"Wir verlieren mit Neuer das Gesicht des Vereins"

AZ: Herr Heldt, beim FC Bayern gelten Sie als Schreckgespenst.
HORST HELDT (Schalke-Manager): Und das heißt?
Dass man dort nach Mario Gomez (35 Millionen vom VfB Stuttgart) wieder mit Ihnen über einen teuren Transfer verhandelt.
Dass jeder versucht, das Beste für seinen Klub zu erzielen, ist doch normal. Außerdem haben Sie die Zahlen genannt.
Im Fall Manuel Neuer ist von bis zu 25 Millionen Euro die Rede. Sind denn weitere Treffen nötig?
Ich denke, da gibt es nicht mehr viel zu reden. Jetzt geht es darum, dass wir zusammen mit Manuel Neuer eine Entscheidung treffen, ob wir das Angebot annehmen.
Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hat den kommenden Sonntag als Tag der Verkündung genannt.
Vor dem Pokalfinale passiert sicher nichts, da hat Herr Rummenigge Recht. Die Verhandlungen liefen übrigens sehr respektvoll ab. Das nur zum Thema Schreckgespenst.
Oliver Kahn hat schon 18 Millionen Euro als zu teuer bezeichnet für einen Torwart, dessen Vertrag nur noch ein Jahr lang läuft.
Losgelöst von allen Zahlen ist die Höhe einer möglichen Ablösesumme allein Sache der Verhandlungspartner. Oliver Kahn müsste sie ja nicht bezahlen und darf deshalb gerne sein eigenes Empfinden haben.
Mancher betrachtet es als schlechtes Signal für einen Klub wie Schalke, den Besten abzugeben.
Mit dem Gedanken haben wir uns intensiv auseinander gesetzt. Wir würden ein sehr wichtiges Gesicht des Vereins verlieren und es wäre sicher ein großer sportlicher Verlust. Auf der anderen Seite stünde in diesem Fall auch eine erhebliche Ablösesumme.
Das Pokalfinale könnte also Neuers Abschiedsspiel sein und ist gleichzeitig die letzte Chance, eine schwierige Saison mit einem Happy-End zu beenden. Wie optimistisch sind Sie?
Wir nehmen die Favoritenrolle ganz bewusst an, deshalb bin ich überzeugt, wir werden das Finale gewinnen. Wie die Rollen verteilt sind, ist jedem bewusst – ebenso, dass die Sache kein Selbstläufer wird.
Eine Niederlage käme einer Katastrophe gleich?
Mit diesem Szenario beschäftigen wir uns nicht. Die Spieler sind in der Lage, die letzten sicher unbefriedigenden Ergebnisse in der Bundesliga von einem Pokalfinale zu trennen.
Mancher befürchtet, im Falle einer Niederlage könnte das Projekt mit Ralf Rangnick als Trainer schon zu Ende sein. Es wurde über einen möglichen Rücktritt spekuliert.
Diese Frage löst bei mir Verwunderung aus. Es war die richtige Entscheidung, dass Ralf Rangnick bereits im März übernommen hat. Er hat den Klassenerhalt abgesichert, Titelverteidiger Inter Mailand im Viertelfinale der Champions League bezwungen und sich im Hinblick auf die Zukunft einen genauen Überblick verschaffen können. Das ist für die kommende Saison ein großer Vorteil.
Das heißt, es gilt die Ära Magath aufzuarbeiten?
Aufarbeiten klingt mir zu negativ. Wir wollen Schalke für die Zukunft ein Gesicht geben und eine Philosophie definieren, die zu Schalke 04 passt und dem gerecht wird, was den Verein ausmacht.
Für Sie war die Ära Magath ebenfalls nicht besonders befriedigend.
Ich schaue nach vorne und sehe da ein Finale, das wir gewinnen wollen.
Mit einem Sieg könnten Sie auch die Nachricht, dass Sponsor Gazprom bis 2017 verlängert hat, krönen. Können Sie den Abschluss bestätigen?
Das kann ich. Wir sind sehr glücklich über das klare Signal, dass ein Weltunternehmen wie Gazprom hiermit setzt.
Die neuen Gelder öffnen die Tür für neue Investitionen. Zu Gazprom würde passen, was in Stuttgart kolportiert wird, Ihr Interesse an Pawel Progrebnjak?
Zu unseren Personalplanungen sage ich heute nichts, sondern zu gegebener Zeit.