"Was wir sehen, ist sein Niveau": Gelingt Sané unter Tuchel der endgültige Durchbruch beim FC Bayern?

Leroy Sané gehört in dieser Saison bislang zu den konstantesten Spielern des FC Bayern. Daran ist vor allem Thomas Tuchel beteiligt. Bereits bei seinen Ex-Klubs brachte der Trainer die Künstler auf seine Seite.
von  Victor Catalina
Thomas Tuchel (l.) lobte die Leistungen von Leroy Sané (l.) – und ermutigte diesen gleichzeitig, seine derzeitigen Leistungen beizubehalten.
Thomas Tuchel (l.) lobte die Leistungen von Leroy Sané (l.) – und ermutigte diesen gleichzeitig, seine derzeitigen Leistungen beizubehalten. © IMAGO / Sven Simon

München - Die Ansage, die Thomas Tuchel Leroy Sané vor der Länderspielpause machte, war klar und eindringlich: "Wenn er mit sich im Reinen ist, dann kann er jemand sein, der den Unterschied ausmacht. Dann muss er sogar jemand sein, der die Liga dominiert."

In seiner vierten Bayern-Saison ist Sané genau das. Der 27-Jährige scheint voll in München angekommen, erzielt Tore, legt sie vor – und wenn es sein muss, erzwingt er sie auch, wie beim Eigentor von Ex-Löwe Felix Uduokhai (26) gegen den FC Augsburg (3:1).

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Sané überzeugt allerdings nicht nur offensiv, sondern auch defensiv. Bereits im DFL-Supercup gegen RB Leipzig (0:3) legte der Nationalspieler einen irrsinnigen Sprint zurück, um Timo Werner (27) vom Ball zu trennen. Auch gegen Leverkusen half er mit, dass Gegenspieler Alejandro Grimaldo (27) zwar durch seinen Traumfreistoß zum 1:1-Ausgleich und gekonnte Defensivaktionen auffiel – aber nur selten durch gefährliche Offensivläufe.

"Das, was wir sehen, ist sein Niveau": Tuchel ermutigt Sané zu mehr Konstanz 

Das letztendlich wilde 4:3 gegen Manchester United in der Champions League eröffnete Sané – wenngleich auch unter gütiger Mithilfe von Keeper André Onana. In der zweiten Hälfte traf er nach starker Vorlage von Jamal Musiala (20) noch den Pfosten.

"Das, was wir sehen, ist sein Niveau", zeigte sich Tuchel vor der Partie gegen den VfL Bochum am Samstag (15.30 Uhr, Sky und im AZ-Liveticker) über die Entwicklung erfreut und ermutigte Sané im selben Atemzug, diese Performances beizubehalten.

Dass das passiert, dahingehend ist Tuchel "sehr zuversichtlich". Sané sei "körperlich eine Maschine. Er kann intensive Läufe ohne Ende produzieren. Körperlich und in dem Biss, Entscheidungen herbeizuführen, spielt er auf seinem Niveau. Das Mindset ist gut, die Körpersprache ist gut." Natürlich gäbe es dennoch Luft nach oben. "Aber Leroy ist sehr gut drauf. Ich habe ihn vom ersten Tag so wahrgenommen, dass er sich verbessern will."

Tritt in den Hintern, Ohren langziehen: Tuchels liebevolle Tricks für seine Künstler

Dass mit Musiala und Harry Kane (30) beim FC Bayern sowie Florian Wirtz (20) in der Nationalmannschaft die Blicke nicht mehr nur exklusiv auf ihm liegen, hilft Sané auch. Maßgeblich ist jedoch Trainer Tuchel an seiner derzeitigen Form beteiligt.

Gleich im ersten Training fiel Tuchel dadurch auf, dass er den 27-Jährigen wieder in die Spur bringen wollte und verpasste ihm einen liebevollen Tritt in den Hintern. "Er ist ein sehr netter Kerl, sehr sensibel", zeigte Tuchel auch Verständnis für Sané.

