Wie viel Pep Guardiola steckt in Jogi Löw?

München - Joachim Löw und Pep Guardiola lernten sich neulich persönlich kennen. Der Bundestrainer besuchte den Coach des FC Bayern übertragen hat.
Welche Wirkung eine fremde Eingebung, ein göttlichen Funke oft hat, weiß man nicht erst seit dem es Michelangelo im Fresko „Die Erschaffung Adams“ in der Decke der Sixtinischen Kapelle festgehalten hat: Gott (rechts zu sehen) überträgt dort den Lebensfunken auf Adam (links).
Für Löw ist in diesem Sinne Guardiola eine gute Inspiration. „Die Ideen von Pep Guardiola sind hervorragend“, sagt Löw vor dem WM-Qualifikationsspiel gegen Irland (Fr., 20.45 Uhr /ARD). „Bei Bayern wird das Spiel mehr in des Gegners Hälfte verlagert, das ist auch bei uns die Intention.“ Wie Pep sagt er: „Wir wollen viel Ballbesitz, ich liebe das offensive Spiel.“
Nun hat Guardiola bei Bayern viel verändert, machte dabei auch nicht vor den deutschen Nationalspielern Halt. Welche Pep-Maßnahmen für Löw interessant sein können – die AZ macht den Check.
LAHM AUF DIE SECHS
Bei Guardiola spielt Philipp Lahm als Bindeglied zwischen Abwehr und offensivem Mittelfeld im Zentrum – und hat dort Bastian Schweinsteiger den Rang abgelaufen. „Er macht das überragend“, lobt Schweinsteiger, „ich bin ihm nicht böse.“ In der Nationalmannschaft hat Lahm auf der Position Sechs schon zweimal als Notlösung gespielt – dabei soll es laut Löw aber auch bleiben. Der sagt zwar: „Philipp ist der einzige Spieler in Deutschland, der alle Positionen spielen kann. Ich kann absolut nachvollziehen, was Guardiola denkt.“ Aber: „Zuerst mal plane ich mit ihm als rechter Verteidiger. Lahm spielt auf der Außenverteidigerposition Weltklasse, ist wahrscheinlich der Beste der Welt. Da brauche ich keine Baustelle aufzumachen.“
MÜLLER IN DEN STURM
Guardiola will wie Löw ein möglichst großes Übergewicht in des Gegners Hälfte, setzte deshalb zuletzt gegen Manchester und Leverkusen auf den spielstärkeren Thomas Müller anstatt auf Mario Mandzukic. Bei Löw fallen nun Miroslav Klose und Mario Gomez verletzt aus. Für die Angriffsposition kommen so Müller, Max Kruse oder der noch nicht ganz fitte Mario Götze in Frage. Löw: „Müller kann ich mir im Sturmzentrum vorstellen. Das ist für mich aber nur eine Lösung, wenn ich sonst keinen habe.“
KONTROLLE FÜR KROOS
Nachdem Toni Kroos nach dem verlorenen EM-Halbfinale 2012 viel Prügel hat einstecken müssen, stand er bei seinen letzten fünf Quali-Einsätzen immer in der Startelf und gab zuletzt gegen Österreich (mit Tor!) und die Färöer einen passablen Schweinsteiger-Ersatz ab. Sein Wirkungsgrad ist im offensiven Zentrum bei Guardiola aber noch viel höher, dort spielt er kaum einen Fehlpass. Das Problem für Löw: Hält der Bundestrainer am 4-2-3-1-System fest, muss er sich im offensiven Zentrum zwischen Özil und Kroos entscheiden – keine leichte Entscheidung.
BOATENG GESETZT
Seit Monaten liefert Jérôme Boateng beim FC Bayern hervorragende Leistungen ab – und ist jetzt auch in Löws Innenverteidigung erstmals gesetzt, Mats Hummels leichte Formkrise hin oder her. „Er hat sich seine Chance redlich verdient, hat nochmal einen Schritt nach vorne gemacht“, sagte Löw nach dem Österreich-Spiel der AZ. Pep Guardiola hat nochmal viel mit dem Verteidiger in Sachen Pass- und Stellungsspiel gearbeitet, seine Fehlerquote minimiert. Bleibt das so, ist ein WM-Platz garantiert.