Interview

Werder-Geschäftsführer Frank Baumann: Füllkrug zu Bayern? "Freuen uns über das Interesse"

Der Werder-Stürmer sorgt mit seinem Tor zum 1:1 gegen Spanien bei der WM für Aufsehen. Bremens Geschäftsführer Frank Baumann spricht exklusiv in der AZ über ihn: "Er geht mit Leistung vorneweg."
von  Ruben Stark
"Niclas war als junger Spieler schon jemand, der sich auf und neben dem Platz nichts hat gefallen lassen, der mit einem gesunden Selbstvertrauen ausgestattet war", sagt Werder-Boss Baumann über Füllkrug.
"Niclas war als junger Spieler schon jemand, der sich auf und neben dem Platz nichts hat gefallen lassen, der mit einem gesunden Selbstvertrauen ausgestattet war", sagt Werder-Boss Baumann über Füllkrug. © IMAGO/Ulmer/Teamfoto

AZ-Interview mit Frank Baumann: Der 47-jährige Ex-Nationalspieler ist Geschäftsführer bei Werder Bremen, dem Verein von Niclas Füllkrug.

AZ: Herr Baumann, die WM-Nominierung von Niclas Füllkrug war schon besonders für Werder Bremen und dann erzielt Ihr Torjäger auch noch dieses wichtige Tor zum 1:1 gegen Spanien. Wie groß war der Jubel an der Weser?
FRANK BAUMANN: Klar, wir haben uns insbesondere für Niclas sehr gefreut. Und weil wir natürlich auch ganz grundsätzlich mit der deutschen Mannschaft mitfiebern, war die Freude doppelt groß.

Frank Baumann
Frank Baumann © picture alliance/dpa

Ist der Weg von Niclas Füllkrug nicht auch eine Art Cinderella-Story?
Zumindest wenn man die letzte Saison betrachtet, dass er da mit uns noch in der 2. Liga gespielt hat und es anfangs ja auch das eine oder andere Problem gab. Trotzdem hat Niclas auch vorher schon in der Bundesliga gezeigt, dass er Qualitäten hat und treffen kann. Das hat er in dieser Saison dann wieder eindrucksvoll bewiesen. Also die besondere Cinderella-Story vielleicht nicht, aber klar, die letzten zwölf bis 15 Monate sind schon faszinierend gewesen.

Wenn man aber den Bogen weiter spannt und seine ganze Karriere betrachtet mit all den schweren Verletzungen, dann ist das doch ein echtes Happy End. Eines, dass man nicht für möglich halten konnte.
Absolut. Er musste ja wirklich ganz, ganz viele Rückschläge wegstecken. Er hatte ja schon bei uns als ganz junger Spieler relativ früh Bundesliga-Einsätze, musste dann aber ein paar Umwege gehen und wurde durch seine schweren Verletzungen immer wieder zurückgeworfen. Aber da sieht man eben auch eine besondere Qualität von Niclas, wie er diese Situationen angenommen hat und gestärkt zurückgekommen ist. Insofern freut es mich für ihn persönlich, dass sich dieser ganze Aufwand für ihn gelohnt hat, er auch international für Aufsehen sorgt und seine Qualitäten gesehen werden.

Ist es nicht auch für den Verein extrem schön, nach den teils richtig schwierigen Jahren jetzt so eine Geschichte zu schreiben? Zumal es ja auch in der Bundesliga besser läuft als vielleicht vor der Saison zu erwarten war.
Es ist deswegen auch eine Bestätigung nicht nur der Arbeit, die Niclas geleistet hat, sondern auch für das Trainerteam, den Staff und die gesamte Mannschaft. Ohne die Mannschaft hätte Niclas auch bei uns bei Werder nicht so auf sich aufmerksam machen können. Niclas hat sich ja dann auch nach der Nominierung beim Verein und bei der Mannschaft bedankt. Auch das sagt schon viel über Niclas aus. Insofern ist es für uns als Werder eine sehr schöne Geschichte, insbesondere auch, weil Niclas aus dem eigenen Nachwuchs kommt und er dort im Internat in der Ostkurve im Stadion gelebt hat und aufgewachsen ist.

Der Niclas Füllkrug, der sich im Nachwuchs von Werder Bremen entwickelte und der Niclas Füllkrug, der 2019 zum Verein zurückkam. Inwiefern unterscheiden die sich?
Als Typ hat er sich gar nicht so viel verändert. Niclas war als junger Spieler schon jemand, der sich auf und neben dem Platz nichts hat gefallen lassen, der mit einem gesunden Selbstvertrauen ausgestattet war. Er ist natürlich auch gereift als Persönlichkeit, als Mensch. Das ist ganz normal. Er ist zudem Vater geworden vor einigen Jahren, das hat extrem zu diesem Reifeprozess beigetragen. Und er ist einfach ein Typ. Der Fußball sehnt sich ja ganz häufig nach solchen Spielern und Niclas ist definitiv einer.

Das ist auch in etwa das, was aus der Nationalmannschaft über ihn zu hören ist. Er kommt offenbar sehr gut an.
Und es steckt ja auch Leistung dahinter. Das muss man als Spieler und gerade bei der Nationalmannschaft dann auch immer wieder unter Beweis stellen. Trotzdem hat man aus seinen Interviews auch herausgehört, dass Niclas schon mit beiden Beinen auf dem Boden steht, dass er das alles schon sehr vernünftig und realistisch einschätzt - nicht nur seine Rolle, sondern auch die Leistung der Mannschaft. Insofern präsentiert er sich auch im Kreis der Nationalmannschaft sehr gut - als meinungsstark, aber auch als jemand, der mit Leistung vorneweg gehen kann.

Was ist ihm noch zuzutrauen bei diesem WM-Turnier?
Schwierig. Es ist ja erstmal die Frage, ob es noch mehr als ein Spiel gibt für die deutsche Mannschaft. Es hängt natürlich davon ab, wie viel Auftritte überhaupt noch möglich sind. Aber ich glaube schon, dass sich Niclas durch Leistung weitere Einsätze gesichert hat. Ob die in der Startelf sind oder als Einwechselspieler, das wird man dann sehen.

Es gibt Spekulationen, dass Füllkrug demnächst beim FC Bayern spielen wird.
Wir freuen uns für Niclas über das Interesse an ihm, aber er soll sich jetzt auf die WM konzentrieren. Alles andere ist gerade kein Thema.

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