Welche ist die beste Mannschaft?

„Noch nie so moderner und attraktiver Fußball“: Trainer Jupp Heynckes hat mit seinen Aussagen eine Diskussion entfacht. Die AZ macht hier den großen Vergleich: 1974, 2001 oder 2013?
Patrick Strasser |
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Sie holten zuletzt den Champions-League-Pokal nach München: Die Bayern-Elf im Jahr 2001.
Rauchensteiner Sie holten zuletzt den Champions-League-Pokal nach München: Die Bayern-Elf im Jahr 2001.

„Noch nie so moderner und attraktiver Fußball“: Trainer Jupp Heynckes hat mit seinen Aussagen eine Diskussion entfacht. Die AZ macht hier den großen Vergleich: 1974, 2001 oder 2013?

DOHA Jupp Heynckes hatte seine Worte wohl überlegt, als er am Donnerstag die aktuelle Mannschaft und ihr Leistungsvermögen mal eben in Bezug zur beinahe 113-jährigen Vereinsgeschichte setzte. „Der FC Bayern hat in seiner Historie noch nie einen so modernen, zeitgemäßen, attraktiven Fußball gespielt", stellte der 67-Jährige klar und ließ nicht aus zu betonen, dass die Kunst des schönen Spiels auf dem Mist des Cheftrainers gewachsen ist. Überall wird diskutiert, ob Heynckes richtig liegt. Seit er im Juli 2011 sein drittes Engagement bei Bayern angefangen hat, steht auf der Trophäen-Liste lediglich der wenig bedeutende Supercup, den Rest räumte Borussia Dortmund ab. Oder Chelsea.


Zur Seite springen ihm seine Spieler. „Ganz Europa, ganz Deutschland beneidet uns um diesen Kader", sagt Mario Gomez und Philipp Lahm ergänzt: "Das ist ein großes Lob vom Trainer an die Mannschaft. Aber die Preise werden erst im Mai verteilt."


Doch die Frage bleibt: Sind die aktuellen, (noch) titellosen Heynckes-Bayern wirklich besser als die dreimaligen Landesmeister-Sieger (von 1974 bis '76) um Franz Beckenbauer? Oder waren die Helden von Mailand 2001 um Effenberg und Kahn, trainiert von Ottmar Hitzfeld, das Nonplusultra?
Die AZ macht den großen Vergleich.


 

Sportlicher Erfolg/Bedeutung: Ohne die Ikonen der 70er, kein heutiger FC Bayern. Sie haben dreimal hintereinander die Champions League gewonnen – auch wenn es damals (nur die Meister nahmen teil, es gab lediglich vier K.o.-Runden) etwas einfacher war.

Spielstil/stilprägender Fußball: Nach der Real- und der Ajax-Epoche kamen ab 1974 die Bayern. Mit Cramer und Lattek wurde der Effizienz-Fußball geboren. Nicht immer ansehnlich, dafür zielführend und effektiv. 1974 wurde der schönste Fußball gespielt, 1975 und 1976 gewann man dank Maier/Beckenbauer – und vorne müllerte es.

Kultfaktor/Unterhaltungswert: Es war der irrsinnige Mix aus den Erfolgen im Europacup und den Peinlichkeiten in der Liga (1975: Zehnter, 1976: Dritter), der für Abwechslung sorgte.

Professionalität: Die ließ – gemessen an heutigen Standards – zu wünschen übrig. Aber damals gewann man auch mit einer Schweinshaxe im Bauch. Nicht Laktakt-Werte zählten, sondern Ergebnisse.

Typen: Die Kumpel Breitner/Hoeneß modelten in Badehosen, Müller ließ sich mit Zigarre fotografieren. Die Bayern der 70er waren die Beatles der Vereinshistorie. Stilprägend, oft kopiert, nie erreicht.

FAZIT: Maier, Beckenbauer, Schwarzenbeck, Breitner und Müller wurden 2005 von den Fans in die „Jahrhundertelf“ gewählt. Sagt alles.

 


 

Sportlicher Erfolg/Bedeutung: Als Torhüter Oliver Kahn mit dem Champions-League-Pott den Rathaus-Balkon betrat, rief er: „25 Jahre! Jetzt ist er da!“ Selten war die Sehnsucht nach einem großen Coup größer. Endlich waren die vergeblichen Anläufe (Finale ’82, ’87) und die Tragödie von Barcelona 1999 (Nachspielzeit-Pleite gegen ManU) getilgt.

Spielstil/stilprägender Fußball: Der Trainer hieß Ottmar Hitzfeld, sein Team war: die Kompakt-Klasse. Hinten mit Titan Kahn, in der Mitte grätschten Andersson/Linke/Kuffour, davor Effe/Jeremies.

Kultfaktor/Unterhaltungswert: Hoch – trotz Hitzfeld-Fußball! Effenberg und Kahn emanzipierten sich in jener Zeit. Effe in Mode- und Kahn in Frauenfragen.

Professionalität: Nochmal: der Trainer hieß Hitzfeld. Und der wollte „Top-Profffis!“ Die Discothek „P1“ wurde meist nur zu den Siegesfeiern aufgesucht, Basler/Hamann waren ja schon weg.

Typen: Kahn, Effenberg, Scholl, Jeremies, Elber – was für eine Mischung. Diese Gang zu bändigen, das konnte nur der zum Jahrhundert-Trainer gewählte Hitzfeld schaffen.

FAZIT: Scholl, Effe und Elber (gewählt in die Alltime-Heldenelf) gehörten die Herzen der Fans, den Pott hielt Kahn fest. Selten waren „Abnutzungskämpfe“ (Hitzfeld) erfolgreicher.


 

Sportlicher Erfolg/Bedeutung: Bisher? Triple-Vize im letzten Jahr, traumatisiert von Chelsea beim „Finale dahoam“. In dieser Saison seit zwei Spielen gegen Dortmund ungeschlagen. Und nun mal nicht zynisch: Die Pokale sind in der Mache. Glaubt man zumindest Heynckes.

Spielstil/stilprägender Fußball: Nachhaltig war das Engagement von Louis van Gaal. Der Flachpass-Fußball („Der Ball darf nicht hoppelen“) und die Ballbesitz-Manie wurden von Heynckes perfektioniert. Selten gab es mehr Show (Ribéry, Robben) und mehr Abwehr-Disziplin.

Kultfaktor/Unterhaltungswert: Die Show machen Robben (falls gesund) und Ribéry (falls gut gelaunt). Die Abteilung Nervenkitzel wurde durch Elfmeterschießen strapaziert. Kult? Der Müller hat's drauf.

Professionalität: Mehr geht nicht in Sachen Komplett-Betreuung. Dachte man. Dann verpflichtete Präsident Hoeneß Matthias Sammer als Sportvorstand.

Typen: Na ja. Sagen wir mal sie befinden sich im Status Entwicklung. Die Nicht-Anecken-Generation Lahm/Schweinsteiger/Neuer, Karriere-mäßig perfekt durchgestylt, hebt sich ihren ersten Skandal für trübe Zeiten auf. Fußball first.

FAZIT: Zur Goldenen Generation fehlt der ganz große Wurf. Der Henkelpott – abzuholen am 25. Mai in London...

 

 

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