„Wer verliert, ist raus“
Olaf Thon über die Krise der Bayern, die Lücken in der Abwehr – und die Stärken seiner Schalker.
AZ: Herr Thon, am Sonntag spielen Ihre Ex-Vereine gegeneinander: Schalke kommt mit einem Europa-League-Erfolg, bei Bayern brennt der Baum nach dem 0:1 in Basel. Was für ein Spiel wird das denn?
OLAF THON: Bayern hat nicht enttäuscht in Basel. Das war ein starker Gegner bei schwierigen Platzbedingungen. Man hätte nicht verlieren müssen, ein Unentschieden-Spiel. Schalke kommt mit gestärkter Brust. Das wird für Bayern nicht einfach. Denn wer dieses Spiel verliert, ist raus und wird wohl mit der Meisterschaft nichts mehr zu tun haben.
In Ihrer Bayern-Zeit haben Sie am eigenen Leib erlebt, wie das ist, wenn es nicht läuft. Wie schwierig ist es, aus diesem Tief rauszukrabbeln? Für grundlegende Änderungen ist ja kaum Zeit.
Die Spielweise der Bayern ist anders als die von Gladbach oder Dortmund. Da wird viel flüssiger nach vorn gespielt. Bayern tut sich schwer mit seinen Klasse-Leuten auf den Flügeln, wobei sie zuletzt schon flexibler gespielt haben. In der Liga kann ein Remis oder eine Niederlage gegen Schalke so gut wie das Aus bedeuten. Man kann den Schalter jetzt nicht groß umlegen. Karl-Heinz Rummenigge hat das ja gesagt: Man hat sich da selber reinmanövriert und muss gemeinsam wieder rauskommen. Die Qualität ist ja da.
Sie haben das System angesprochen: Ist Bayern leicht auszurechnen? Ist das Van-Gaal-Fußball mit möglichst viel Ballbesitz?
Nein, van Gaal ist ja nicht mehr da, und unter Heynckes hat man schon tolle Spiele abgeliefert, auch am Stück. Aber die Gegner haben sich darauf eingestellt, gerade auf Robben und Ribéry. Und Thomas Müller ist nicht mehr in der Form, die er schon mal hatte – was ganz normal ist. Der schwebte in Superlativen, war fast in jedem Spiel Weltklasse. Dass der mal einen Hänger hat und Gomez nicht in jedem Spiel treffen kann, ist klar. Dazu das Problem in der Deckung – das größte Problem: dass zu viele Großchancen zugelassen werden. Da verliert man Spiele wie in Basel. Da kommt eins zum anderen.
Die Lücken gegen Basel waren phasenweise wirklich erschreckend.
Bayern hat intensiv verteidigt, Pressing gespielt. Ich fand das nicht schlecht, wie sie versucht haben, Basel unter Druck zu setzen. Wenn die das so zu Hause spielen, Robben in noch besserer Form ist und Ribéry nicht so viele Ballverluste hat! Allein diese Ballverluste: Da müssen fünf, sechs Mann immer wieder zurück! Aber Robben und Ribéry haben ihre Stärke im 1:1 und in der Schnelligkeit anstatt im Kombinieren, wie das Götze oder Reus tun. Bayern muss versuchen, sein Spiel durchzubringen. Aber wenn sie ihr Potenzial abrufen, werden sie in allen Wettbewerben noch mitreden. Es wird ja gejammert auf hohem Niveau.
Wie stark sind Ihre Schalker?
Verdammt stark. Gegen Farfan wird Lahm eine Menge zu tun haben. Aber ich glaube, dass man sich die Punkte teilen wird: 1:1 – wie so oft.