Was Sebastian Hoeneß über eine Bayern-Rückkehr und Angelo Stiller denkt

München - Nach dem 4:1-Sieg im Hinrundenspiel Ende September, der einzigen Niederlage des FC Bayern überhaupt im Jahr 2020, hatte Sebastian Hoeneß (38) den größten Bayern-Fan der Welt am Apparat: seinen Onkel.
Sebastian Hoeneß und der denkwürdige Anruf vom Onkel
Uli Hoeneß (69) rief den Trainer der TSG Hoffenheim an, um ihm zu diesem großen Erfolg zu gratulieren. "Er hat mich beglückwünscht", erinnert sich Sebastian Hoeneß. "Es war ein kurzes Telefonat. Glücklich war er bestimmt nicht." Davon kann man beim langjährigen Bayern-Macher und heutigen Ehrenpräsidenten ganz fest ausgehen.
Hoeneß gegen den FC Bayern: Am Samstag (15.30 Uhr/live bei Sky und im AZ-Liveticker) kommt es in der Allianz Arena nun wieder zu diesem Duell, das so seltsam klingt wie wenig Vergleichbares im europäischen Fußball. Als würde die Familie von Florentino Pérez plötzlich gegen Real Madrid ankämpfen - oder Sir Alex Ferguson nicht mehr zu Manchester United halten.
Sebastian Hoeneß: "Die Vorfreude ist groß"
Undenkbar, aber doch wahr. Und nachvollziehbar. Denn Sebastian, der Neffe von Uli und Sohn von Dieter Hoeneß, hat diese Chance bei Hoffenheim genutzt, um sich in der Bundesliga einen Namen zu machen.

Auch wenn die Begegnung mit Bayern selbstverständlich "etwas Besonderes" ist, wie der Coach sagt: "Ich habe lange für Bayern gearbeitet. Die Vorfreude ist groß."
Hoffenheimer Formkurve zeigt nach oben
2017 übernahm der gebürtige Münchner Bayerns U19, zwei Jahre später wechselte er als Trainer zur U23. Und gleich in seiner ersten Saison gewann er mit den Amateuren die Meisterschaft in der Dritten Liga. Ein riesiger Triumph, der Begehrlichkeiten weckte. Bei Hoeneß' Wechsel zur TSG halfen dann auch die guten Beziehungen der Familie zu SAP-Gründer und Hoffenheim-Mäzen Dietmar Hopp.
Doch Sebastian Hoeneß hat sich diesen Aufstieg freilich selbst erarbeitet, auch in seinem ersten Bundesliga-Jahr läuft es ordentlich. Nach einem Zwischentief liegt die TSG mit 22 Punkten und Platz elf aktuell im Soll, die Formkurve zeigt nach oben. Zudem steht Hoffenheim in der Zwischenrunde der Europa League, trifft dort auf Molde FK.
Sebastian Hoeneß: "Wir wollen mutig sein"
Da kann man dem Date mit der Vergangenheit am Samstag schon mal optimistisch entgegenblicken. "Die Bayern haben selten Angst, sie werden das Ergebnis aus dem Hinspiel noch kennen", sagt Hoeneß: "Aber wir wollen die Partie nutzen, um sie zu ärgern. Wir wollen mutig sein. Und dann schauen wir mal, ob sich Chancen ergeben."
Davon geht der Hoffenheimer Trainer übrigens fest aus, denn Bayern trete aus seiner Sicht "nicht so extrem dominant wie zuletzt" auf.
Dennoch thronen die Münchner mit sieben Punkten Vorsprung an der Tabellenspitze, die neunte Meisterschaft in Folge ist bereits in Sichtweite. Insgesamt wirkt der Triple-Sieger wieder gefestigter.
FC Bayern will Revanche für die Hinspiel-Pleite
Verantwortlich dafür: Coach Hansi Flick, der ebenso wie Hoeneß ein Date mit der Vergangenheit hat. Von 2000 bis 2005 trainierte Flick die TSG Hoffenheim, später war er als Geschäftsführer Sport tätig. Nicht weit entfernt in Bammental liegt seine Heimat, Flick ist mit der Region und Hoffenheim eng verbunden. Am Samstag aber geht es um Revanche fürs Hinspiel - und um den Ausbau der Serie. Gegen Augsburg (1:0) und Schalke (4:0) gab es zwei Siege ohne Gegentor.
Ähnlich gut läuft es bei der TSG um Torjäger Andrej Kramaric, die zwei klare Erfolge gegen Hertha BSC (3:0) und den 1. FC Köln (3:0) feierte. Was zusätzlich Hoffnung macht: In der vergangenen Saison gab es in München einen 2:1-Sieg. Damals hieß der Bayern-Trainer noch Niko Kovac.
Hoeneß über Stiller: "Die TSG ist der perfekte Klub für ihn"
Ob er irgendwann auch mal Sebastian Hoeneß heißt? "Das ist aktuell sehr weit weg", sagt der Coach und lacht: "Darüber habe ich noch nicht nachgedacht." Er sei "gut beraten, in der Gegenwart zu leben, meinen Job hier gut zu machen", so Hoeneß. Aber klar: Die Chefposition bei Bayern sei "für jeden Trainer ein Traum".

Ein Zukunftsthema. Das gilt ebenso für Angelo Stiller (19). Bayerns Nachwuchstalent hat bei Hoffenheim einen Vertrag bis 2025 unterschrieben, er spielt ab Sommer für die TSG. Hoeneß hat Stiller genau die Perspektive aufgezeigt, die dem Mittelfeldspieler unter Flick bei Bayern fehlt.
"Er ist ein junger Spieler mit großem Potenzial", sagt Hoeneß. Stiller könne eine Partie "diktieren, beschleunigen. Auch bei der Arbeit gegen den Ball ist er schlau und fleißig." Hoeneß glaubt an Stillers Durchbruch: "Er kann hier auf Bundesliga-Niveau wachsen. Die TSG ist der perfekte Klub für ihn."