Werben um Nagelsmann: DFB-Vize Watzke in der Zwickmühle

München - Seit Sonntag ist das Aus von Hansi Flick als Nationaltrainer beschlossene Sache. Ruhe dürfte damit rund um die Nationalmannschaft trotzdem nicht einkehren. Denn in den nächsten Wochen muss ein Nachfolger präsentiert werden. Ein heißer Kandidat auf den Nationaltrainerposten ist Julian Nagelsmann. Gerade DFB-Sportchef Rudi Völler soll intern als Antreiber dieser Personalie fungieren, für Hans-Joachim Watzke hingegen könnte es zu einem Interessenskonflikt kommen.
Nagelsmann gilt als Favorit auf Flick-Nachfolge
Bis zur Länderspielpause im Oktober soll ein Nachfolger gefunden werden. Das gab DFB-Sportchef und aktueller Interimstrainer Rudi Völler bei der Pressekonferenz vor dem Testspiel gegen Frankreich (2:1) bekannt. Noch sind einige Namen im Gespräch. Unter den Experten kristallisiert sich jedoch immer mehr ein Favorit auf den Nationaltrainerposten hervor: Julian Nagelsmann. Der 36-Jährige ist aktuell ohne aktiven Job, jedoch immer noch bei seinem ehemaligen Arbeitgeber – dem FC Bayern München – unter Vertrag.
Womöglich müsste der DFB für eine Verpflichtung Nagelsmanns eine Ablöse an den FC Bayern zahlen, wobei sich der deutsche Rekordmeister laut Berichten der "Bild" dazu bereiterklären soll, ihn ablösefrei ziehen zu lassen, um ihn von der Gehaltsliste zu bekommen. Auf der anderen Seite müsste auch Nagelsmann einem Engagement beim DFB zustimmen. Denn der 36-Jährige ist eines der talentiertesten Trainer Deutschlands und nicht nur beim DFB im Gespräch.
Auch der BVB hat Nagelsmann auf dem Zettel
Neben Interesse aus dem Ausland – unter anderem von Real Madrid – ist der Name Nagelsmann auch immer wieder zu hören, wenn aktuell über den schwachen Saisonstart des BVB gesprochen wird. Die schwarz-gelbe Borussia ist denkbar schlecht in die neue Spielzeit gestartet, in der die Westfalen eigentlich endlich nach dem Meistertitel greifen wollten, nachdem dieser letztes Jahr knapp aus der Hand gegeben wurde. Zwei Unentschieden und ein sehr wackliger 1:0-Arbeitssieg gegen die Bundesligisten aus Köln, Bochum und Heidenheim – das haben sich die Verantwortlichen beim BVB deutlich anders vorgestellt.

Wo wir wieder bei Hans-Joachim Watzke wären. Denn der aktuelle DFB-Vize Watzke ist neben seiner Funktion beim Deutschen Fußball-Bund auch Geschäftsführer bei Borussia Dortmund. Dort steht BVB-Cheftrainer Edin Terzic schon früh in der Saison in der Kritik und hat in den nächsten Spielen gehörig Druck auf dem Kessel, um das Ruder bei den Schwarz-Gelben herumzureißen.
Noch steht der BVB zu Terzic
Es könnte also zu einem starken Interessenskonflikt kommen, falls die Ergebniskrise beim BVB noch länger anhält und dazu führen sollte, dass Edin Terzic vor die Tür gesetzt wird. Zuletzt hat sich Watzke gegenüber "Sky" auf seine Aussagen vor der Saison bezogen. "Diese Frage habe ich schon vor Wochen beantwortet. Da lass ich mich überhaupt nicht drauf ein, weil das Blödsinn ist", sagte Watzke am vergangenen Donnerstag am Rande einer Generalversammlung der "European Club Association" in Berlin. "Ich habe vor Wochen eine ganz klare Position zu Edin Terzic gehabt."
Damals machte der 64-Jährige gegenüber der "Sport Bild" klar: "Wir gehen die nächsten Jahre den Weg mit Edin Terzic. Punkt, aus." Ob sich diese Haltung im Zuge der aktuellen Entwicklung auch bei ausbleibenden Erfolg nicht noch ändern könnte? Im Fußball fielen schon so einige Aussagen mit der Zeit in die Schublade "schlecht gealtert". Ob Nagelsmann im Falle einer Terzic-Entlassung noch auf dem Markt ist, wird sich zeigen.