Warum viele Topstars bei einem Bayern-Transfer mittlerweile vorsichtig sind

Der FC Bayern will im Sommer auf dem Transfermarkt angreifen, tut sich bei den großen Namen aber (noch) schwer. Die Gründe sind vielschichtig.
von  Bernhard Lackner
Bayern-Trainer Thomas Tuchel hat viel Mitspracherecht bei den Transfers in diesem Sommer. Bekommt er einen seiner Wunschspieler?
Bayern-Trainer Thomas Tuchel hat viel Mitspracherecht bei den Transfers in diesem Sommer. Bekommt er einen seiner Wunschspieler? © imago/Revierfoto

München - Der FC Bayern steht vor dem spannendsten Transfer-Sommer seit Jahren. In Konrad Laimer und Raphael Guerreiro wurden bereits zwei gestandene Spieler von der Bundesliga-Konkurrenz ablösefrei geholt – bei den weiteren erhofften Neuverpflichtungen geht bislang allerdings wenig voran.

Declan Rice von West Ham United, erklärter Wunschspieler von Bayern-Trainer Thomas Tuchel für die Sechser-Position, bleibt aller Voraussicht nach auf der Insel und wird sich wohl für mehr als 100 Millionen Euro dem FC Arsenal anschließen. Auch sein Landsmann Harry Kane steht bei den Münchnern bereits seit Monaten auf dem Zettel, ist den Bossen aber wohl zu teuer. Für ihn soll Tottenham Hotspur ebenfalls eine Ablöse im dreistelligen Millionenbereich aufrufen.

West Hams Declan Rice wird in Zukunft wohl nicht beim FC Bayern jubeln, der Engländer möchte in der Premier League bleiben.
West Hams Declan Rice wird in Zukunft wohl nicht beim FC Bayern jubeln, der Engländer möchte in der Premier League bleiben. © Zac Goodwin/PA Wire/dpa

Bayern-Präsident Hainer: "Wir sind eine sehr gute, hoch angesehene Adresse"

Und sonst? Um die Stürmer Randal Kolo Muani (Eintracht Frankfurt), Dusan Vlahovic (Juventus Turin) und Victor Osimhen (SSC Neapel) gibt es ebenfalls seit Wochen Gerüchte, wirklich heiß ist aber keine der Personalien bislang geworden. Wenn es um die international begehrten Stars geht, tun sich die Bayern in diesem Sommer (noch) schwer.

"Wir sind eine sehr gute, hoch angesehene Adresse", meinte Präsident Herbert Hainer zuletzt. Inhaltlich mag das stimmen, im Werben um die großen Namen der Branche wird die Konkurrenz aber immer größer – und vor allem finanzkräftiger.

Wird im Sommer eine neue Ablöse-Schallmauer beim FC Bayern durchbrochen?

Zwar ist auch der deutsche Rekordmeister bereit, in diesem Jahr die Ablöse-Schallmauer von 100 Millionen Euro für einen Spieler zu durchbrechen. Im Vergleich zu anderen europäischen Top-Klubs, die von milliardenschweren Scheichs oder gar ganzen Staaten alimentiert werden, müssen die Münchner aber deutlich sparsamer haushalten.

Manchester City ist in der vergangenen Saison Triple-Sieger geworden. Bei den Engländern ist deutlich mehr Geld vorhanden als beim FC Bayern.
Manchester City ist in der vergangenen Saison Triple-Sieger geworden. Bei den Engländern ist deutlich mehr Geld vorhanden als beim FC Bayern. © Robert Michael/dpa

Einen Fehleinkauf in dieser Preisregion kann man sich bei Bayern schlicht nicht erlauben. Wenn in dieses Regal gegriffen wird, müssen die Verantwortlichen also komplett vom Spieler überzeugt sein. Bei den gehandelten Kandidaten ist dies offenbar nicht oder noch nicht der Fall.

Vom allerhöchsten internationalen Niveau ist der FC Bayern ein Stück entfernt

Doch nicht nur die finanziellen Rahmenbedingungen machen es den Bayern auf dem Transfermarkt schwer, auch die sportlichen Argumente wurden in den vergangenen Jahren zunehmend weniger. In der Champions League verpassten die Bayern zuletzt drei Mal in Folge das Halbfinale, im DFB-Pokal ist der letzte Erfolg auch schon wieder drei Jahre her.

Gemessen an den eigenen Ansprüchen wirkt die elfte deutsche Meisterschaft in Serie da fast schon wie ein Trostpreis, zumal auch die in der abgelaufenen Saison mit mehr Glück als Verstand geholt wurde. Vom allerhöchsten internationalen Niveau haben sich die Münchner seit dem Triple-Jahr 2020 sukzessive verabschiedet, das dürfte auch potenziellen Neuzugängen nicht entgangen sein.

Die Außendarstellung des FC Bayern war zuletzt alles andere als gut

Hinzu kommt, dass die Bayern in den vergangenen Monaten neben dem Platz auch über die Grenzen der Bundesrepublik hinaus für eher unrühmliche Schlagzeilen gesorgt haben. Der Faustschlag von Sadio Mané gegen Mitspieler Leroy Sané nach dem Hinspiel gegen Manchester City etwa wurde von allen großen internationalen Medien aufgegriffen.

Thema in den internationalen Medien: Sadio Mané (l.) und sein Faustschlag gegen Leroy Sané.
Thema in den internationalen Medien: Sadio Mané (l.) und sein Faustschlag gegen Leroy Sané. © imago/Offside Sports Photography

Ebenso das Bosse-Beben nach dem letzten Spieltag der vergangenen Saison, in dessen Zuge Oliver Kahn und Hasan Salihamidzic – immerhin zwei international renommierte Namen – eher wenig ruhmreich verabschiedet wurden. In Sachen Außendarstellung muss sich der deutsche Rekordmeister unter der neuen Führung wieder besser zeigen, um bei potenziellen Neuzugängen wieder als der Vorzeigeklub wahrgenommen zu werden, der er über Jahre hinweg war.

Sommer-Transfers beim FC Bayern: Noch bleibt genügend Zeit

Grund zur Sorge besteht mit Blick auf den geplanten Umbruch aber noch lange nicht, auch wenn es bei den großen Namen noch etwas hakt. Das Transferfenster öffnet schließlich erst Anfang Juli. Dann bleibt bis Ende August noch immer genügend Zeit, um die erhofften Top-Transfers umzusetzen.

Ohnehin befindet sich der Transfer-Sommer noch im Anfangsstadium, auch bei den anderen europäischen Top-Klubs lassen die ganz großen Deals noch auf sich warten. Die neue Führung wird die Entwicklungen auf dem Markt sicherlich genau im Blick behalten und entsprechend reagieren, sobald sich die Chance auf einen Star-Transfer bietet.

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