Was Heynckes alles richtig macht
München - Presserunden mit dem Bayern-Trainer vor den Spielen laufen stets nach dem gleichen Schema ab: Zuerst lobt Jupp Heynckes den Gegner mal eben in den Himmel: Mannschaft wiedererstarkt, sehr stabil, gute Organisation, spielstark, schnelle Spieler, konterstark, gegen Meister Dortmund gewonnen. Dann die Konsequenz daraus für den FC Bayern: „Das sind Daten, die uns aufmerksam machen.” Ergo: „Schwieriges Spiel!”
„Ich bin ja dafür bekannt, jeden Gegner ernst zu nehmen”, sagte Heynckes vor der Partie bei der TSG Hoffenheim und überraschte damit niemanden. Die Saison ist noch jung und doch reiben sich die Bayern-Fans bei jedem Spiel wieder die Augen, weil sie ihre Bayern kaum wiedererkennen. Sportdirektor Christian Nerlinger kann sich eine Vertragsverlängerung mit Heynckes über 2013 hinaus durchaus vorstellen: „Klar ist es vorstellbar, dass Heynckes länger bleibt. Wieso nicht?”, sagte er dem „Kicker”. Was Heynckes in den ersten drei Monaten alles richtig gemacht hat:
Das Vertrauen: Bestes Beispiel: Franck Ribéry. Immer wieder muss Heynckes erklären, warum der Franzose wieder so toll Fußball spielt. Der Bayern-Coach spricht dann von Vertrauen, das ein Spieler erst mal in den neuen Trainer fassen muss. Er spricht von sozialer Kompetenz, die ihm der Leverkusener Stefan Reinartz bei seinem Abschied bescheinigte. Und er fühlt sich an seine eigenen Anfänge als Stürmer erinnert: „Franck Ribery ist ein Fußballer, wie wir früher das auch waren: einer, der auf der Straße Fußball spielen gelernt hat.” Warme Worte für den Emotionskicker. Und: Es wirkt.
Der Ton: Heynckes lobt. Weil er weiß, dass Fußballer nicht nur grobe Balltreter, sondern sensible Wesen sein können. Menschen, die auf Ansprache reagieren. Und so muss er sich auch keinen Deut verbiegen, wenn er zur Leistung von Bastian Schweinsteiger sagt: „Er ist Hirn und Seele der Mannschaft. Ein ganz, ganz wichtiger Spieler.” So was geht selbst dem abgebrühtesten Profi runter die Öl.
Die Moderation: Ein Kader voller Nationalspieler, die alle in die Stammelf drängen – das ist nicht nur Spaß für den Trainer. Bestes Beispiel: Arjen Robben. Allein diesen überehrgeizigen Rekonvaleszenten in Zaum zu halten, ist schon eine Leistung. Heynckes sagt: „Wenn Arjen trainiert, trainiert er nicht maximal, sondern immer darüber.” Als Ex-Spieler weiß er, wie sich Robben bei einer Einwechslung in der 89. Minute fühlt. Aber: Die Mannschaft geht vor. Und alle akzeptieren das.