Was, bitte, will der FC Bayern sein - außer immer Meister?

Der AZ-Tribünenblogger vermisst ein Konzept – und findet es beim Rivalen in Dortmund
von  az
Beim FC Bayern haben sie die unterschiedlichsten Trainer-Philosophien ausprobiert in den letzten Jahren, ohne eine eigene Philosophie zu entwickeln. Anders gefragt: Was, bitte, will der FC Bayern sein, außer natürlich immer Deutscher Meister?
Beim FC Bayern haben sie die unterschiedlichsten Trainer-Philosophien ausprobiert in den letzten Jahren, ohne eine eigene Philosophie zu entwickeln. Anders gefragt: Was, bitte, will der FC Bayern sein, außer natürlich immer Deutscher Meister? © dpa

Jürgen Klopp ist seit vier Jahren Trainer von Borussia Dortmund. Das ist erst mal eine banale Feststellung, die aber dann umso interessanter wird, wenn man ein paar andere Namen dagegen hält: Jürgen Klinsmann, Jupp Heynckes, Louis van Gaal, Adries Jonker. Das sind die Trainer, die der FC Bayern in dieser Zeit gehabt hat. Trainer, die (lässt man mal Jonker außen vor) unterschiedlicher nicht hätten sein können.
Der ungestüme Alles-nach-vorne-Klinsmann, der bedächtige Heynckes, der Erfinder des Domina-Fußballs van Gaal: Beim FC Bayern haben sie die unterschiedlichsten Philosophien ausprobiert in den letzten Jahren, ohne eine eigene Philosophie zu entwickeln. Anders gefragt: Was, bitte, will der FC Bayern sein, außer natürlich immer Deutscher Meister?
Das Resultat in Dortmund wiederum ist ja nicht alleine nur der sicher exzellenten Arbeit von Klopp geschuldet. Sondern auch der Tatsache, dass Klopp in Dortmund Zeit hatte (und hat) eine Mannschaft nach seinen Vorstellungen zu entwickeln. Und das, ohne ständig von einem dazwischenrufenden Vorstand gestört zu werden.
Bei den Bayern muss sich seit jeher ein Trainer auch öffentlich maßregeln lassen. Sogar Ottmar Hitzfeld, unterm Strich der erfolgreichste Bayern-Trainer seit Menschengedenken, durfte sich von Kalle Rummenigge mal anhören, Fußball sei keine Mathematik. Und wenn dann irgendwann mal gegen sämtliche Gewohnheiten alle im Präsidium den Mund halten, kommt von irgendwo der Kaiser her und schreibt in einer mittelgroßen deutschen Tageszeitung einen Kommentar.
Nicht nur also, dass bei den Bayern die Geduldsspanne mit einem Trainer traditionell gering ist – ungestört arbeiten kann er dort auch nur eingeschränkt.
Was also fehlt den Bayern? Ein Trainer, noch ein Weltstar, ein guter Friseur für Mario Gomez? Es fehlt an Grundsätzlichem: an einer Idee, einem Konzept, einer mittelfristigen Überzeugung. Letztere wechselt an der Säbener Straße fast so oft wie die Trainer.
Mal soll die gesamte deutsche Nationalmannschaft beim FC Bayern spielen, dann wieder will man den Dortmundern nachahmen und den eigenen Nachwuchs zur Starschmiede machen, dann wieder packt man den Geldkoffer aus und ist der Auffassung, dass jeder Weltstar gerade mal gut genug für München ist.
Von denen, die heute auf dem Platz standen, haben nicht wenige die unterschiedlichen Trainer und Vereinsphilosophien der letzten Jahre miterlebt. Nur Konstanz, wie beispielsweise in Dortmund, haben sie nicht mitbekommen. Sieben Punkte liegen die Bayern inzwischen schon wieder hinter Dortmund, es ist keine sonderlich gewagte Prognose mehr, wenn man sagt: Bayern wird auch dieses Jahr nicht Meister.


Der Autor ist freier Journalist und bloggt für die AZ unter

tribuenenblog.abendzeitung.de/

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