eberl es hundertprozentig will und die Bayern es hundertprozentig wollen, wird es auf irgendeine Art und Weise einen Weg geben, dass man das macht", sagte Meyer bei Sport1 und ergänzte: "Aber wir hängen an ihm auch sehr." Was die Botschaft an Bayern war: Bitte ordentlich Ablöse zahlen!