"Welt"-Redakteur: "Lasst eure Kinder nicht Bayern-Fans werden!"

München - Es ist ein altbekanntes Spiel: Entweder man ist Bayern-Fan oder expliziter Bayern-Gegner. Dazwischen gibt's nichts. Die Argumente der Bayern-Hasser sind dabei immer ähnlich. Schon seit dem "Schmählied" der Toten Hosen weiß man, dass der FC Bayern in der Lage ist, einem den Charakter zu versauen.
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Mit einer Glosse, die seit Sonntag auf welt.de zu lesen ist, schlägt Lars Wallrodt, der leitende Fußball-Redakteur der "Welt" sehr humorvoll in die gleiche Kerbe.
Nichts beeinflusse das Leben maßgeblicher als die Wahl des Lieblings-Fußballvereins. Und weil Weihnachten vor der Tür steht, appeliert Wallrodt an alle Eltern: "Wenn als Wunsch ein Trikot des FC Bayern auf dem Zettel auftaucht, ignoriert ihn! Lasst eure Kinder nicht Bayern-Fan werden!". Denn, so Wallrodt weiter, ein Heranwachsender sei nicht in der Lage die Härte des Lebens kennenzulernen, wenn ihn sein Verein nicht fordert. Und das tue der FC Bayern natürlich nicht und sei deswegen als "Herzensklub nicht zu empfehlen".
"Jedes Wochenende müssten sie Siege bejubeln, jeden Sommer die Meisterschaft feiern. Erst mit Begeisterung, später halbherzig, weil sich auch das Hochgefühl des Sieges irgendwann abnutzt bei ständiger Präsenz. Wer so aufwächst, wird sich wundern, wenn er auf dem Schulhof zum ersten Mal verdroschen wird, wenn es den ersten Korb von einem Mädchen (oder einem Jungen) gibt und wenn die ersten zehn Bewerbungen mit bestem Dank und guten Wünschen abgelehnt werden. Das Leben ist nicht die Münchner Arena, es ändert seine Farben nicht auf Knopfdruck".
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Der Umkehrschluss gilt natürlich auch: Den Fan vom 1. FC Köln oder Arminai Bielefeld kann nichts mehr schocken. Das Fan-Sein von z.B. dem VfL Osnabrück schule den Charakter. "Also, liebe Eltern: Investieren Sie in die Zukunft Ihres Kindes, schenken Sie das Trikot eines Außenseiters!", fordert Wallrodt zum Schluss. "Auch wenn Ihnen der Dank dafür zunächst verwehrt bleiben mag."
Wie sehr man selbst mit einer Glosse polarisieren kann, lässt sich am Facebook-Feedback ablesen. Bis Montagabend wurde der Post bereits knapp 40 000 Mal geliked und knapp 10 000 Mal geteilt.
Bei einem Blick auf die Facebook Kommentare lässt sich allerdings auch erkennen, dass nicht jeder Zugang zum satirischen Charakter einer Glosse hat.