"Haben nicht im Team funktioniert": Wie Dreesen den FC Bayern umkrempeln will

Er geht kritisierte Themen an und will den FC Bayern wieder einen: Jan-Christian Dreesen ist entschlossen, es als CEO beim Rekordmeister deutlich mehr menscheln zu lassen: "Mia san mia ist keine Floskel".
von  Ruben Stark
"Wir wollen keine Söldner", sagt Vorstandsboss Dreesen, der Neuer und Müller auch nach der Karriere gerne beim FC Bayern sehen würde.
"Wir wollen keine Söldner", sagt Vorstandsboss Dreesen, der Neuer und Müller auch nach der Karriere gerne beim FC Bayern sehen würde. © imago

München - Der neue Bayern-Boss ist ein durchaus hart gesottener Charakter. Muss man sein in einem solchen Amt. Aber Jan-Christian Dreesen hat auch einiges durchgestanden im Leben – berufliche Schaffenskrisen und persönliche wie jenen Jagdunfall vor sechs Jahren, der ihm den Zeigefinger der linken Hand kostete.

Solche Dinge haben seinen Blick aufs große Ganze justiert – der 55-Jährige bringt diese veränderte Leichtigkeit, wie er in "Bild am Sonntag" sagt, mit in seine neue Rolle: "Ich erlebe vieles intensiver, gehe bewusster damit um. Ich bin auch nachdenklicher, demütiger geworden. Und dankbarer."

FC Bayern: Eine Kultur der offenen Türen und des Miteinanders

Dreesen, der Geläuterte. Für den Nachfolger von Oliver Kahn als Vorstandschef sind deshalb auch Sachen von wesentlicher Bedeutung, die sich eben nicht in Prozenten, Verhältnissen oder sonstwie auf Papier ausdrücken lassen.

"Mia san mia ist keine Floskel, sondern eine Haltung", sagt Dreesen und leitet ab, dass es atmosphärisch einen neuen, alten FC Bayern braucht. "Miteinander-Füreinander", nennt Dreesen das: "Dass wir mit Freude zur Arbeit gehen, dass man dem anderen vertraut, dass die Leute untereinander kommunikativer werden, dass die Türen offen sind."

Neuer FC-Bayern-CEO Jan-Christian Dreesen: "Haben zusammen nicht im Team funktioniert"

Dreesen, das verbindende Glied, denn ein solches wurde offenkundig vermisst – übertragen auf die wichtigsten Personen in diesem vom Erfolg getriebenen Klub: die Spieler.

Denn nach Dreesens Auffassung war gerade das Zwischenmenschliche in der abgelaufenen Saison problematisch (Beispiele gibt's zur Genüge) und verhinderte Triumphe, die bayern-like waren. An der individuellen Qualität habe es nicht gefehlt. "Wir haben zuletzt eine super Mannschaft gehabt. Und haben es trotzdem sportlich nicht gerissen. Warum? Weil Menschen zusammen nicht im Team funktioniert haben".

Dreesen: "Wir brauchen Spieler, die sich für den FC Bayern reinhängen"

Dreesen, der Restaurierer. Es sind solche Faktoren, die bei der Transferpolitik berücksichtigt werden, wenn der Ausschuss Sport mit Karl-Heinz Rummenigge, Uli Hoeneß, Herbert Hainer, Finanzvorstand Michael Diederich, Trainer Thomas Tuchel sowie dem Technischen Direktor Mario Neppe tagt.

Identifikation wird beim Rekordmeister (wieder) groß geschrieben. "Wir wollen keine Söldner, die alle zwei Jahre zum nächsten Klub gehen. Wir brauchen Spieler, die Energie ausstrahlen, die sich für den FC Bayern und seine Fans reinhängen", betont Dreesen in aller Deutlichkeit.

Dreesen, der Mann klarer Worte. Denn diese Ansage kann man durchaus als kräftigen Wink etwa in Richtung des abwanderungswilligen Lucas Hernández verstehen. Umgekehrt passt sie wie die Faust aufs Auge zu Thomas Müller oder Manuel Neuer, die Dreesen auch nach Ende der Spielerkarriere an der Säbener Straße sieht – ohne eine präzise Rolle zu nennen: "Es wäre fantastisch, wenn wir die beiden künftig einbinden könnten."

Der FC Bayern unter Dreesen will mehr sein, als irgendein europäischer Spitzenklub, inmitten der Absurditäten des Geschäftes. "Maximaler sportlicher Erfolg bei wirtschaftlicher Solidität – das bedeutet im Klartext, dass wir weiter versuchen, die Unvernunft zu beherrschen. Es ist eh schon alles irrational bis Wahnsinn."

Klar ist: Der FC Bayern braucht smarte Nachwuchsarbeit

Dreesen, der Rationale. Er weiß freilich, dass die Münchner den Verrücktheiten nicht entfliehen können, aber sucht Alternativen. Die Nachwuchsarbeit am Campus etwa müsse "smarter" werden.

Unterm Strich verwelken aber auch alle verbalen Blumensträuße Dreesens schnell, sollte der sportliche Ruck ausbleiben. Der frühere Finanzchef verdeutlicht: "Unser Anspruch ist mehr als die Deutsche Meisterschaft."

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