Wegen Breno: Hoeneß wütet gegen Staatsanwalt
Bayern-Präsident Uli Hoeneß tobt wegen der U-Haft für Breno: „Ein Ding der Unmöglichkeit, den Jungen ins Gefängnis zu stecken“. Kommt der Brasilianer gegen eine siebenstellige Kaution frei?
München - Durch die dicken Mauern dringt kein Laut. Die Tür ist verriegelt. Es ist so still in einer solchen Gefängniszelle, dass man sein Herz pochen hören kann, wenn man – allein mit sich und seinen Gedanken – auf der Pritsche liegt. Die Zeit verrinnt hier zäh wie Sirup.
Bayern-Star Breno (21) sitzt seit Samstag in einer Einzelzelle in Stadelheim. Als Untersuchungshäftling. Um 15.20 Uhr schlossen sich die Gefängnistore hinter Vinicius Rodrigues Borges, wie der Brasilianer bürgerlich heißt. Bevor ihn ein Beamter in die Zelle führt, muss er seinen Gürtel und seine Schuhbänder abgeben. So ist es Vorschrift: Sicherheitsvorkehrungen, damit ein Häftling sich nichts antut.
Hinter dem 21-Jährigen liegt zu diesem Zeitpunkt bereits ein mehrstündiger Vernehmungsmarathon. Die Fahnder des Kommissariats K 13, zuständig für Brandstiftung, hatten den Bayern-Star bereits am Freitagabend zu dem Feuer in seiner Villa in Grünwald befragt. Am Samstag wurde er erneut vorgeladen.
Breno hat sich dabei offenbar stur gestellt. „Er macht nur Angaben zu seiner Person, zu den Vorwürfen schweigt er“, bestätigt Thomas Steinkraus-Koch, Sprecher der Staatsanwaltschaft München. Wegen Flucht- und Verdunklungsgefahr erließ ein Ermittlungsrichter Haftbefehl.
Dass einer ihrer Profis in Haft sitzt, regt die Bayern-Bosse auf. „Das ist ein Ding der Unmöglichkeit, den Jungen ins Gefängnis zu stecken. Wie sich die Staatsanwaltschaft aufführt, das ist Wahnsinn. Wir sind vollkommen vor den Kopf gestoßen“, tobte Präsident Uli Hoeneß. Er attackierte die verantwortliche Münchner Staatsanwaltschaft direkt: „Unmenschlich“, „absolute Katastrophe“, „lächerlich“, „unvorstellbar“ – all diese Begriffe gebrauchte Hoeneß für die aus seiner Sicht ungeheuerliche U-Haft: „Gute Nacht, Deutschland, wenn das unser Land ist!“
Es wäre das Beste, fügte der Bayern-Boss an, Brenos Familie so schnell wie möglich außer Landes zu bringen und damit auch aus der Schusslinie.
Doch dieser Schuss ging nach hinten los. Die Staatsanwaltschaft sieht darin bestätigt, dass bei Breno weiter Fluchtgefahr bestehe. Sollte er unter Auflagen frei kommen, könnte er sich nach Brasilien absetzen, um der Strafverfolgung zu entgehen.
Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hält das für absurd. Breno besitze seit dem Feuer keinen Pass mehr: „Der ist bei dem Brand vernichtet worden. Ohne Pass kann man, glaube ich, nirgendwohin flüchten.“ Rummenigge sprach bei seiner Attacke auf die Ermittler am Wochenende von einem „Promi-Malus“: „Ich bitte die Staatsanwaltschaft, den Fall Breno mit der gebotenen Fairness und Sensibilität anzugehen.“
Breno soll den Brand in seiner Villa in Grünwald, bei dem in der Nacht auf Dienstag ein Sachschaden von 1,5 Millionen Euro entstanden war, selbst gelegt haben. Nach derzeitigem Ermittlungsstand wurde in dem Haus an mehreren Stellen Feuer gelegt. Die Ermittlungsbehörden gehen von schwerer Brandstiftung aus. Staatsanwalt Thomas Steinkraus-Koch betonte am Sonntag nochmals, dass dringender Tatverdacht bestehe.
Breno war in der Nacht, als die Villa in Flammen aufging alleine zu Hause. Nur in Sporthose und Badelatschen flüchtete er vor den Flammen. Er stand unter Schock und hatte einige Schrammen am Oberkörper. Ein Alkoholtest ergab später in der Klinik, dass er knapp 1,5 Promille hatte.
Schwer belastet wird der Bayern-Star durch eine Aussage, wonach er vor der Fahrt ins Krankenhaus einem Sanitäter im Rettungswagen drei Feuerzeuge in die Hand gedrückt haben soll. Angeblich bat er den Mann, sie verschwinden zu lassen. Auch von Streichhölzern wird berichtet, die Breno bei sich gehabt haben soll.
Ehefrau Renata stärkte ihrem Mann den Rücken. Via Twitter bedankte sie sich bei allen, die ihre Familie unterstützen: „Ich weiß, dass Gott ihn aus dieser Ungerechtigkeit befreien wird. Ich bitte alle, für Breno zu beten, damit er unter dieser Ungerechtigkeit nicht leiden muss.“
Zuletzt waren Gerüchte aufgekommen, wonach das Paar Eheprobleme habe. Angeblich soll sie mit dem gemeinsamen Sohn Pietro (2) und zwei Kindern aus einer früheren Beziehung kurz vor dem Brand aus der Villa ausgezogen sein.
Frühestens heute kann Brenos Verteidiger Haftprüfung beantragen. Gegen Auflagen könnte der Brasilianer wieder frei kommen. Möglich wäre, dass er sich alle ein oder zwei Tage bei der Polizei melden muss. Der Richter könnte auch eine Kaution festlegen. Da die sich an der Schadenshöhe durch den Brand orientiert, könnte sie eine Million oder mehr betragen.