"War genervt": Musialas Saison-Fazit beim FC Bayern – und seine Meinung zu Flick

Es war eine bewegte Saison für Jamal Musiala und den FC Bayern. Der Youngster blickt auf persönliche Höhen und Tiefen zurück – und stärkt den kritisierten Bundestrainer Hansi Flick.
von  Victor Catalina
Nummer elf in Serie: Der FC Bayern ist nicht zu stoppen.
Nummer elf in Serie: Der FC Bayern ist nicht zu stoppen. © IMAGO / Eibner

München – Am Sonntag war es für Jamal Musiala geschafft. Eine lange Saison fand ihr Ende. Zum Abschluss stand für ihn noch ein letzter Termin an.

In seiner Heimatstadt Fulda eröffnete er seine eigene Stiftung, die "Team Musiala Foundation", mit der er der nächsten Generation die Werte vermitteln will mit denen er sich identifizieren kann, die ihn zum Stammspieler des FC Bayern machten, "wie zum Beispiel Respekt und Verantwortung", hielt der 20-Jährige im "Kicker" fest.

"Hat noch zu tun" – Ex-Trainer kitzelte FC-Bayern-Juwel Jamal Musiala

Anschließend ging es in den Urlaub. Zusammen mit Kumpel Alphonso Davies posierte er auf einem Luxusboot in Ibiza. "Es waren viele Spiele, ein WM-Jahr. Wichtig ist, den Kopf freizubekommen und mit Energie in die nächste Saison zu starten. Der Urlaub ist gut für den Kopf, ich kann Zeit mit Familie und Freunden verbringen."

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Besonders Musiala erlebte in der abgelaufenen Saison, wie sehr der Fußball ein unberechenbarer, bisweilen auch äußerst launischer Sport sein kann. Auf der Pressekonferenz nach dem 5:2 über Benfica am 4. Champions-League-Spieltag 2021/22 holte Julian Nagelsmann zu einer fast dreiminütigen Analyse auf den damals noch 18-Jährigen und seine aktuelle Lage im Kader des Rekordmeisters aus.

Die Quintessenz: "Am Ende hat er einfach eine große Konkurrenz. Er ist noch ein junger Spieler, der herausragende Qualitäten mit Ball hat, im Dribbling, im Offensiven, aber auch noch was zu tun hat, in anderen Bereichen." Die Arbeit daran zahlte sich aus. 

Erst Leistungsträger, dann Leistungstief beim FC Bayern: Jamal Musiala "manchmal genervt"

Im defensiven Mittelfeld lernte Musiala, körperlich noch robuster zu werden und erarbeitete sich somit zu Beginn der abgelaufenen Saison einen Stammplatz bei Nagelsmann. Mit sieben Scorern aus den ersten fünf Pflichtspielen und zehn Toren bis zur Winterpause wurde Musiala zunehmend zum Hoffnungs- und Leistungsträger. 

Ab der Weltmeisterschaft ging es für den Youngster jedoch in die genau entgegengesetzte Richtung: Zwei Pfostentreffer gegen Costa Rica, das Aus in der Gruppenphase sowie ein persönliches Formtief bremsten Musialas Höhenflug vorerst aus.

Happy Birthday: An seinem 20. Geburtstag traf Jamal Musiala gegen Union Berlin zum 3:0-Endstand.
Happy Birthday: An seinem 20. Geburtstag traf Jamal Musiala gegen Union Berlin zum 3:0-Endstand. © IMAGO / Sven Simon

Als das Tief mit Toren in Wolfsburg (4:2) und am 20. Geburtstag gegen Union Berlin (3:0) überwunden schien, kulminierte alles doch noch in einem verursachten Last-Minute-Elfmeter gegen den SC Freiburg.

Auch solche Phasen seien "wichtig, man kann aus ihnen viel lernen, auch als Mensch. Geholfen hat mir, immer dranzubleiben. Manchmal war ich genervt, weil ich die ganze Woche hart gearbeitet habe und dann klappte es im Spiel nicht so, wie ich wollte. Dann denkt man viel nach, muss aber Vertrauen haben, gucken, was man besser machen kann, zum Beispiel taktische Sachen wie die Positionierung."

Das Tor zur FC-Bayern-Meisterschaft: Jamal Musiala bekommt "größten Moment" der Karriere

Was Musiala durchweg auszeichnete, ist, dass "er in der Lage ist, konstant gute Leistungen zu bringen. Er hat nicht viele Höhen und Tiefen. Die Tatsache, dass er Woche für Woche bei uns in der Startelf steht, ist Beweis dafür", lobte Teamkollege Leon Goretzka im Interview mit der UEFA Anfang April und machte Musiala zu einem der "größten Talente, die Deutschland je hatte."

Nachdem das Titelrennen in den letzten Saisonwochen phasenweise an ein Basketballspiel erinnerte und sowohl der FC Bayern als auch Borussia Dortmund Führungen hergaben, die man eigentlich kaum hergeben konnte, sollte Jamal Musiala noch bekommen, was er im Nachhinein als "wichtigsten Moment meiner Karriere" bezeichnete: 89. Minute in Köln, eine saubere Ballan- und -mitnahme. Auch der Schuss ins lange Eck passte diesmal perfekt. Mainz 05 trotzte dem BVB parallel ein 2:2 ab und der FC Bayern war Meister. 

FC Bayern: Musiala will "jeden Titel" gewinnen und stärkt Bundestrainer Hansi Flick

An Musialas Mindset verändere der Last-Minute-Titel allerdings nichts. "Ich träume immer groß, es gibt neue Ziele." Eines davon ist, "jeden Titel" mit dem FC Bayern zu gewinnen. "Das ist der Anspruch des Klubs. Wir müssen schauen, dass wir gut in die Vorbereitung und die Saison starten. Ich will besser werden, werde das Trainerteam um ein Feedback bitten, was ich tun kann. Generell gilt: mehr Tore, mehr Assists", blieb der Offensivspieler im "Kicker" weiter erfolgshungrig. 

Langsam aber sicher werden auch die individuellen Auszeichnungen zum Thema für Jamal Musiala. Das Ranking für den "Golden Boy" führt er bereits an. Auch Teamkollege Mathys Tel ist unter den Top 100. Zudem bekam er vergangenen Dienstag die Auszeichnung zum "Nationalspieler des Jahres 2022" – das allerdings am Rande einer 0:2-Niederlage gegen Kolumbien.

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Mit dem DFB-Team läuft es weiterhin äußerst bescheiden. Dennoch steht die Mannschaft weiter voll hinter dem stark kritisierten Hansi Flick: "Wir Spieler vertrauen Hansi und haben eine gute Beziehung zu ihm", bekräftigt Musiala im "Kicker". "Die Kritik ist in solch schlechten Phasen normal und verdient, wir müssen besser spielen und anfangen, Spiele zu gewinnen. Wir müssen aus dieser Phase so schnell wie möglich rauskommen."

Angst um die EM-Ziele hat er allerdings nicht. "Das würde uns nicht helfen. Wir müssen positiv bleiben und zusammenhalten. Hoffentlich sind wir dann in Form, wenn die EM kommt." Fürs Erste steht aber eine denkwürdige Saison, für den FC Bayern. Vor allem aber für Jamal Musiala. 

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