Wie der FC Bayern II zum Opfer des eigenen Erfolgs wurde
München - "Es ist unheimlich wichtig für uns, dass die zweite Mannschaft jetzt wieder in der 3. Liga spielt, weil der Sprung zu den Profis nicht mehr so groß ist", meinte ein begeisterter Uli Hoeneß nach dem Aufstieg der kleinen Bayern vor eineinhalb Jahren: "Das gibt uns die Möglichkeit, gute Spieler zu verpflichten, die über die zweite Mannschaft den Sprung in die Bundesliga schaffen können."
Das Konzept geht bislang voll auf. Alphonso Davies ging den Weg über die U23 und zählt mittlerweile zu den besten Außenverteidigern der Welt. Joshua Zirkzee und Chris Richards schafften ebenfalls den Sprung von den Amateuren in die erste Mannschaft, jüngstes Beispiel ist Jamal Musiala. Trotz der hohen Fluktuation begeisterte das Team unter der Leitung von Sebastian Hoeneß mit spektakulärem Offensivfußball, am Ende stand sensationell die Meisterschaft. Eine bemerkenswerte Erfolgsgeschichte.
FC Bayern II hat großen Umbruch hinter sich
Noch im selben Moment scheinen die Amateure von ihrem eigenen Erfolg überholt worden zu sein. Die starken Leistungen der vergangenen Saison weckten Begehrlichkeiten bei höherklassigen Klubs, gemäß dem Ausbildungsgedanken der zweiten Mannschaft sollte keinem der Protagonisten aus der vergangenen Saison eine Chance verwehrt werden. Neben Trainer Hoeneß ließ man den Großteil der Meistermannschaft ziehen, dafür wurden zahlreiche Talente aus der U19 ins Drittliga-Team befördert.
Gefunden hat sich die Mannschaft nach dem Umbruch noch nicht - die Gründe dafür sind vielschichtig. Aktuell belegen die Amateure mit zwölf Punkten den letzten Platz, haben allerdings noch mehrere Nachholspiele in der Hinterhand. Mit 21 Gegentreffern stellen die Bayern dennoch eine der schlechtesten Defensivreihen der Liga, in der Offensive konnte weder Fiete Arp noch Neuzugang Lenn Jastremski die Lücke von Torschützenkönig Otschi Wriedt ausfüllen.

FC Bayern II mit großen Personalproblemen
"Eine völlig neu zusammengestellte Mannschaft ist relativ labil bei komplizierten Spielsituationen. Um Stärke, Selbstvertrauen oder einen guten Rhythmus fürs Spiel entwickeln zu können, benötigt man Erfolgserlebnisse", analysierte Hoeneß-Nachfolger Holger Seitz jüngst in der "SZ". Eben jene Erfolgserlebnisse blieben in den vergangenen Wochen jedoch aus, zuletzt setzte es vier Niederlagen in Folge.
Verschärft wird die Situation durch die personelle Lage. Neben den (erwünschten) Abstellungen für das Profi-Team wurde der Kader der kleinen Bayern in den vergangenen Wochen aufgrund von Verletzungen regelmäßig komplett durcheinandergewürfelt. Insbesondere die Ausfälle von Kapitän Nicolas Feldhahn, Maximilian Welzmüller und Timo Kern konnten nicht im Ansatz kompensiert werden.
"Es ist ein Drittel der Saison vorbei und wir stehen auf einem Abstiegsplatz. Die Tabelle lügt nicht, die Art und Weise, wie wir Fußball gespielt haben, war nicht zufriedenstellend", sagt Seitz selbstkritisch. Grund zur Hoffnung gibt ein Blick in die vergangene Saison. Damals dümpelten die Amateure gar bis in die Hinrunde hinein im Dunstkreis der Abstiegsplätze. Am Ende stand bekanntlich die Meisterschaft.
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