FC Bayern: Wird Harry Kane der neue Robert Lewandowski?

Der FC Bayern sucht nach einer echten Nummer neun und hat bereits ein erstes Angebot für Harry Kane, den Star von Tottenham Hotspur, abgegeben. Aber könnte Englands Kapitän Robert Lewandowski ersetzen? Und wenn nicht er, wer sonst? Der große AZ-Check.
von  Victor Catalina
Bayerns Wunsch-Stürmer: Harry Kane.
Bayerns Wunsch-Stürmer: Harry Kane. © dpa

München - Geht's jetzt richtig schnell? Der FC Bayern hat laut "Bild" ein erstes offizielles Angebot über 70 Millionen Euro für Tottenham-Star Harry Kane abgegeben. Damit nimmt die Stürmersuche des Rekordmeisters eine neue, vielleicht sogar die entscheidende Wendung.

Wie sehr die Münchner einen neuen Stürmer brauchen, verdeutlicht die abgelaufene Bundesliga-Saison. Vor allem ein Spielverlauf bleibt in Erinnerung: Führung, verpasste Chancen zum 2:0, Ausgleich.

Verpasste Chancen, verspielte Führungen: So sehr fehlte Lewandowski dem FC Bayern

Manchmal wurde daraus sogar noch ein Rückstand und/oder eine Niederlage. Egal ob Leipzig (1:1), Frankfurt (1:1), Leverkusen (1:2), Mainz (1:3) oder die herbe 1:3-Niederlage daheim am 33. Spieltag gegen RB Leipzig, die fast die Meisterschaft gekostet hätte.

Genau diese Tore, zum 2:0, 3:0, 2:1, oder 3:1 erzielte in den Jahren zuvor ein gewisser Robert Lewandowski. Nun soll Kane dessen Platz in Bayerns Sturmzentrum einnehmen. Aber kann Kane überhaupt der neue "Lewy" sein? Und wenn nicht, wer sonst? Die AZ vergleicht die Kandidaten.

Wie passt Harry Kane ins Spiel des FC Bayern?

Harry Kane: Laut Statistiken von Daten-Dienstleister Opta ist Kane nur der zweitpassendste Stürmer für die Lewy-Rolle. Wie der Pole ist der Engländer äußerst spielstark. In der abgelaufenen Premier-League-Saison sorgte der 29-Jährige für 1,5 Torschussvorlagen pro 90 Minuten, Lewandowski kam in der Bundesliga auf 1,1. Jedoch ist Kane nur selten im Sechzehner zu finden (4,8 Ballaktionen pro 90 Minuten). Bei Lewandowski waren es in der Bundesligasaison 2021/22 noch 8,3. Dafür ist Kane deutlich konsequenter in der Großchancenverwertung. 65 Prozent landeten beim Engländer im Tor, 47 Prozent bei Lewandowski.

Als Kapitän der englischen Nationalelf bringt Kane auch die nötigen Führungsqualitäten mit, kann die Achse um Manuel Neuer, Matthijs de Ligt, Thomas Müller und Joshua Kimmich offensiv vollenden und die jüngeren Spieler wie Jamal Musiala oder Stürmertalent Mathys Tel führen. Pikant: Noch im März bezeichnete Bayern-Patron Uli Hoeneß auf dem "roten Sofa" der AZ einen Kane-Transfer als "völlig gaga". Seine Meinung scheint er inzwischen geändert zu haben. Angeblich sollen sich Bayern und Kane bereits einig sein.

Victor Osimhen: Noch besser als Robert Lewandowski?

Victor Osimhen: Sucht der FC Bayern den idealen Strafraumstürmer, führt eigentlich kein Weg am Nigerianer vorbei. Zwischen seinen 26 Serie-A-Toren lagen im Schnitt nur 99 Minuten und nur 86 Minuten pro Scorerpunkt. Mit 8,5 Ballaktionen pro 90 Minuten im Strafraum toppt er sogar Lewandowski – und erinnert stark an seinen Mentor: 2013er-Triple-Held Mario Gómez.

Er wäre - rein den Daten nach - der passendste Ersatz für Robert Lewandowski: Victor Osimhen.
Er wäre - rein den Daten nach - der passendste Ersatz für Robert Lewandowski: Victor Osimhen. © dpa

2017 spielten beide in Wolfsburg zusammen. Bis heute betont Osimhen, dem ehemaligen Bayern- und Wölfe-Star "auf ewig dankbar" zu sein. Ex-Trainer Martin Schmidt sagte Osimhen bereits zu VfL-Zeiten "unheimliches Potenzial" nach."

Mit der SSC Napoli hat Osimhen eine absolute Traumsaison hinter sich. Zum italienischen Meistertitel gab es für Osimhen die "Capocannoniere", die italienische Torjägerkanone. In der Champions League reichte es - wie beim FC Bayern - nur fürs Viertelfinale.

Randal Kolo Muani: Ein Gewinnertyp für den FC Bayern?

Randal Kolo Muani: "Ein Finale spielt man nicht, man gewinnt es". Mit solchen Worten macht man sich generell beim FC Bayern beliebt. Der Franzose sagte genau das vor dem Pokalfinale gegen Frankfurt und tat selbst alles dafür, um der Ansage gerecht zu werden. Immer wieder setzte er seine Mitspieler in Szene oder suchte selbst den Abschluss.

Genau dieses Spiel zeichnet den Frankfurter aus. 42 Ballaktionen hat Kolo Muani durchschnittlich pro 90 Minuten, damit mehr als Lewandowski (40) – und kommt auf 5,1 Dribblings pro 90 Minuten, Lewandowski nur 2,6.

All das machte den französischen Vize-Weltmeister mit 26 Punkten (15 Tore, elf Assists) zum Topscorer der Bundesliga, noch vor Bayern-Star Jamal Musiala (22 Punkte). Bei Bayern würde er eher für die spielstarke, dynamische Offensive stehen, die Julian Nagelsmann bereits zu Beginn der abgelaufenen Saison plante. Was Kolo Muani allerdings etwas abgeht, ist trotz 1,87 Metern die Kantigkeit und Wucht einer echten Nummer neun.

Mehr Wucht für den FC-Bayern-Sturm mit Dusan Vlahovic?

Dusan Vlahovic: Das Format bringt der Serbe, mit 1,90 Metern und 83 Kilogramm Kampfgewicht fraglos mit. Allein mangelt es ihm an der nötigen Ausbeute. Bei Juventus musste sich der Serbe seinen Stammplatz vergangene Saison mit Arkadiusz Milik teilen und ist – rein statistisch – Eric Maxim Choupo-Moting ähnlicher als Lewandowski.

Könnte nächste Saison für den FC Bayern auf Torejagd gehen: Juve-Stürmer Dusan Vlahovic.
Könnte nächste Saison für den FC Bayern auf Torejagd gehen: Juve-Stürmer Dusan Vlahovic. © Augenklick/GES-Sportfoto

Beide kommen auf je zehn Tore und zwei Assists. Choupo-Moting hat dafür die bessere Chancen- (42:19 Prozent) und Großchancenverwertung (62:40 Prozent) auf seiner Seite.

Sucht der FC Bayern also das beste Komplettpaket aus Wucht, Spielstärke, Torgefahr und Erfahrung sind sie bei Harry Kane genau richtig, wenngleich er nicht perfekt auf die Lewandowski-Schablone passt. Victor Osimhen wäre der ideale Strafraumstürmer, der allerdings entsprechend gefüttert werden müsste.

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