"Werde die Bälle nicht absichtlich reinlassen"

Am Sonntag spielt Manuel Neuer erstmals im Bayern-Trikot in seiner alten Heimat. Wieso er die Reaktionen der Schalker Fans nicht fürchtet. Ein AZ-Interview.
von  Interview: Patrick Strasser
Manuel Neuer.
Manuel Neuer. © dpa

Am Sonntag spielt Manuel Neuer erstmals im Bayern-Trikot in seiner alten Heimat. Hier erklärt er, wieso er die Reaktionen der Schalker Fans nicht fürchtet – und warum er sich auf die Partie freut

AZ: Herr Neuer, können Sie sich eigentlich überhaupt noch erinnern an Ihr letztes Gegentor im Bayern-Trikot?

MANUEL NEUER: Ja, klar, kann ich schon.

Es war das 0:1 gegen Gladbach im ersten Heimspiel der Saison am 7. August. Das kann man aber doch glatt vergessen, wie sich das anfühlt.

Nein, leider habe ich bei der Nationalelf ja ein paar Tore kassiert. Wir arbeiten im Training hart daran, wir wollen uns kontinuierlich weiterentwickeln und das hat die gesamte Defensivabteilung seit Saisonbeginn getan.

Im Vergleich zum 7:0 gegen Freiburg hatten Sie bei Villarreal sogar einiges zu tun.

Und das zeigt: Auch wenn der Gegner Chancen hat, die Null steht trotzdem. Und das ist ein gutes Gefühl. In der Champions League kommt es darauf an, Ruhe auszustrahlen und in den ein, zwei entscheidenden Situationen voll da zu sein.


Die Serie ist jedoch enorm: Seit sieben Spielen hat der FC Bayern zu Null gespielt, Sie selbst sind seit 668 Minuten ohne Gegentor. Wird’s nicht langsam unheimlich?

Es wird sicher mal wieder passieren, dass wir ein Gegentor bekommen, aber wir wollen es so lange wie möglich hinauszögern. Die gegnerischen Mannschaften haben es schon sehr schwer, an unserer Defensive vorbeizukommen.

Hätten Sie gedacht, dass das Zusammenspiel so schnell funktioniert – mit Ihnen, Rafinha und Boateng sind drei Neuzugänge im Abwehrverbund, Lahm hat wieder die Seite gewechselt.

Aber das ist ja schon die halbe deutsche Nationalelf. Der einzige, der wirklich neu integriert werden musste, war Rafinha. Er ist ein Typ, der sich schnell einfügen kann. Er ist auch sehr flexibel, als er bei Villarreal reinkam und van Buyten ersetzen musste, haben wir von der Qualität keinen Unterschied gehabt – trotz der plötzlichen Umstellung, da Boateng wieder in die Mitte rückte. Es ist wichtig, dass man sich da gegenseitig immer vertraut.

Wie empfinden Sie mittlerweile die Akzeptanz der Bayern-Fans generell?

Da gibt es keine Probleme. Wir sind erfolgreich, das ist wichtig für mich. Ich bin ich. Ich mache, was ich für richtig halte – auch nach dem Spiel.

Sie sind immer mit der Mannschaft in die Fankurve gegangen.

Das war ein Symbol: ich gehöre zur Mannschaft. Und wir wollten demonstrieren, dass ich mich genauso über einen Sieg Freude wie etwa ein Philipp Lahm, der hier schon seit Jahren spielt.


Am Sonntag geht es nach Schalke. Für Sie als gebürtigen Gelsenkirchener und Ex-Schalker das Spiel der Saison.

Ja, klar. Ich Freude mich darauf, Freunde, alte Bekannte und Kollegen wiederzutreffen. Auch auf die Schalke-Fans, die Arena, die Heimat Gelsenkirchen. Ich habe zuletzt jedes Spiel der Schalker verfolgt, drücke ihnen die Daumen – aber am Sonntag wollen wir natürlich das Spiel gewinnen. Ich werde die Bälle sicher nicht absichtlich reinlassen.

Was wird es wohl für einen Empfang geben?

Mit der Nationalelf bin ich vor zehn Tagen in der Gelsenkirchener Arena sehr herzlich empfangen worden. Aber es wird sicher den ein oder anderen Fan im Stadion geben, der nicht für mich klatscht. Doch Pfiffe sind wir beim FC Bayern ja gewohnt, das ist bei jedem Auswärtsspiel so. Ich überlasse es den Fans, wie sie reagieren wollen.

Keine Sorge, aus Gewohnheit in die falsche Fankurve zu winken?

Nein, ich winke nur, wenn ein Schalker Stürmer Abseits steht.

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