Weihnachten wird für den FC Bayern zum Fest der Hoffnung

München - Die Weihnachtsferien verschieben, die Siegesserie nach fünf Erfolgen weiter ausbauen, die gute Form ausnutzen? Darauf hatte Thomas Müller dann doch keine Lust – bei allem Ehrgeiz. "Ne, jetzt machen wir erstmal Pause, erholen uns alle", sagte der Bayern-Angreifer nach dem 3:0 bei Eintracht Frankfurt zu den Reportern. "Ihr könnt eure Finger ein bisschen ausruhen, und dann sehen wir uns im neuen Jahr."
Basta. Das war's. Frohe Weihnachten. Servus! Nach dem letzten Spiel der Hinrunde hatten es die Bayern eilig. Am Frankfurter Flughafen wartete schon der Flieger. Einige Spieler hoben sogar direkt in den Weihnachtsurlaub ab. Mit überwiegend positiven Gefühlen.
Niko Kovac: Der FC Bayern ist im Aufwärtstrend
Und das hätte man ja vor ein paar Wochen noch für recht unwahrscheinlich gehalten. Eine Negativserie in der Liga, eine Trainerdiskussion und die Pressebeschimpfungskonferenz der Bosse: Es war eine ziemlich turbulente Hinrunde. Die das Team von Niko Kovac dann doch noch irgendwie repariert bekam. "Wir sind wieder da", sagte der Coach nach der Partie bei seinem Ex-Klub. "Wir haben es in den letzten Wochen sehr gut gemacht, sind auf sechs Punkte rangekommen. Man hat schon gesehen, dass wir im Aufwärtstrend sind. Meine Jungs wissen, was sie zu tun haben."
Dann wurde Kovac, der im Kabinengang alte Weggefährten wie Eintracht-Präsident Peter Fischer umarmte, noch gefragt, ob am Ende der Saison Bayern Meister werden würde. Seine Antwort: "Davon gehen wir alle in München aus."
Ribéry wird gegen Frankfurt zum Matchwinner
Die Zuversicht ist zurück, der Glaube auch: Weihnachten wird für den FC Bayern zum Fest der Hoffnung. Danach hatte es zu Beginn der Partie gegen eine starke Eintracht allerdings nicht ausgesehen. Es war dem gebürtigen Frankfurter Niklas Süle zu verdanken, dass es lange 0:0 stand. Süle rettete in mehreren Szenen glänzend.
Nach und nach wurden die Bayern dominanter, Joshua Kimmich gefiel als Stratege im zentralen Mittelfeld – und vorne wirbelte das Trio Thomas Müller, Robert Lewandowski und Franck Ribéry.
Der Franzose wurde mit zwei Treffern zum Matchwinner (35., 79. Minute). Kurz vor Schluss traf dann Rafinha per Bogenlampe zum 3:0-Endstand (89.). Der Eintracht half auch die ultimative Provokation nicht: Vor der Fankurve hatten sie den DFB-Pokal platziert. Doch das war eher Motivation für die Bayern, die seit dem verlorenen Cup-Endspiel im Mai (1:3) wütend reagiert haben: 5:0 im Supercup und nun 3:0 in der Liga.
"Das war ein wichtiges Ausrufezeichen", sagte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge. "Wir sind jetzt dran. Wir haben den Rückstand auf Dortmund nicht größer werden lassen. Im Gegenteil, wir haben sogar noch zwei Tore aufgeholt. Das hat die Mannschaft sehr gut gemacht."
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FC Bayern: Die Defensive muss sich steigern
Rummenigge wies - wie auch Kovac - auf die verlorenen Punkte in den Heimspielen gegen Augsburg (1:1), Freiburg (1:1) und Düsseldorf (3:3) hin. Ohne diese Patzer stünde Bayern punktgleich an der Spitze. Und doch: Die Münchner werden sich in der Rückrunde steigern müssen – speziell im Defensivbereich: Auch in Frankfurt waren Unkonzentriertheiten und Schnelligkeitsdefizite zu beobachten.
Bei Rummenigge überwog kurz vor Weihnachten dennoch der Optimismus. Trainer Kovac und die Mannschaft seien "wieder eine Einheit", sagte er – um dann eine kleine Spitze gegen Tabellenführer Dortmund zu formulieren. Dortmund habe "eine völlig andere Philosophie als Bayern", meinte Rummenigge, denn der BVB könne "jüngere Spieler einbauen, weil die Öffentlichkeit viel mehr Geduld hat, als es bei Bayern der Fall wäre". Für 2019 prophezeite er eine "emotionale Bundesliga-Rückrunde" und versprach mit Blick auf die Verjüngung des Kaders: "Wir werden diesen Umbruch bewältigen. Bayern München wird in der Zukunft genauso strahlen, wie es in der Vergangenheit der Fall war."
Aber auch noch in dieser Saison? Mit dem siebten Meistertitel in Folge? "Unsere Aufgabe ist es, den Druck permanent hochzuhalten", sagte Müller über Konkurrent Dortmund. "Wir sind voller Hoffnung und voller Vorfreude auf die Rückrunde." Die beginnt für den BVB übrigens gleich mit dem schweren Auswärtsspiel bei RB Leipzig. Die Bayern glauben noch dran. "Natürlich werden wir angreifen", sagte Kovac, ehe er sich aus dem Stadion verabschiedete.