Was Flicks Entlassung für die FC-Bayern-Stars Kimmich, Goretzka und Müller bedeutet

München - Insgesamt 13 Profis hat Hansi Flick in seiner 25-Spiele-Ära als Nationaltrainer seit September 2021 zum Debüt im DFB-Team verholfen. Wer all diese Spieler aufzählen kann, könnte die bis dato nicht existente Gruppe der "Flickianer" gründen – obwohl: falscher Zeitpunkt.
Interessant an der Debütanten-Riege unter Flick: Von den 13 standen in Flicks letztem Kader, demjenigen ohne Experimente-Label, nur noch vier (nimmt man den verletzt abgereisten Niclas Füllkrug hinzu, sind es fünf): Florian Wirtz, Nico Schlotterbeck, Kevin Schade und Pascal Groß, der beim 1:4 gegen Japan als Einwechselspieler – wie höchst undankbar beim Stand von 1:2 - seine Premiere im DFB-Trikot geben durfte oder besser gesagt: er musste.
Julian Nagelsmann Favorit auf die Flick-Nachfolge: Was würde sich beim DFB ändern?
Flicks "Entdeckung" Groß, schon 32 Jahre alt und seit 2017 bei Premier-League-Klub Brighton & Hove Albion mit konstant guten Leistungen, könnte in seinem zweiten Länderspiel-Einsatz am Dienstag (21 Uhr, ARD) gegen Frankreich mit Interims-Lösung Rudi Völler den zweiten Bundestrainer an der Seitenlinie erleben – wer kann das schon von sich behaupten?
Ob Mittelfeldspieler Groß dann allerdings vom nächsten Bundestrainer auf die USA-Reise im Oktober mit den beiden Tests gegen die USA und Mexiko mitgenommen wird, steht auf einem anderen Blatt. Möglicherweise auf dem Spickzettel von Ex-Bayern-Trainer Julian Nagelsmann, der als einer der Favoriten als langfristige Stellenbesetzung gilt.
Flick hatte die Zeit der Experimente beenden wollen, nun wurde seine Zeit vorzeitig beendet, der Vertrag läuft noch bis inklusive der EM 2024. Wer sind nun die Gewinner und Verlierer der zweitkürzesten Ära eines Bundestrainers (nur Erich Ribbeck kam zwischen 1998 und 2000 auf ein Länderspiel weniger)? Eine AZ-Analyse.
Auch Goretzka und Kimmich: Das sind die Gewinner der Flick-Entlassung
Leon Goretzka: Der 28-Jährige war "extrem traurig und enttäuscht", dass ihn Flick aus dem Kader für den Länderspiel-Doppelpack im September strich und wird nun zutiefst erleichtert sein, dass er nicht zu den 1:4-Verlierern des Japan-Spiels gehört. Unter Nagelsmann würde der Mittelfeldspieler, bei Bayern unter Trainer Thomas Tuchel zuletzt wieder Stammspieler, sicher zurückkehren.
Joshua Kimmich: Musste am Freitag das Kapitänsamt abgeben, wurde auf die Rechtsverteidiger-Position zurückversetzt – beides für ihn ein schwerer Schlag, aber all das nun nur für ein Spiel? Sein Einfluss könnte unter einem anderen Bundestrainer wieder steigen. Zu Nagelsmann pflegte Kimmich einen exzellenten Draht.

Timo Werner, David Raum, Matthias Ginter, Thilo Kehrer, Mario Götze: Sie alle waren von Flick nun nicht mehr nominiert worden, könnten zurück in den Kreis der Auserwählten kehren – an der Spitze der Leipziger Werner (27), der mit Nagelsmann in der Saison 2019/20 bei RB zusammengearbeitet hatte. Angesichts der Innenverteidiger-Krise in der Nationalelf mit den schwankenden Leistungen von Niklas Süle und Antonio Rüdiger haben speziell Ginter und Kehrer wieder Aussichten.
Das Ende der Ära Thomas Müller? Der Verlierer des Trainerwechsels
Ilkay Gündogan: Im Handstreich von Flick Ende letzter Woche zum Kapitän und Chef im Mittelfeld ernannt. Seine Leistung ließ gegen Japan wieder einmal zu wünschen übrig. Ob der Flick-Nachfolger, besonders Nagelsmann wäre das zuzutrauen, wieder die altbekannte Mittelfeld-Hierarchie mit den Freunden Kimmich/Goretzka herstellt? Für Gündogan (32), Deutschlands Fußballer des Jahres und Triple-Sieger mit Manchester City, nun in Diensten des FC Barcelona, eine sehr bittere Geschichte. Ebenso für Emre Can (29/BVB), der sich als Gündogans Rückenfreihalter einspielen sollte.

Thomas Müller: Flick holte den Urbayern erstmals seit der WM in Katar zurück ins Aufgebot, plante mit dem Routinier als Edeljoker bei der EM 2024. Das könnte beispielsweise Nagelsmann ganz anders sehen. Der 33-Jährige und der 36-Jähirge hatten nicht das allerbeste Verhältnis.
Marc-André ter Stegen: Der Torwart des FC Barcelona verhinderte eine höhere Niederlage gegen Japan. Flick bekräftigte den Status des 31-Jährigen als Nummer eins. Was aber, wenn der Neue im Oktober mit dem Knalleffekt eines DFB-Comebacks von Weltmeister Manuel Neuer einsteigen will?