Es sind genau diese Aktionen, mit denen er die Künstler auf seine Seite zieht und aus ihnen Topleistungen holt. Meistertorschütze Jamal Musiala bekam vergangene Woche im Individualtraining buchstäblich die Ohren lang gezogen und konnte sich ein Lachen nicht verkneifen.

Gute Laune im Individualtraining: Thomas Tuchel (l.) flachst mit Jamal Musiala (r.)
Gute Laune im Individualtraining: Thomas Tuchel (l.) flachst mit Jamal Musiala (r.) © IMAGO/Mladen Lackovic

Thomas Tuchel, der "Freund" und "Lieblingstrainer": Selbst die Ex-Spieler schwärmen

Auch bei Tuchels vorherigen Stationen, in Dortmund oder bei Paris Saint-Germain, nannte er seine Schlüsselspieler in Interviews gerne "Ous" und "Ney", gemeint waren damit Ousmane Dembélé und Neymar. Der Brasilianer war 2019/20 mit drei Toren und vier Assists maßgeblich daran beteiligt, dass PSG erstmals in der Vereinsgeschichte das Champions-League-Finale erreichte.

Dort hielten Hansi Flicks Bayern jedoch das Stoppschild hoch (0:1). Dennoch bezeichnete Neymar die Beziehung zu Tuchel als "Freundschaft" und betonte, seit dem ersten Gespräch "eine große Zuneigung" zu ihm entwickelt zu haben.

Noch klarer gestaltet sich der Fall bei Dembélé: "Thomas Tuchel ist mein Lieblingstrainer", schwärmte der Franzose kurz nach seinem Wechsel zum FC Barcelona und fügte hinzu: "Wenn er geblieben wäre, wäre es sehr schwer gewesen, Dortmund zu verlassen. Ich hätte es wohl nicht getan." Gleich nach seinem Transfer postete Dembélé eine Instagram-Story von sich, wie er im Flugzeug einen Zeitungsartikel über Tuchel liest.

Enge Verbindung: Unter Thomas Tuchel spielte Ousmane Dembélé die beste Saison seiner Karriere.
Enge Verbindung: Unter Thomas Tuchel spielte Ousmane Dembélé die beste Saison seiner Karriere. © Instagram/o.dembele7

2016/17 kam Dembélé unter Tuchel auf sechs Treffer und 13 Assists in 32 Bundesligapartien. Im DFB-Pokal schoss der Franzose den BVB zum bis heute letzten Sieg in der Allianz Arena und rannte im Anschluss an die Seitenlinie. Dort erwartete ihn Tuchel bereits mit offenen Armen. Auch das Finale gegen Eintracht Frankfurt eröffnete Dembélé nach acht Minuten. 

"Liebe die Perfektion und Detailverliebtheit": Tuchels Feinfühligkeit hilft im Umgang mit den Stars

Egal, ob Tritt in den Hintern, liebevoll die Ohren langziehen oder die präzisen taktischen Anweisungen: Es sind diese Situationen, in denen sich die Feinfühligkeit und Detailverliebtheit von Tuchel zeigt, mit der er jede noch so dünne Saite seiner Profis bespielt.

Als Bayerns Trainer während der Sommervorbereitung in Tokio einer traditionellen japanischen Teezeremonie beiwohnen durfte, kam er regelrecht ins Schwärmen: "Ich liebe die Hingabe und die Perfektion und die Ruhe und Detailverliebtheit und die Genauigkeit, mit der das jetzt zubereitet wurde. Dass man nur das tut, was man gerade tut, mit voller Aufmerksamkeit."

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Tuchels Gesicht ähnelte dem am Abend des 29. Mai 2021, als er gegen Manchester City die Champions League gewann. Inwiefern das 4:3 gegen Stadtrivale United ein Schritt zum nächsten Titel ist, bleibt offen. Zumindest Sanés Leistung an jenem Abend macht Hoffnung.

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