Warum der FC Bayern Boateng abserviert

Weltmeister Jérôme Boateng steht beim FC Bayern vor dem Abschied. "Er ist kein besonders guter Ersatzspieler", sagt Uli Hoeneß. Die AZ erklärt, warum das Verhältnis so mies geworden ist.
Maximilian Koch |
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Randfigur: Ein frustrierter Boateng am Samstag beim Pokalfinale.
Randfigur: Ein frustrierter Boateng am Samstag beim Pokalfinale. © Sampics/Augenklick

München - Ein Kreisligist am Bodensee, Dorfstimmung, 8.000 Zuschauer – ist das der Rahmen für die letzte Partie von Jérôme Boateng im Trikot des FC Bayern? Der Weltmeister, 30, der das Benefizspiel in Kaiserslautern am Montag noch aus "einem privaten Grund" verpasst hatte, dürfte wieder dem Kader angehören, wenn die Bayern am Mittwoch zum 100-jährigen Jubiläum beim Provinzklub SpVgg Lindau antreten (18 Uhr). Danach geht’s dann bis Anfang Juli in den Urlaub. Und für Boateng zu einem neuen Klub.

Denn die Ehe zwischen dem Innenverteidiger und Bayern steht vor dem Aus, das ist spätestens seit dem Wochenende klar. Präsident Uli Hoeneß riet Boateng als "Freund" zu einem Vereinswechsel. Am Montag legte er in Kaiserslautern nach und sagte, dass Boateng "kein besonders guter Ersatzspieler" sei. Und, so Hoeneß weiter: "Die Konkurrenz wird nächstes Jahr eher größer. Wir kriegen Lucas Hernández dazu, wir kriegen Benjamin Pavard dazu, wir haben Mats Hummels und Niklas Süle. Den Frust, den er derzeit hat, wird er nächstes Jahr noch mehr haben, wenn er da bleibt. Dann ist es besser für ihn zu gehen." Trotz Vertrages bis 2021.

Randfigur: Ein frustrierter Boateng am Samstag beim Pokalfinale.
Randfigur: Ein frustrierter Boateng am Samstag beim Pokalfinale. © Sampics/Augenklick

Entfremdung von Jérôme Boateng und FCB

Es ist ungewöhnlich und irritierend, dass die Bayern einen verdienten Spieler wie Boateng derart kühl vom Hof jagen. Zweifellos: Boateng spielte eine sportlich unterdurchschnittliche Saison, und er gab in den vergangenen Wochen kein besonders gutes Bild ab, als er sich aus den Feierlichkeiten weitgehend heraushielt und bockig wirkte.

Aber man muss schon auch verstehen, dass die Enttäuschung bei Boateng riesig ist: Er spielt seit 2011 für Bayern, hat 2013 das Triple gewonnen, 2014 die WM, er war 2016 Deutschlands Fußballer des Jahres und lange Zeit einer der besten Verteidiger der Welt. Darf man da nicht sauer sein, wenn Trainer Niko Kovac fast immer nur auf Mats Hummels und Niklas Süle setzt?

Offenbar nicht. Dabei verlor Boateng in dieser für ihn so schwierigen Phase öffentlich kein böses Wort über seinen Coach oder die Kollegen. Wie die AZ erfuhr, will sich Boateng auch in den nächsten Tagen nicht zu seiner Situation äußern, sondern professionell auftreten. Also wie immer. Doch in diesem Punkt haben Bayerns Bosse ja schon länger eine andere Meinung.

Auf dem Gipfel: Boateng (Mi.) als Champions-League-Sieger 2013.
Auf dem Gipfel: Boateng (Mi.) als Champions-League-Sieger 2013. © GES-Sportfoto/Augenklick

Jérôme Boateng sucht neuen Verein

Die Geschichte der Entfremdung zwischen Boateng und den Münchnern begann im Herbst 2016. Da erklärte Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge, Boateng müsse wieder "back to earth" kommen. In der Führungsetage störte man sich daran, dass der Verteidiger neben seinem Hauptberuf auch in anderen Rollen aktiv war. Eigene Brillenkollektionen, Treffen mit der Kanzlerin, die Verbindung zu Rap-Superstar Jay-Z, dann auch noch das Lifestyle-Magazin "Boa" samt großer Promotion-Party im "P1": Rummenigge und Hoeneß können mit diesem Lebensstil nichts anfangen. Boatengs Einstellung zu seinem Beruf war allerdings immer tadellos, er wurde vor allem von vielen Verletzungen in den vergangenen Jahren ausgebremst.

Wie es für Boateng nun weitergeht? Noch unklar. Es laufen schon ewig Gespräche, sein Manager sucht Vereine, das wissen wir, und wir haben das schon lange akzeptiert, sagte Hoeneß. Boateng wird vom ehemaligen Münchner Sportchef Christian Nerlinger beraten, aus England und Italien soll es Interesse geben. Und so wird der Abwehrstar wohl für circa 20 Millionen Euro gehen. Leise. Unbemerkt. Ohne Verabschiedung. Irgendwie schade.

Lesen Sie hier: Wer beim FC Bayern gehen will - und wer kommen soll

Lesen Sie hier: Uli Hoeneß - Niko Kovac bleibt "hundertprozentig" Trainer

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