Wechsel von Sandro Wagner zum FC Bayern München: Eine Rückkehr in die Heimat
München - "München ist meine Heimat, Bayern mein Verein!" Diesen Satz hörte man von Sandro Wagner in den vergangenen Jahren immer wieder. Und nun, kurz vor Weihnachten, wird sich der Wunsch des 30-Jährigen endlich erfüllen. Neuneinhalb Jahre nach seinem Abschied kehrt der Nationalspieler, der in der Bayern-Jugend groß wurde, in seine Geburtsstadt zurück. In der Rückrunde wird Wagner für den FC Bayern stürmen.
Am Montagabend waren nach AZ-Informationen nur noch letzte Details zu klären. Eine offizielle Bestätigung der Vereine und von Wagners Management stand zunächst aus. Die könnte aber schon an diesem Dienstag erfolgen, spätestens bis Ende der Woche.
Laut Sky und Bild zahlen die Bayern zwölf Millionen Euro an die TSG 1899 Hoffenheim, mit Bonuszahlungen könnte die Ablöse auf bis zu 15 Millionen steigen. Wagner soll einen Vertrag bis 2020 erhalten - und künftig als Back-up für Starstürmer Robert Lewandowski bereitstehen. Was sich Wagner und die Bayern von dem Transfer versprechen, warum es auch Risiken gibt: Die AZ erklärt den Wechsel.
Wagners Motive
Neben der sportlichen Herausforderung ist für den Stürmer die familiäre Situation ausschlaggebend. Wagners Frau Denise erwartet das dritte Kind, die Familie lebt in Unterhaching, Tochter Luca-Marie (6) und Sohn Hugo (4) sind hier aufgewachsen. Bislang war Wagner mehrmals die Woche zwischen Sinsheim und München gependelt. Das sei "zum Kotzen", hatte er jüngst dem Express gesagt. "Ich mache das jetzt seit zweieinhalb Jahren, und es schlaucht." Wagner darf sich ab der Rückrunde auf einen kürzeren Weg zur Arbeit freuen.
Doch es ist auch seine Verbindung zum FC Bayern, die Wagner zu diesem Wechsel bewegt. "Ich stand früher jahrelang in der Südkurve, ich war Balljunge, habe von Kindesbeinen an selbst dort gespielt", sagte Wagner einmal der AZ: "Bayern wird immer mein Verein bleiben, meine Heimat." Von 1995 bis 2006 spielte der gebürtige Münchner in der Bayern-Jugend, bei den Profis kam er achtmal zum Einsatz (ein Tor). Beraten wird Wagner übrigens von Roman Rummenigge, dem Sohn von Bayerns Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge.
Die Motive des FC Bayern
Den Bayern geht es vor allem um eine Absicherung für Robert Lewandowski, daraus haben die Verantwortlichen nie ein Geheimnis gemacht. "Wenn wir in drei Wettbewerben überwintern, ist der Bedarf an guten Spielern noch größer", sagte Präsident Uli Hoeneß am Wochenende bei einem Fanklub-Besuch und erklärte: "Dann darf bei Robert gar nichts passieren. Das haben wir letzte Saison gegen Real Madrid gesehen, wie schwierig es war ohne ihn." Der Torjäger verpasste das Hinspiel im Champions-League-Viertelfinale, die Bayern hatten nur Thomas Müller als Back-up zur Verfügung.
Mit Wagner, der sich auf seinen Stationen MSV Duisburg, Werder Bremen, 1. FC Kaiserslautern, noch mal Bremen, Hertha BSC, Darmstadt 98 und Hoffenheim zum deutschen Nationalspieler entwickelt hat (36 Bundesliga-Tore in 159 Spielen), gibt es nun eine Top-Alternative in der Hinterhand. Auch Trainer Jupp Heynckes hatte sich zuletzt für die Verpflichtung eines zusätzlichen Stürmers ausgesprochen.
"Sandro ist ein Typ, der einer Mannschaft guttut, vom Charakter her, wie er sich einbringt auf dem Platz", erklärte Sebastian Rudy im AZ-Interview (hier nachlesen) die Stärken des Angreifers: "Er versteckt sich nicht, er gibt immer Vollgas."
Die Risiken
Rudys Aussagen deuten es schon an: Wagner ist ein Typ mit Ecken und Kanten, der vorangeht und deutlich seine Meinung kundtut. "Ich werde mich nicht verändern, ich werde mir keinen Medienberater zulegen, damit Leute mich mögen", sagt Wagner. Ob er bei Bayern diese Offenheit beibehalten kann? In der Vergangenheit äußerte er sich ziemlich direkt zu kontroversen Themen, er behauptete etwa, Fußballprofis würden zu wenig verdienen.
Spannend wird zudem sein, wie viel Einsatzzeit Wagner tatsächlich bekommt. Lewandowski ist als Stürmer Nummer eins gesetzt, im fitten Zustand lässt der Pole nur ungern eine Partie aus. Wagner braucht aber Spielpraxis, um sich für die WM empfehlen zu können. Ex-Stürmer Ulf Kirsten kritisiert bei Amazon Music: "Er wird dort wirklich wenige Einsätze haben. Ich sage, der Sandro macht da einen Riesenfehler. Aber das muss er selber entscheiden."
Es ist ein spannendes Projekt – nicht ganz ohne Risiken.
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