Watzke über den FC Bayern im Titelkampf in der Bundesliga: "Am Ende entscheiden sie es selbst"

Zudem kontert der BVB-Geschäftsführer Oliver Kahn, der die Bundesliga für Investoren öffnen würde.
von  AZ/SID
Hans-Joachim Watzke nimmt die BVB-Profis in die Pflicht.
Hans-Joachim Watzke nimmt die BVB-Profis in die Pflicht. © imago images/MIS

München - Die Abschaffung der 50+1-Regel bleibt für Hans-Joachim Watzke ein Tabu. Der Aufsichtsratschef der Deutschen Fußball Liga (DFL) stellt sich damit gegen Bayerns Vorstandschef Oliver Kahn, der die Bundesliga im Ringen um mehr Attraktivität und Wettbewerb für Investoren öffnen würde.

Watzke bezeichnete dies im "Kicker"-Interview als "nicht nachvollziehbar" und "nicht stringent". Er sagte: "Dass sich Bayern stärkere Konkurrenten in der Liga wünscht, nehme ich mal so hin. Mit Blick auf die letzten 13, 14 Jahre habe ich allerdings einen anderen Eindruck gewonnen."

Investoren in der Bundesliga? Watzke stellt sich gegen Oliver Kahn

Demokratische Mitbestimmung, wie sie in Vereinen seit Hunderten von Jahren praktiziert werde, "ist so tief in unserer Gesellschaft verwurzelt, dass eine Abschaffung tiefe Verwerfungen auslösen würde", sagte der Geschäftsführer von Borussia Dortmund: "Zum anderen würde es für den Fan viel teurer, das will ich nicht. Fußball ist in Deutschland Gott sei Dank noch Gesellschaftskitt. Drittens konnte mir noch niemand widerlegen, dass ein 50+1-Klub genauso erfolgreich sein kann. Auch wenn manche Leute darüber lachen, wenn ich Real Madrid einen 50+1-Klub nenne."

Watzke forderte die deutschen Klubs zudem auf, die Komfortzone zu verlassen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit nachhaltig zu sichern. "In Deutschland wird es auf Dauer nicht funktionieren, wenn wir es uns zu schnell gemütlich machen", sagte Watzke: "Nicht in der Wirtschaft. Nicht im täglichen Leben. Und auch im Fußball nicht. Dagegen müssen wir ankämpfen." 

Watzke lobt den FC Bayern für Auslandstour

Ein wichtiges Thema sei die Auslandsvermarktung. Da habe die Liga "ehrlicherweise noch gar nicht richtig angefangen, unser Potenzial richtig auszuschöpfen", so der 63-Jährige: "Wenn wir nachhaltig und in einem nennenswerten Umfang unsere Auslandserlöse erhöhen wollen, dann kommen wir nicht darum herum, Präsenz zu zeigen." Ab der kommenden Saison müsste jeder Bundesligist und zahlreiche Zweitligisten "raus in die Kernmärkte gehen". Diese sind für Watzke "die USA, Asien, irgendwann vielleicht auch mal Australien". 

Als Vorbild nannte der BVB-Boss den FC Liverpool. "Jürgen Klopp setzt sich mit seinem Team 23 Stunden in den Flieger. Das ist der Weg. Auch wir als Borussia Dortmund werden wieder auf Tour gehen in Zukunft. So wie jetzt die Münchner, wofür man sie nur loben kann." Der FC Bayern war im Sommer auf einer USA-Reise. 

Transfers beim FC Bayern "ambitioniert"

"Man kann sich zu Zeiten der Globalisierung nicht national abschotten", sagte Watzke, zumal der wirtschaftliche Wettbewerbsnachteil gegenüber den Staats- und Oligarchenklubs, speziell der Premier League, infolge der Corona-Pandemie noch einmal größer geworden sei.

Die Transfers der Bayern in diesem Sommer bezeichnet der 63-Jährige als "ambitioniert": "Speziell Mané ist natürlich ein Name, der aufgrund seiner Erfolge mit Liverpool heraussticht. Öffentlich stehen Stürmer immer stärker im Fokus als Abwehrspieler. Das war bei Lewandowski und Haaland so, das wird bei Mané so sein – auch wenn de Ligt deutlich teurer war. Sie alle tun der Liga jedenfalls gut."

Watze: " Du kannst doch kein Kartell gegen den FC Bayern bilden"

Angesprochen auf den Titelkampf in der neuen Bundesliga-Saison und die Dominanz der Bayern meinte Watzke: "Die Klubs müssen alle miteinander versuchen, dass aus der Favoritenrolle nicht wieder der Titel herausspringt. Irgendwann in den nächsten Jahren passiert das, nicht zwangsläufig schon 2022/23." 

Eine konzertierte Attacke des BVB, von RB Leipzig und Bayer Leverkusen sieht der Borussen-Boss aber nicht: "Jeder ist für sich selbst zuständig. Du kannst doch kein Kartell gegen den FC Bayern bilden. Das würde keinen Sinn ergeben."

Der Weg zur Meisterschaft führe nur am FC Bayern vorbei, so Watzke weiter. "Am Ende des Tages entscheiden sie das selbst. Und sie werden sich mit allen Füßen dagegen wehren." Die Fans wünschen sich seiner Meinung nach nicht nur einen Titelkampf, sondern einen neuen Meister. 

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