Stichelei wegen Harry Kane: Lothar Matthäus gegen den FC Bayern geht in die nächste Runde

München – Und täglich grüßt das Murmeltier! Lange ruhig war es zwischen Lothar Matthäus und dem FC Bayern nicht, nun geht der verbale Schlagabtausch geht in die nächste Runde.
Ausgangspunkt ist der derzeit Bayerns omnipräsenter Transferpoker um Harry Kane. Klar, dass auch der deutsche Rekordnationalspieler dazu eine Meinung hat – und prompt gibt es eine kleine Spitze in Richtung der Münchner.
Matthäus stichelt wegen Kane: "Lewandowski-Verlängerung wäre billiger gewesen"
Matthäus sieht trotz aller Qualitäten des Stürmers die geforderte hohe Ablösesumme für Kane kritisch. Er sei "einer der besten Stürmer der Welt" und eine "Tormaschine mit eiskaltem Abschluss", schreibt Matthäus in seiner Sky-Kolumne: "Aber ob 100 Millionen für einen fast 30-Jährigen das richtige Preisschild ist, darüber kann man diskutieren."
Der Weltmeister von 1990 sieht in dieser Thematik auch Fehler in der Vergangenheit beim deutschen Rekordmeister. Robert Lewandowski war im Sommer 2022 nach zähem Ringen für 45 Millionen Euro zum FC Barcelona gewechselt. "Wenn man damals mit Lewandowski um drei Jahre verlängert und ihm eine Gehaltserhöhung gegeben hätte, wäre es billiger gewesen als das vergangene unzufriedene Jahr plus die Summe, die man jetzt für Kane ausgeben muss", so Matthäus.
Matthäus und der FC Bayern: Zuletzt gab es immer wieder Meinungsverschiedenheiten
Es war nicht die erste Stichelei des 62-Jährigen gegen seinen Ex-Verein, zuletzt gab es immer wieder kleinere Scharmützel zwischen beiden Parteien. So setzte Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der seit dem Aus von Hasan Salihamidzic und Oliver Kahn wieder in erster Reihe der Verantwortung steht, vor ein paar Wochen seinen ersten Akzent. "Auch Lothar wird in den nächsten zwölf Monaten weniger Informationen kriegen, weil wir ihm die Kanäle abschneiden werden."
Eine generelle Attacke daran, wie viele Interna in letzter Zeit nach außen drangen: Begonnen damit, dass Julian Nagelsmann seine Entlassung aus den Medien erfuhr, über die Entlassungen von Kahn und Salihamidzic, die noch vor Abpfiff in Köln publik wurden, bis hin zum vorzeitig enthüllten Transfer von Raphaël Guerreiro.
Lothar Matthäus, dem gute Verbindungen innerhalb des Klubs nachgesagt werden und der diese auch nutzt, um wiederholt den Finger in die Wunde zu legen, steht sinnbildlich dafür. Zwar bestritt er die Vorwürfe und behauptet, "nichts gesteckt" bekommen zu haben. Während des Disputs mit Kahn am Rande des Bundesligaspiels gegen Borussia Dortmund polterte er jedoch in Richtung von Bayerns damaligem CEO: "Hör mal zu, ich kenne auch viele Leute beim FC Bayern, mit denen sitzt du an einem Tisch. Ich kenne auch Leute, die du vielleicht gar nicht kennst, beim FC Bayern. Und mit denen unterhalte ich mich auch."
Konflikt zwischen Bayern und Matthäus dauert über 20 Jahre an
In der abgelaufenen Saison kritisierte Matthäus unter anderem, dass das "Mia San Mia" im Verein "mit Füßen getreten" worden sei oder hielt fest, dass er sich "gut vorstellen" könne, "dass vier, fünf Spieler den FC Bayern verlassen. Und da kann sehr gut einer dabei sein, mit dem keiner rechnet. Ja, auch deutsche Nationalspieler."
Hoeneß' Unzufriedenheit mit Kahn brachte er ebenfalls an die Öffentlichkeit und prangerte die Rückkehr des Ehrenpräsidenten ins Tagesgeschäft an. Aussagen, die vor allem Hoeneß überhaupt nicht passen. Brisant: Mit Matthäus verbinden ihn schon länger Streitigkeiten. Alles begann November 2002 im "Doppelpass".
Roy Makaay, damals noch bei Deportivo La Coruña, schoss den FC Bayern mit einem Treffer in der 89. Minute aus der Champions-League-Gruppenphase. Im Anschluss übte Matthäus scharfe Kritik an den Münchnern.
Kritik, die Hoeneß nicht auf sich sitzenlassen wollte. Im Fußball-Talk giftete er los – und ein mittlerweile legendärer Hoeneß-Satz war geboren: "Was der losgelassen hat, da hat man den Eindruck, der hat alles gewonnen und nie ein Spiel verloren. Der will ja, der wollte beim FC Bayern was werden. Aber so lange ich und der Kalle Rummenigge etwas zu sagen haben, wird der nicht mal Greenkeeper im neuen Stadion."

