Was Louis van Gaal langweilt - Der Stürmer-Check
MÜNCHEN - Die Stürmer schießen keine Tore mehr. Und Luca Toni darf gar nicht erst mitspielen beim FC Bayern München – weil er dem Trainer nicht wichtiger ist als ein Baumjohann?
Sie treffen nicht mehr. Ausgerechnet jetzt, in den wichtigen Spielen: gegen Hamburg (0:1), gegen Juventus (0:0). Dabei hat der FC Bayern gegen große Mannschaften faszinierenden Offensivfußball gespielt. Spektakel, Tempodribblings, scharfe Flanken, feine Pässe, alles da. Nur: keine Tore. in Folge. Dabei hatte es zuvor in fünf Spielen 18 Mal Torjubel gegeben. Jetzt, gegen Köln (Sa., 15.30 Uhr, Liveticker bei abendzeitung.de), fallen auch noch Franck Ribéry und Arjen Robben aus.
Was soll werden im Sturm?
Im Team regt sich Unmut: „Es ist enttäuschend, wenn man so große Chancen herausspielt und dann am Ende mit einem 0:0 da steht“, ärgerte sich Verteidiger Philipp Lahm nach der Juve-Nullnummer. Sky-Experte Stefan Effenberg meinte: „Luca Toni oder Giovane Elber hätten aus den Chancen wohl einen gemacht.“ Elber ist in Rente, Toni (noch) aussortiert von Louis van Gaal. Ist auch dessen Personalführung mitverantwortlich für die Sturmmisere? Ein AZ-Sturm-Check:
MIROSLAV KLOSE
Bei ihm war gegen Juve die Verunsicherung am offensichtlichsten. Nach zwei vergebenen Kopfballchancen verstolperte der Nationalstürmer in der 60. Minute aus drei Metern. Van Gaal lobte ihn für eine „sehr gute Leistung“, holte Klose dennoch nach 74 Minuten vom Feld. In sieben Saisonspielen hat er Klose sechs Mal ein- oder ausgewechselt. Der Stürmer selbst verordnete sich unlängst selbst eine Wettkampfpause, um nach einem halben Jahr ohne Pflichtspieltor für Bayern im Einzeltraining Form aufzubauen. Neulich sagte er, er könne auch hinter den Spitzen spielen. Seinen Qualitäten entspricht das kaum.
MARIO GOMEZ
Auch Kloses Sturmpartner im Nationalteam durchlebt gerade eine unangenehme Zeit. Wie in Hamburg durfte er auch gegen Juve erst spät ran. Bei ihm stimmt zwar die Torquote (sechs Tore in elf Spielen), aber zufrieden scheint bei Bayern derzeit niemand mit ihm zu sein. Die Granden Karl-Heinz Rummenigge und Uli Hoeneß ermahnten den teuersten Transfer der Vereinsgeschichte öffentlich, nicht so viel zu mosern. Van Gaal wechselte ihn in elf Spielen sechs Mal ein oder aus. Gomez’ Frage nach dem Warum blieb bislang unbeantwortet.
IVICA OLIC
Eigentlich bislang der Gewinner bei van Gaal. Der fleißige Kroate durfte in neun Spielen ran - sieben Mal als Ein- oder Auswechsler. Die Umstellung auf 4-3-3 kam ihm nicht entgegen, weil er weder Mittelstürmer ist noch klassisch an der Außenlinie klebt. Hat seinen Platz bei Bayern auch noch nicht gefunden.
LUCA TONI
Bei van Gaal kommt er – außer in ein paar Minuten im Pokal gegen Oberhausen – nach langer Verletzungspause nicht dran. Gegen Juve war der Weltmeister sogar Tribünenhocker, obwohl er sich zuvor Spielpraxis im Drittliga-Team der Bayern geholt hatte. Toni sei „richtig angefressen“, vermutet etwa Stefan Effenberg.
Van Gaal triezt den Italiener weiter. Zwar müsse Toni (32) nicht mehr in der ungeliebten 3.Liga auflaufen, sagte der Coach am Donnerstag. Dafür solle der Star in der Länderspielpause in einem Testspiel Spielrhythmus aufnehmen – gegen Drittligist Regensburg.
Sympathie klingt selten durch, wenn van Gaal über den bestbezahlten Bayern-Stürmer spricht. Als er dessen Nichtnominierung fürs Juventus-Spiel verkündete, nannte er ihn: „Unser Freund Toni.“
Als nun erneut die Rede auf den Italiener kam, wurde van Gaal unwirsch: „Immer Luca Toni! Das langweilt mich allmählich. Warum fragen Sie nicht nach den anderen Spielern? Baumjohann ist auch einer unserer Spieler.“ Der 22-Jährige hat in seinem Leben drei Bundesligatore erzielt, Toni schon 38. Der Vergleich verrät viel über seinen Stellenwert bei van Gaal. tbc