Weiblicher Gattuso, Biker-Queen und Küken
Fünf Münchnerinnen spielen für Deutschland bei der Frauen-WM. Die AZ stellt die bayerischen WM-Mädels vor, die um den Titel kämpfen.
München / Ottawa - Deutschlands Fußball-Frauen haben beim Kampf um ihren dritten WM-Titel einen prominenten Fan. „Natürlich schaue ich die Spiele der Frauen an. Das sollten viel mehr tun. Wie bei uns Männern ist die Nationalelf der Frauen das Höchste, was man erreichen kann“, sagte Weltmeister Bastian Schweinsteiger der „Bild“.
Der Vize-Kapitän des FC Bayern hat gleich doppelt Grund, die WM-Spiele in Kanada zu verfolgen, schließlich spielen mit Lena Lotzen (21), Leonie Maier (22), Melanie Behringer (29) Melanie Leupolz (21) und Sara Däbritz (20) gleich fünf Vereinskolleginnen vom FC Bayern bei der WM in Kanada.
Die AZ stellt die bayerischen WM-Mädels vor:
Lena Lotzen
Die 21-Jährige ist der absolute Fanliebling bei Bayern und seit Kindheitstagen großer Anhänger des Vereins. Selbst ein Mega-Angebot des VfL Wolfsburg lehnte sie ab – Identifikation pur! Allerdings plagten die Offensivspielerin zuletzt diverse Verletzungen. Alternativ zur WM hätte Lena wohl einen Roadtrip durch die USA gemacht – der ist schon länger geplant.
Auf ihrem WM-Schuh steht der Code „LM114“. Das ist Lenas Dank an ihre Familie – Mutter Monika, Vater Matthias und Bruder Moritz – sowie ihre besten Freundinnen Sarah Romert (Rückennummer 14) und Clara Schöne (trug bei Bayern die vier) für die Unterstützung in der schweren Zeit. Sie selbst trägt die elf. „Lena kann Spieler mitreißen“, sagte Melanie Behringer dem „kicker“. Aber: „Sie ist dafür ein absoluter Morgenmuffel“, sagt Freundin Schöne lachend.
Leonie Maier
Die Hobbyköchin. Sie backt zu jedem Bayern-Spiel einen Bananenkuchen. Die gebürtige Stuttgarterin lässt auch das Mittagessen an der Säbener Straße oft verstreichen, um selbst zu kochen. Ein Highlight dabei, typisch schwäbisch: ihre Käsespätzle, die sie in ihrer WG für Freunde zubereitet. „Wir sind meistens für den Nachtisch zuständig“, sagt Ex-Mitspielerin Schöne. „Aber Leo hat da mehr Talent.“
Wegen eines Kreuzbandrisses im März 2014 musste sie lange pausieren. Einen positiven Effekt hatte aber auch das: Neben Sami Khedira lernte sie in der Reha auch ihren Freund kennen. Auf dem Platz vergisst Maier, die laut Schöne „niemandem was Böses tun kann“, aber schon mal ihre Freundlichkeit: Melanie Behringer nannte die 1,63 Meter kleine Außenverteidigerin zuletzt einen „Wadenbeißer wie Gennaro Gattuso“.
Melanie Behringer
Die Mittelfeldspielerin (29) wurde vor der Saison geholt, um mit ihrer Erfahrung und ihren Führungsqualitäten für Ordnung in der Bayern-Mannschaft zu sorgen. Von Trainer Tom Wörle wurde sie direkt zur Kapitänin ernannt. Im Training geht sie die Mitspielerinnen in einem härteren Ton an, wenn jemand Fehler macht, nachtragend ist sie dabei nicht.
Behringer, die im Gespräch manchmal etwas steif wirkt, hat aber einen trockenen Humor. Und fühlt sich als 114-malige Nationalspielerin in der Bayern-Truppe rundum wohl. „Gefühlt könnte ich bis ich 38 bin spielen“, sagt sie. In der Nationalelf kämpft sie um einen Stammplatz.
Melanie Leupolz
Die Motorrad-Liebhaberin ist im letzten Sommer gemeinsam mit ihrem Freund von Freiburg nach München gezogen. Beim SC wohnte sie erst im Sportinternat, dann gemeinsam mit einer Mitspielerin. „Danach war mir klar, dass ich eine eigene Wohnung will. Ich bin sehr ordentlich und muss mich nach dem Training wohlfühlen“, sagt sie. Zum Training nutzt die 21-Jährige gerne das Motorrad oder ihren Roller. Im Winter kann sie ihrem Hobby nicht nachgehen und fährt mit einem schicken Mini zum Training oder, wie zuletzt, zum Praktikum bei der Allianz.
Ein VWL-Studium brach sie nach kurzer Zeit ab: „zu öde und theoretisch“, sagt sie. 2013 wurde Leupolz als beste deutsche Nachwuchsspielerin ausgezeichnet. Sie ist sehr ehrgeizig und trinkt keinen Alkohol. Ob sie am Donnerstag gegen Norwegen dabei sein kann, ist noch nicht sicher, zum WM-Auftakt hatte sie sich eine Schambeinprellung zugezogen und war in der 17. Minute ausgewechselt worden. „Der Doc meint aber, dass die Schmerzen in zwei bis drei Tagen nachlassen sollten und ich dann wieder angreifen kann“, schrieb Leupolz auf ihrer Facebook-Seite.
Sara Däbritz
Däbbi, wie sie von ihren Mitspielerinnen genannt wird, wechselt zum 1. Juni vom SC Freiburg zum FC Bayern. In Freiburg wohnte sie bereits neben Melanie Leupolz und teilte sich das Zimmer auf Auswärtsfahrten mit ihr. „Auch privat sind wir sehr gut befreundet und waren oft gemeinsam im Schwimmbad oder so“, sagt Leupolz. In München möchte sie in eine WG ziehen. Das heißt aber auch, dass sie ihren Freund nicht mitnimmt. Beide wollen es mit einer Fernbeziehung probieren. Privat ist Däbritz ein ruhiger, aber geselliger Typ. „Schokolade hat sie immer in Massen dabei“, sagt Mitspielerin Schöne (SC Freiburg). Däbritz gewann bereits 2014 die U20-WM in Kanada. 2014 wurde sie als Deutschlands beste Nachwuchsspielerin ausgezeichnet. Sie kann überall im Mittelfeld spielen und ist nach Pauline Bremer das Küken im WM-Aufgebot.