Weltfußballer? Matthäus: "Ribery hat es verdient"

Sechs Spieler des FC Bayern München sind für die Wahl zum Weltfußballer des Jahres nominiert. In der AZ erklärt Lothar Matthäus, der 1991 gewann, warum er es Franck Ribéry gönnt – und lädt ihn zu sich nach Hause ein.
AZ: Herr Matthäus, der Weltverband Fifa hat 23 Spieler auf die Liste zur Wahl zum Weltfußballer gesetzt. Wer soll es werden – einer der Bayern-Profis Ribéry, Robben, Lahm, Schweinsteiger, Müller oder Neuer?
LOTHAR MATTHÄUS: Da Franck Ribéry amtierender Fußballer Europas ist, könnte er auch bei der Wahl zum Weltfußballer die Nase vorn haben. Franck hat es auf jeden Fall verdient.
Ihr Favorit ist?
Ribéry. Er ist allen ein Stückchen voraus mit seinen Leistungen, er begeistert uns alle – nicht nur mit seinen Dribblings, auch durch die mannschaftsdienliche Spielweise. Er ist nun auch in Frankreich in der Nationalelf so richtig angekommen und akzeptiert. Wichtig ist aus meiner Sicht, dass es ein Spieler aus der Bundesliga wird.
Zum ersten Mal. Sie sind der einzige deutsche Sieger.
Ich hatte 1990 das Glück, in den beiden besten Mannschaften der Welt zu spielen: bei Inter Mailand und in der deutschen Nationalelf. Jetzt hoffe ich und wünsche es mir, dass es einer vom FC Bayern wird. Es wäre schön, wenn es endlich wieder ein Deutscher schafft – diesmal wohl nicht.
Hört man sich in der Bundesliga um, gilt Ribéry als der Kandidat Nummer eins. Doch gilt er bei der Abstimmung wirklich als Favorit?
Das bezweifle ich. Die Wahl zum Weltfußballer ist auch eine Frage der internationalen Wahrnehmung eines Spielers und daher geht es nicht nur um die Leistung, sondern auch um die Vermarktung. Der spanische Fußball wird in Mittel- und Südamerika ganz anders wahrgenommen als die Bundesliga, die englische Premier League ist in Asien die Liga schlechthin.
In den letzten vier Jahren gewann jeweils Lionel Messi vom FC Barcelona. Könnte es wieder eine Wahl nach Namen werden?
Ja, das ist zu befürchten. Ich hoffe, dass die Wahl korrekt und gerecht abläuft in dem Sinne, dass es rein um die Leistung geht und dass man auch in kleineren Inselstaaten im Pazifik oder in der Karibik nicht nur nach den Namen geht. Auch wenn sich natürlich Argumente etwa pro Cristiano Ronaldo von Real Madrid finden ließen, der ja in der Liga und der Champions League Tore am Fließband erzielt. Auch pro Messi. Klar.
Wie lautet ihre Top 3?
Ribéry, Lahm, Lewandowski. Für mich als Trainer spielt es eine große Rolle, was ein Spieler wie etwa Philipp Lahm auf seiner Position – oder jetzt: Positionen – leistet. Allgemein werden ja eher Offensivspieler gewählt, weil sie die Tore erzielen und spektakulär spielen. Dortmunds Robert Lewandowski ist ein kompletter Stürmer, ich würde ihn an Position drei setzen.
Wie fühlt sich das an: der beste Fußballer der Welt?
Natürlich gut, klar. Man ist stolz. Ich blicke gerne auf die Erfolge in meinen 21 Profijahren zurück, aber so eine persönliche Auszeichnung ist auch immer ein Resultat einer Mannschaftsleistung.
1990, nach dem WM-Titel in Rom, wurden sie noch inoffiziell zum Weltfußballer gewählt, ein Jahr später ganz offiziell. Was passierte danach?
Die Arme der Menschen werden immer breiter, wenn sie dich umarmen, die Leute mögen dich noch etwas mehr.
Die Trophäe von 1991 haben Sie der Erlebniswelt des FC Bayern, dem Museum in der Allianz Arena, gestiftet.
Ja, da kann Franck mal hingehen und sich das gute Stück anschauen. Ich lade ihn auch hiermit ganz herzlich ein, nach Budapest in meine Wohnung zu kommen, um den Pokal von 1990 zu begutachten und zu streicheln.