Weiterfeiern! Immer weiterfeiern!

Nach dem Thriller von Manchester dürfen die Bayern vom Triple träumen. VorstandsbossRummenigge verschiebt schon seinen Urlaub.
von  Abendzeitung
Die Jubel-Bayern: Der Rekordmeister kämpfte sich in Manchester ins Halbfinale der Champions League.
Die Jubel-Bayern: Der Rekordmeister kämpfte sich in Manchester ins Halbfinale der Champions League. © AP

Nach dem Thriller von Manchester dürfen die Bayern vom Triple träumen. VorstandsbossRummenigge verschiebt schon seinen Urlaub.

MANCHESTER Kurz vor 1 Uhr nachts machte Louis van Gaal seine Runde. Eine schwarze Aktentasche in der Hand, kämpfte sich der Trainer durch den Festsaal des „Marriott Worsley Park and Country", des Mannschaftshotels der Bayern in Manchester. Immer wieder wurde er von Fans aufgehalten. Ein Autogramm hier, ein Foto da. Van Gaal lächelte und hielt den Kopf oben wie ein Strauß, auf der Suche nach seinen Spielern.

Draußen im Foyer traf er Daniel van Buyten, den einzigen, der noch nicht auf dem Zimmer verschwunden war. „Schlafen gehen!", befahl van Gaal. Es war nicht böse gemeint, aber mit Hintersinn. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel – mitten in der Reha.

2:3 hatten die Bayern im Old Trafford verloren - es war ein Thriller, die süßeste Pleite der Vereinsgeschichte. Das Halbfinale der Champions League gegen Olympique Lyon ist erreicht, was an sich einer Saison schon die Note „gut" geben würde. Doch die Bayern sind zudem nach 44 Pflichtspielen in der Bundesliga ganz oben und ins Pokalfinale eingezogen. Der Vereinslebenstraum, in einer Saison das Triple zu holen, dieses Nie-da-gewesene zu erreichen, ist nahe.

Während die meisten Spieler rasch auf ihren Zimmern verschwanden, wurde am Vorstandstisch gefeiert. Es war Zigarren-Time. Rauch. Gelächter und Glücksgefühle vermischten sich, angestoßen wurde zu Loup de Mer, Lancashire Rind und Lamm mit Rotwein. Als Franck Ribéry zum 27. Geburtstag eine Torte bekam, wurde das „Happy Birthday" angestimmt. Am Tisch von Beckenbauer, Hoeneß, Rummenigge saß als Ehrengast Willy Bogner. Er kämpft für München um Olympia 2018, die Bayern könnten ihren Olymp in wenigen Wochen erreichen, das größte Jahr der 110-jährigen Geschichte erleben.

„Wir haben in der Champions League mehr erreicht, als wir gehofft haben“, sagte Präsident Uli Hoeneß, „was jetzt noch kommt, ist Zusatz - wie die Sahne auf dem Kaffee, die Meisterschaft ist die Basis.“

Damit sich die Mannschaft in voller Kaderstärke auf die Partie am Samstag in Leverkusen vorbereiten kann, bezog man ein Trainingslager in Köln. Alles für ein Ziel: Weiterfeiern, immer weiterfeiern. Damit der Mai zur größten Bayern-Partie aller Zeiten wird – mit dem Bundesliga-Finale am 8. Mai (bei Hertha BSC) dem DFB-Pokalfinale am 15. Mai in Berlin gegen Werder Bremen – und als nun möglichem Höhepunkt dem Champions-League-Finale gegen Barcelona oder Inter am 22. Mai in Madrid.

Das Selbstvertrauen ist nun grenzenlos. „Mit einem Sieg in Leverkusen kann es lustig werden", sagte Hoeneß, „dann können wir Meister werden, dann kann es eine sehr gute Saison werden.“

Eine verrückte Saison ist es jetzt schon. Im Herbst war man acht Punkte in der Liga hinter Leverkusen, stand nach zwei Pleiten gegen Bordeaux in der Champions League vor dem Aus. Nach dem Coup von Manchester fragt man sich: Wie viele Leben hat dieses Team?

Fünf Mal stand man allein in der Königsklasse vor dem Aus. Das 1:0 gegen Haifa war obligatorisch. In Turin musste man gewinnen, es wurde ein triumphales 4:1 nach Rückstand. Die Dramaturgien der Duelle im Achtelfinale mit Florenz und nun Manchester waren ähnlich. Ein glückliches, weil spät erzieltes 2:1 im Hinspiel, auswärts drohte der K.o. Robben rettete in der Toskana und in Nordengland mit seinen Treffern das Weiterkommen. „Tod oder Gladiolen“, nannte van Gaal diese Duelle. Die Bayern waren schon mehrmals klinisch tot, der Traum vom Triple lebt weiter.

Vorstandsboss Rummenigge hat seine persönlichen Pläne schon über den Haufen geworfen: „Ich wollte in Urlaub fahren, aber da muss ich doch 'ne Woche länger bleiben.“ Könnte sich lohnen.

Patrick Strasser

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