Wegen Götze und Hoeneß: Medienattacke auf die Bayern
Der FC Bayern bestimmt derzeit wieder einmal die Schlagzeilen. Der Fall Hoeneß und die Kritik über die Transferpolitik belastet den Rekordmeister nachhaltig. Sammer reagiert gereizt, Heldt zeigt sich verwundert über "Moralapostel".
Barcelona - Wenn beim FC Bayern München intern von der schlimmsten Woche der jüngeren Vereinsgeschichte gesprochen wird, muss viel passiert sein – gerade in einem Verein, der ständig die Schlagzeilen bestimmt und heftige Turbulenzen gewohnt ist. Doch derzeit wird der deutsche Fußball-Rekordmeister nicht nur von der Steuer-Affäre um seinen Präsidenten Uli Hoeneß schwer belastet.
Zu allem Überfluss müssen sich die Verantwortlichen auch noch mit heftiger Kritik an ihrer Transferpolitik für die kommende Saison auseinandersetzen. Die Wochenzeitung Die Zeit schrieb bereits über die „hässliche Fratze“ des FC Bayern, der am Mittwochabend sein Halbfinal-Rückspiel in der Champions League beim FC Barcelona bestritt.
Der Spiegel sprach von der „Rückkehr des hässlichen Gesichts der Bayern in dem Moment, da sie den schönsten und besten Fußball in Europa spielen.“ Es ist in der Tat ein Dilemma, in dem die Münchner stecken, denn seit Monaten sind sie eigentlich bemüht, sympathischer zu erscheinen.
Da knacken sie in der Liga Rekord um Rekord, werden frühzeitig deutscher Meister, überzeugen mit ihrem Spielstil die vielen Kritiker, erreichen das Pokalfinale und zerlegen in einem grandiosen Halbfinal-Hinspiel das große Barca beim 4:0 in alle Einzelteile – doch diskutiert wird vor allem über Hoeneß, aber auch über die Art und Weise, wie die Bayern ihren Kader für den neuen Trainer Pep Guardiola zusammenstellen.
Es erinnert an die alten Reflexe der Münchner, die gerne die Konkurrenz schwächten, indem sie ihr die besten Spieler wegkauften. Gleiches bahnt sich nun wieder an. Der Transfer von Dortmunds Jungstar Mario Götze für 37 Millionen Euro steht fest.
Dass BVB-Torjäger Robert Lewandowski nach München kommt, wird auch nicht mehr groß bezweifelt. Es geht nur noch um den Zeitpunkt. Verteidiger Jan Kirchhoff von Mainz 05 wechselt ebenfalls zum Rekordmeister – zudem sollen sich die Münchner mit Frankfurts Sebastian Rode einig sein. Dass ihnen nun bei ihren Bemühungen, ihre wiedererlangte Vormachtstellung noch weiter auszubauen, schlechter Stil vorgeworfen wird, stört die Münchner Verantwortlichen nachhaltig.
Zumal sie vor dem Fall Hoeneß und dem Götze-Coup wenig Angriffsfläche geboten hatten. Selbst viele Bayern-Hasser zollten Respekt. Sport-Vorstand Matthias Sammer reagierte entsprechend gereizt auf Aussagen des Mainzer Managers Christian Heidel, der das Verhalten als „eines Meisters nicht würdig“ kritisiert hatte. 'Das kann er nicht beurteilen, weil er wahrscheinlich auch nie Meister werden wird!", polterte Sammer bei Liga total!: „Wenn er ein Problem hat, soll er mich anrufen. Von Stil zu reden und selbst in die Öffentlichkeit zu gehen, ist dann vielleicht auch schlechter Stil.“
Doch auch der Mainzer Präsident Harald Strutz beschwerte sich: „Sollen sie andere doch auch einmal wachsen lassen, damit der Wettbewerb fairer wird.“ Doch die Bayern denken anscheinend gar nicht daran, die anderen mitkommen zu lassen – auch wenn Hoeneß unlängst erst vor spanischen Verhältnissen in der Liga gewarnt hatte. Eine Aussage, die sich im Rückblick ohnehin als scheinheilig erwies, da sich die Bayern zu diesem Zeitpunkt schon mit Götze einig gewesen waren.
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Es gab nach der wohl turbulentesten Woche der 113-jährigen Vereinsgeschichte, die mit der Selbstanzeige von Hoeneß wegen nicht versteuerter Millionen-Beträge in der Schweiz begonnen hatte, aber auch Verständnis für den FC Bayern. Schalkes Sportdirektor Horst Heldt verwunderte es etwa, „dass der eine oder andere jetzt als Moralapostel auftritt“. Schließlich könne niemand von sich behaupten, sagte er dem kicker, „dass er noch nie so agiert hat wie der FC Bayern“.
Sein Gladbacher Kollege Max Eberl sprach vom „normalen Bundesligageschäft“. Und für Nürnbergs Sport-Vorstand Martin Bader sind dies übliche und nötige Strategien: „Wir leben nicht auf der Insel der Glückseligkeit, auf der alle fair zueinander sind.“ Dir Bayern würden gerade zurzeit aber gerne auf einer Insel der Glückseligkeit leben – ohne Steuer-Affäre und Transfertheater.
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