Startelf oder Bankdrücker: So stehen in Kiel die Chancen auf einen Palhinha-Einsatz
München - Mit breiter Brust dürfte Joshua Kimmich in den vergangenen Tagen an die Säbener Straße gefahren sein. Der Allrounder, der jüngst von Bundestrainer Julian Nagelsmann den Ritterschlag zum neuen DFB-Kapitän bekam, zahlte das Vertrauen mit starken Leistungen zurück. Vor allem gegen die Niederlande (2:2) ging Kimmich mit der Binde voran, gab den Ton an.
FC Bayern: Kompany will Kimmich weiter auf der Sechs spielen lassen
Ob sein Coach im Verein die Kimmich-Glanzauftritte auf der rechten Abwehrseite gesehen hat? "Ich habe sehr viel Fußball geschaut, aber wenige Länderspiele", antwortete Vincent Kompany auf der Pressekonferenz am Freitag. Das hatte auch seinen Grund. Das Internet im Hause Kompany, es streikte. "Wenn man umzieht, laufen manche Dinge auch falsch", erklärte der Belgier und grinste in die Journalisten-Runde.
Doch mitbekommen hat er die Leistung von Kimmich auf der rechten Abwehrseite allemal. Was ihn aber nicht davon abhält, den 29-Jährigen trotz der Verletzung von Josip Stanisic bevorzugt im Mittelfeld auflaufen zu lassen. "Ich werde keine Sekunde davon beeinflusst", sagte Kompany zu Kimmichs Galaauftritt auf der rechten Abwehrseite - und schob hinterher: "Ich sehe das als Lösung, was er alles machen kann." Erst diese Flexibilität mache Kimmich zu dem Top-Spieler.
Palhinha braucht Spielpraxis für die großen Partien
Doch zur Wahrheit gehört auch: Die Position im Mittelfeld hatten die Kader-Bastler der Münchner und vor allem sein Vorgänger Thomas Tuchel eigentlich für jemand ganz anderen reserviert: für 50-Millionen-Mann João Palhinha. "Ich freue mich darauf, mit den Jungs auf dem Platz zu stehen und das Trikot überzustreifen", sagte der Neuzugang vom FC Fulham bei seiner Vorstellung. Doch bisher steht er, bis auf wenige Ausnahmen, nur mit seinen Teamkollegen auf dem Trainingsplatz und streift sich das Trainingslaiberl über.
In der Bundesliga durfte Palhinha gar nur eine gute Viertelstunde gegen die Freiburger (2:0) das machen, was er am liebsten macht, seinen Gegnern à la Javi Martinéz den Ball abluchsen. In der Startelf stand der 29-Jährige noch nicht. Damit drängt sich die Frage auf: wenn nicht am Samstag in Kiel (18.30 Uhr live bei Sky und im AZ-Liveticker), wann dann? Immerhin braucht Palhinha Spielpraxis, um in der Champions League gegen die harten Brocken aus Paris oder Barcelona fit zu sein, um die Wackel-Innenverteidigung gegen Robert Lewandowski und Randal Kolo Muani zu unterstützen.
Bayern-Neuzugang Palhinha: "Ich bin bereit zu spielen"
Doch auch gegen den Aufsteiger aus dem hohen Norden droht dem Mittelfeldspieler zunächst die Bank. Zwar erklärte Kompany, als er auf Palhinha angesprochen wurde, dass jeder seiner Spieler ein Startelfkandidat sei, stellte jedoch noch im selben Atemzug klar: "Es geht noch nicht so um Rotation." Erst wenn die Englischen Wochen an dem ein oder anderen Bayern-Star nagen, soll durchgewechselt werden.
"Es ist wichtig, dass jeder Spieler zur Verfügung steht und jeder bereit ist", ergänzte der ehemalige Abwehrspieler. "Es sind noch so viele Spiele." Trösten wird das Palhinha nur bedingt. Denn auch in der portugiesischen Nationalmannschaft bekam er unter Coach Roberto Martinez lediglich 45 Minuten Spielzeit. Und das, obwohl er bei seiner Bayern-Ankunft angekündigt hatte: "Ich bin bereit zu spielen."
FC Bayern: Kompany lobt Konkurrent Pavlovic
Während bei Portugal Rúben Neves (Al-Hilal) den Vorzug bekam, war es zuletzt beim Rekordmeister Youngster Aleksandar Pavlovic. "Er ist auf jeden Fall ein sehr interessanter Spieler, der jeden Tag einen weiteren Schritt macht", lobte Kompany den Palhinha-Konkurrenten, der jüngst sein erstes Tor für die Nationalmannschaft erzielte. "Er ist ein sehr interessanter Spieler für uns."
Scheinbar interessanter als der Abräumer aus der Premier League. Das mag vor allem an der bisherigen Spielweise des Bayern-Trainers liegen. Sowohl gegen Wolfsburg als auch gegen den Sportklub wählte Kompany eine offensive Herangehensweise ohne echten Abräumer. Braucht der neue Übungsleiter für seine Philosophie also womöglich gar keine "Holding Six" wie Palhinha? Eine Antwort darauf wird es in den nächsten Wochen geben. Dann wird sich zeigen, ob selbst die anderen Anwärter auf die Sechserposition, Konrad Laimer und Leon Goretzka, den Vorzug bekommen.