Nach dem Greenkeeper-Spruch: Hoeneß zollt Matthäus Respekt
Zwar entschuldigte sich Hoeneß im "Audi Star Talk" 2009 für die Aussage: "Wenn man das mit einigem Abstand sieht, dann sieht das überzogen und teilweise unberechtigt aus. Dieser eine Ausspruch tut mit heute leid. Der ist aber gemacht worden, in einer Phase, in der Lothar relativ lange Spieler von uns kritisiert hat."
Später schwärmte Hoeneß noch von Matthäus' fußballerischem Wissen sowie dessen Fähigkeiten als Trainer und betonte, wie sehr der ehemalige Weltfußballer innerhalb der Branche respektiert werde. Man sieht: Obwohl in der Vergangenheit – und auch aktuell wieder – öfter die Giftpfeile fliegen, herrscht in erster Linie auch viel Respekt zwischen den beiden Alphatieren.

Wenn's gegen den FC Bayern geht, bröckelt der Frieden zwischen Hoeneß und Matthäus
Dennoch gerieten Hoeneß und Matthäus immer wieder aneinander. So wie auch im Februar 2013. Matthäus spekulierte über einen Transfer von Robert Lewandowski zum deutschen Rekordmeister.
Am Rande eines Heimspiels der Bayern-Basketballer kam die Retourkutsche von Hoeneß im "Doppelpass": "Das sind Gerüchte. Ich denke, Lothar hat sich in den letzten Monaten immer sehr mit Frauen beschäftigt. Jetzt, plötzlich diskutiert er über neue Spieler beim FC Bayern. Scheinbar hat er sein Jagdfeld etwas verändert."
Hoeneß auf dem AZ-Sofa: "Lothar überschreitet Grenzen"
Auch im vergangenen März, beim AZ-Talk auf dem roten Sofa, fand Hoeneß klare und kritische Worte in Richtung Matthäus. Auf die Frage, ob Deutschlands Rekordnationalspieler einmal eine wichtige Position bei den Bayern übernehme werde, antwortete Hoeneß: "Lothar ist eine sehr wichtige Persönlichkeit des FC Bayern der vergangenen 20 Jahre, ein hervorragender Fußballfachmann. Aber manchmal vergisst er, dass er mal für diesen Verein gespielt hat. Wenn ich manchmal seine Vorschläge höre: Das verstehe ich nicht. Da überschreitet er die Grenzen. Ich glaube nicht, dass er beim FC Bayern mal eine wichtige Position übernehmen wird."
Frieden geschlossen? Matthäus plötzlich Bayern-Greenkeeper
2021, zum 60. Geburtstag von Matthäus, gab er dem Klubmagazin "Säbener 51" ein ausführliches Interview, in dem beide ihren Streit eigentlich beilegen wollten. Passend zum Greenkeeper-Spruch drehte Matthäus seine Runden auf einem Aufsitzmäher. Das Ganze wurde betitelt mit den Worten: "Einst motzte Uli Hoeneß, Lothar Matthäus werde beim FC Bayern nicht mal Greenkeeper. Aber in einer Familie gibt es immer mal Ärger – und am Ende ist man doch stets vereint. Gute Streithansel zeichnet es aus, dass sie auch über sich lachen können."
Für Hoeneß steht allerdings der FC Bayern, sein Lebenswerk, an erster Stelle. Wenn er dieses in irgendeiner Art bedroht sieht, ist jeder beigelegte Streit schnell wieder eröffnet. Zur Not auch ein familieninterner – folgt nun die Reaktion von Hoeneß?