"Wir waren nicht schlau!"

Bayerns Trainer kultiviert nach der Blamage seine schlechte Laune. Und Dortmunds Coach Jürgen Klopp verletzt sich beim Jubeln!
München Auf dem Weg vom Platz bis in die Pressekonferenz muss Jürgen Klopp noch beim Mannschaftsarzt vorbeischauen. Der Dortmunder Trainer erscheint mit zwei kleinen Pflastern unterm rechten Auge und mit einer neuen Brille.
"Meine Brille ist eigentlich unkaputtbar", sagt Klopp, "aber jetzt hat der Nuri mir das Glas zerschlagen. Aber ich bin ja Vollprofi: Hab immer ne Ersatzbrille dabei!" Im Überschwang der Emotionen, in der Jubeltraube nach dem 3:1-Auswärtssieg, hat der BVB-Kapitän seinen Trainer beim Jubeln verletzt! Doch das lässt sich verschmerzen an einem Abend, an dem die Borussia aus Dortmund ausgerechnet in der Allianz Arena in Fröttmaning ihr Meisterstück macht. Natürlich will sich Klopp noch nicht zum Titelgewinn gratulieren lassen, der ihm praktisch kaum noch zu nehmen ist. Er spricht von "einem richtig geilen Abend", von einem "phantastischen Fußballspiel" und erzählt, wie sehr er "diesen Moment genießen" möchte.
Weil sie seit Wochen, gar Monaten die Liga dominiert und nun erstmals auch in München gewonnen hat, zuletzt gelang der Borussia dies vor 19 Jahren. "Da wurden die meisten meiner Spieler noch gestillt", sagt Klopp. Ein Meister der Lockerheit.
Nur die Frage, zu wie viel Prozent Dortmund denn nun den Titel bereits gewonnen habe, die will er wie stets in den letzten Wochen auch dieses Mal nicht beantworten: "Ist mir doch völlig wurscht", sagt er grinsend.
Louis van Gaal sitzt neben Klopp, aber er mag kaum rüberschauen.
Seine Miene versteckt er - hinter einer großen weißen Tasse, die ihm vor dem Mund festgeklebt zu sein scheint. Fragen mag er auch nicht wirklich beantworten, seine Laune aber lässt er raus nach diesem Spieltag, an dem sein Team nur noch Vierter ist und die Champions-League-Qualifikation zu verspielen droht. Warum er Schweinsteiger, der so schlecht war wie an diesem Abend der Dortmunder Macht-Demonstration (van Gaal: "Nein, es war keine Demütigung. Dortmund war einfach besser.") nicht vorzeitig ausgewechselt habe, will jemand wissen vom Bayern-Coach und auch, welche Rolle er ihm überhaupt zugeteilt habe.
"Schade, dass Sie das nicht erkennen konnten!", kontert van Gaal und murrt nach: "Ich denke, dass er für uns ein wichtiger Spieler ist." Der an diesem Abend allerdings völlig von der Rolle war - mehr noch als die meisten seiner Mitspieler (die auch allsamt nicht gut waren). "Wir waren heute nicht schlau", gibt van Gaal immerhin zu.
Er erzählt dann noch von einem nicht gegebenen Tor (es war Abseits!), einem übersehenen Handspiel (es war außerhalb des Strafraums!), weiteren Chancen, und murmelt: "So schlecht waren wir heute auch nicht." Dass es gegen Schalke, am Mittwoch im Pokal, deutlich besser werden muss, weiß er selbst. Wie er sein demoralisiertes Team nun wieder aufrichten will? Auch darüber mag van Gaal an solch einem Abend nicht mit Menschen reden, deren Kompetenz er gering schätzt: "Das sind immer dieselben Fragen. Wir Trainer machen das!"
Auch später, bei der Aufzeichnung für das "Sportstudio"-Interview, hat van Gaal sich noch nicht gefangen. Als ZDF-Mann Boris Büchler fragt, ob der FC Bayern nun endgültig die Meisterschaft abhaken müsse, murrt der Trainer: SIe provozieren!" Und als Büchler bemerkt. Luiz Gustavo wäre doch als Linksverteidiger nicht so gut positioniert gewesen wie unter der Woche als Sechser im Mittelfeld, verliert van Gaal die Beherrschung: "Ich muss immer diese Fragen beantworten. Aber ich kann auch weglaufen", blafft er den ZDF-Mann an, "das ist vielleicht auch besser." Aber keine Lösung.
Am Mittwoch müssen andere Antworten folgen.