Warum Goretzka für ein Luxus-Problem beim FC Bayern sorgt
München/Sinsheim – Spricht man Leon Goretzka auf Borussia Dortmund an, blitzen seine Augen. Der Mann ist gebürtiger Bochumer. "Die Rivalität ist schon mein Leben lang da, das hat nicht erst als Schalker angefangen, das war schon in der Jugend beim VfL Bochum so", erzählt der 23-Jährige nach dem 3:1 in Hoffenheim, dem wohl besten Spiel seiner Zeit beim FC Bayern (AZ-Note 1).
Zum Rückrundenauftakt, dem Start der bayerischen Aufholjagd gegenüber dem BVB, gelang Goretzka einen Doppelpack – in neuer Rolle. Womit Trainer Niko Kovac seine taktischen Fähigkeiten bewies. Überraschend beorderte er Goretzka, zum Ende der Rückrunde ein eher defensiverer Sechser, nach vorne. "Wir haben mal was gefunden und mit der Entscheidung, ihn auf der Zehn spielen zu lassen, alles richtig gemacht", lobte Kovac sich und sein Trainerteam. "Leon ist zielstrebig und kann tief gehen. Er belohnt sich immer mehr. Er hat in den letzten Wochen und Monaten gut gearbeitet."
Und insgeheim wohl die Faust in der Tasche geballt als Sechser vor der Abwehr.
Leon Goretzka als Zehner? "Spiele ich gerne"
Nun war Goretzka, seit Juli 2018 bei Bayern, völlig losgelöst – von defensiven Aufgaben. "Ich habe aber auch kein Problem damit, wenn es gegen einen anderen Gegner in Zukunft besser passt, wieder defensiver zu spielen, 90 Minuten lang Löcher zu stopfen", sagte er zu später Stunde in Sinsheim – nach erfolgreicher abgegebener Dopingprobe – und fügte hinzu: "Doch ab und zu ein Ausflug nach vorne tut mir schon ganz gut. Es ist ja eine Position, die ich gerne spiele und auch in der Vergangenheit häufig gespielt habe. Dort kann ich meine offensiven Qualitäten besser zeigen als auf der defensiven Sechs." Ähnlich wie beim 3:0 in Stuttgart am zweiten Spieltag, als er ein Tor und eine Vorlage beisteuerte.
Kovac hat nun ein Problem, ein Luxus-Problem. Er kann Thiago (27), diesmal Sechser neben Javi Martínez, auf der Zehn spielen lassen. Oder Thomas Müller (29) als ebenso torgefährlicher Räume-Entdecker und Freigeist – so war es am häufigsten nach der Systemumstellung in der Hinrunde. Oder James Rodríguez (27), der gegen die TSG sein Comeback nach einem Außenbandriss im Knie gab, sein erstes Pflichtspiel seit dem 3. November bestritt. Nur zwölf Minuten auf dem Platz, leitete der Kolumbianer mit einem perfekten Chip-Pass das 3:1 von Lewandowski über Müller ein.
Bleibt James beim FC Bayern?
Wird James, in der Hinrunde nur insgesamt sieben Mal in der Startelf, im Sommer für die festgelegte Ablösesumme von 42 Millionen Euro endgültig von Real Madrid verpflichtet? "Wir haben Zeit", sagte Salihamidzic in Sinsheim, "er war ja verletzt vor der Winterpause. Er hat sich im Trainingslager gut präsentiert und gut trainiert. Er ist einer, der, wenn er in Form ist, Weltklasse sein kann. Jetzt hat er es wieder aufblitzen lassen. Er ist ein Top-Spieler, wenn er in Top-Form ist." Dennoch: Zukunft ungewiss. Was James’ Position, den Kampf um einen Stammplatz und die kommende Saison betrifft.
Auf der Zehner-Position ergeben sich ungeahnte Möglichkeiten. "Wir haben sogar noch mehrere Zehner", sagte Müller und flachste mit den Reportern: "Das wisst ihr bloß noch nicht. Bei uns kann jeder auf der Zehn spielen, wir sind ja variabel."
Müssen sie auch. Denn mindestens beim Achtelfinal-Hinspiel der Champions League in Liverpool (19. Februar) fehlt Müller wegen Rot-Sperre. Die Chance für Goretzka? Oder James? Kovac hat mit den Testwochen begonnen.
Noten: Die Eins für einen genialen Goretzka
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