Wie eins Philipp Lahm: Rafinha brilliert auf Rechts und Links

München - Rechts, links - kein Problem. Philipp Lahm war so ein Typ. Na ja - was heißt hier Typ? Er war der beste Rechts- oder Linksverteidiger der vergangenen Jahrzehnte. So oft wurde Lahm beim FC Bayern und in der Nationalelf von den unterschiedlichsten Trainern hin- und hergeschoben bis er selbst nicht mehr wusste, ob er eigentlich rechts oder links in der Viererabwehrkette besser ist. Die einzige Frage, die man dem Münchner nie stellte, lautete, ob er von Beginn an spielt. Der im vergangenen Mai zurückgetretene Champions-League-Sieger und Weltmeister war gesetzt.
Rechts, links - kein Problem. Auf die Bank und zurück. Kein Ding. Auch Bayerns Außenverteidiger Rafinha hat wie einst Lahm sein berufliches Portfolio erweitert. Der Brasilianer, ursprünglich als rechter Mann der Abwehrkette geschult, lernte unter Pep Guardiola, dass auch links hinten für ihn eine Option auf die Startelf darstellt. Unter Trainer Jupp Heynckes hat der 32-Jährige den nächsten Schritt gemacht: ein Stück weit unentbehrlich als Backup Nummer eins. Sowohl für Rechtsverteidiger Joshua Kimmich als auch für Linksverteidiger David Alaba. Ist einer der beiden verletzt oder bekommt eine schöpferische Pause - Rafinha ist da.
Bernat: Abschied trotz Vertrags bis 2019?
"Ich bin ein Typ, der immer bereit ist und alles gibt. Wenn ich meine Chance bekomme, spiele ich gut", sagt er. Was vor allem in dieser Saison zutrifft. 100 Prozent Wille und Einsatz gibt er bei jedem Spiel, in den letzten Wochen steigerte Rafinha sich auch im spielerisch-taktischen Bereich, vor allem als "Linker". So erhält er mittlerweile den Vorzug vor Juan Bernat, einem Spezialisten der linken Seite, falls Alaba unpässlich ist. Auch deshalb ist die Zukunft des Spaniers, der noch einen Vertrag bis 2019 besitzt, über das Saisonende hinaus unklar. Der 25-Jährige soll sich mit einem Abschied nach der laufenden Saison auseinandersetzen.
Rafinha dagegen bleibt - ein weiteres Jahr. Und das, obwohl es hieß, der Brasilianer bestehe auf einen Zweijahresvertrag. Doch beim FC Bayern gilt seit einigen Jahren die Ü30-Regelung, damals aufgestellt mit Blick auf den inzwischen umgesetzten Kaderumbruch. Die Regelung besagt, den älteren Semestern jeweils nur ein weiteres Vertragsjahr anzubieten. So geschehen bei Rafinha sowie den Flügelaltstars Arjen Robben (34) sowie Franck Ribéry (35), denen jeweils unterschriftsreife Papiere für die Saison 2018/19 vorliegen. Man ist in den letzten Gesprächen. Ribérys Fall dürfte bald abgeschlossen sein, schließlich sagte sein Kumpel Alaba nach dem 5:1 gegen Gladbach: "Wir Freude uns alle, dass Franck bei uns bleibt."
Kovac dürfte um jede Alternative im Kader froh sein
Da mittlerweile Klarheit in der Trainerfrage herrscht, dürften auch die beiden anderen Personalien zügig abgewickelt werden. Neu-Trainer Niko Kovac dürfte vor seiner schwierigen Premieren-Saison in München, traditionell knifflig weil nach einer WM und damit zerstückelten Vorbereitung, um jede Alternative im Kader froh sein. "Die Tendenz ist gut, dass ich verlängere", sagte Rafinha der Sport Bild und erklärte: "Es ist noch nicht endgültig fix, aber mein Management und der Klub sind informiert." Man wolle "jetzt die entscheidenden Spiele abwarten", ehe eine Entscheidung verkündet werde.
In der Mannschaft ist Rafinha sehr beliebt, nicht nur als Kabinen-DJ, sondern als Profi, der nie seinen Optimismus, seine Freude am Spiel und seinen Einsatzwillen verliert. Auch wenn er oft die zweite Geige, erst hinter Lahm, dann hinter Kimmich spielte. Seit 2011, als er nach einem Jahr beim FC Genua zu Bayern kam, kennt er die Gesetzmäßigkeiten des Luxus-Kaders: "Jeder hier will spielen, das ist ganz klar. Es macht keinen Spaß, wenn du auf Dauer nur auf der Bank sitzt. Aber ich mache mir keine Sorgen." Der ehemalige Schalker bestritt für Bayern 234 Pflichtspiele, erzielte dabei vier Tore. Im Sommer 2019 könnte er seine siebte Meisterschaft feiern.
Er, Bayerns Rekordmeisterbrasilianer.