Wer macht's besser? Die Noten für die Bosse des FC Bayern

München - Es war eine turbulente Hinrunde bei den Münchnern, nicht nur auf dem grünen Rasen, sondern auch auf den Fluren der Geschäftsstelle an der Säbener Straße. Für Trainer Niko Kovac war Schluss, Hansi Flick übernahm. Und vieles wurde besser. Zudem endete die Ära von Uli Hoeneß, der als Präsident und Aufsichtsratsvorsitzender von Herbert Hainer beerbt wurde. Was bei den Bossen gut lief – und was nicht:
Der letzte Teil der AZ-Zeugnisse zur Hinrunde: Die Bayern-Bosse
Niko Kovac: Die alte Liebe wurde Kovac zum Verhängnis. Nach der 1:5-Klatsche der Münchner bei Eintracht Frankfurt Anfang November sah die Klubführung "Handlungsbedarf": Es folgte die Trennung von dem umstrittenen Trainer, der in der Vorsaison immerhin das Double geholt hatte – der aber auch chancenlos im Champions-League-Achtelfinale am FC Liverpool gescheitert war. Unter Kovac blieb eine Weiterentwicklung des Teams aus, wichtige Spieler senkten schließlich den Daumen, weil der Coach taktisch und auch im zwischenmenschlichen Bereich Schwächen offenbarte.
Was allerdings stilvoll war: Nach der Trennung verlor Kovac kein böses Wort über Bayern. Note 4
Hansi Flick: empathisch & souverän
Hansi Flick: Manche sagen ja, Flick sei genau für diesen Notfall geholt worden. Und tatsächlich sprang der vorherige Co-Trainer nach dem Kovac-Aus ein, sorgte für einen Stimmungsumschwung. "Wir sind sehr zufrieden mit seiner Arbeit, wir empfinden die spielerische Entwicklung unserer Mannschaft unter ihm als hervorragend und auch die Ergebnisse stimmen wieder. Zudem gefällt uns sein Auftreten sehr gut", schwärmte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge in einer Mitteilung an die Bayern-Fans und ergänzte: "Wir vertrauen Hansi Flick! Im Namen des FC Bayern darf ich ihm viel Glück und viel Erfolg für die anstehenden Aufgaben wünschen." Der empathische, souveräne Flick macht weiter bis Sommer – mindestens. Er hat gute Chancen, sogar länger Cheftrainer zu bleiben. Note 2
Hasan Salihamidzic: Ein Sportdirektor muss sich vor allem an der Zusammenstellung des Kaders messen lassen. Und die war nicht vollends überzeugend. Mit Mats Hummels wurde der beste Innenverteidiger an Dortmund abgegeben, auch Jérôme Boateng hätten die Münchner im Sommer beinahe ziehen lassen. In der Abwehr hakt es. Rekordneuzugang Lucas Hernández hat sich noch nicht als Verstärkung erwiesen, der Franzose verletzte sich zudem schwer am Sprunggelenk. Während Benjamin Pavard die Erwartungen erfüllt, müssen sich Philippe Coutinho und Ivan Perisic steigern.
Fiete Arp und Michael Cuisance spielen noch gar keine Rolle. Salihamidzic selbst tritt öffentlich souveräner auf als in der Vergangenheit. Und Alphonso Davies, den Brazzo Anfang des Jahres aus Vancouver holte, hat sich mittlerweile als Volltreffer erwiesen. Note 3
Karl-Heinz Rummenigge: Mit der Trennung von Kovac bewies der Vorstandsvorsitzende den richtigen Riecher. Die Beförderung von Flick darf bereits jetzt als Erfolg gewertet werden. Rummenigge will dominanten Offensivfußball sehen und dass Bayern für eine klare Spielphilosophie steht. Was sehr positiv zu bewerten ist. In der Kaderplanung müssen sich Rummenigge und Salihamidzic aber ein paar Fragen gefallen lassen. Ihre nächste große Aufgabe: Leroy Sané zum FC Bayern holen. Note 3
Hainer will weniger Schlagzeilen als Hoeneß
Uli Hoeneß: Nach Jahrzehnten an der Macht zog sich der Patron vom Tegernsee in die zweite Reihe zurück. Hoeneß gab die Ämter als Präsident und Aufsichtsratsboss ab, fungiert jetzt "nur" noch als einfaches Mitglied des Kontrollgremiums. Doch der Mr. FC Bayern kündigte bereits an, die "Abteilung Attacke" wiederbeleben zu wollen und dass er den Klub "wie eine Glucke bewachen werde". Es dürfte spannend bleiben. Auf der Jahreshauptversammlung formulierte Hoeneß einige politische Statements (gegen rechtes Gedankengut, zur Lage armer, alter Menschen in München), zuvor hatte er in der Torhüterdebatte bei seiner Kritik an Marc-André ter Stegen übertrieben. Das Kovac-Aus ist als Niederlage für Hoeneß zu werten. Note 3
Herbert Hainer: "Die Reporter werden Hoeneß vermissen. Von mir werden sie nicht so viele Bonmots und Schlagzeilen bekommen", sagte der neue Präsident im Vereinsmagazin "51". Hainer, der frühere Top-Manager von Adidas, hält sich öffentlich mehr zurück als sein Vorgänger, wählt den diplomatischen Weg. "Ein Verein sollte mit einer Stimme sprechen. Damit meine ich nicht: Nur durch eine Person. Es können sich ruhig mehrere in der Öffentlichkeit äußern – aber sie sollten eine Linie vertreten." Vernünftige Worte des Hoeneß-Nachfolgers. Hainers großes Ziel: Das Champions-League-Finale 2022 in München erreichen – und gewinnen. Note 3
Lesen Sie hier Teil 1 der AZ-Hinrundenzeugnisse: die Bayern-Abwehr
Lesen Sie hier Teil 2 der AZ-Hinrundenzeugnisse: das Bayern-Mittelfeld
Lesen Sie hier Teil 3 der AZ-Hinrundenzeugnisse: der Bayern-Sturm