War der Schiedsrichter Schuld an Juves Niederlage?

München - Was für ein Wahnsinns-Comeback des FC Bayern! Mit viel Herz und später Offensivkraft ist ein zunächst konfuser deutscher Meister in einem Fußball-Krimi ins Viertelfinale der Champions League gestürmt. Die Torjäger Robert Lewandowski (73. Minute) und Thomas Müller (90.+1) retteten das Ensemble von Pep Guardiola beim 4:2 (2:2, 0:2) gegen Juventus Turin zunächst in die Verlängerung. Dort sorgten die Joker Thiago (108.) und Kingsley Coman (110.) für das umjubelte Happy End an einem denkwürdigen Fußball-Abend. Paul Pogba (5.) und Juan Cuadrado (28.) hatten am Mittwoch anfangs für Entsetzen unter den 70.000 Zuschauern gesorgt und die Bayern nahe an den frühen Königsklassen-K.o. geschossen.
"Ein unglaublicher Abend heute", sagte Kapitän Philipp Lahm im ZDF. "Vielleicht schweißt so ein Spiel noch mehr zusammen. Das Publikum hat uns unglaublich nach vorne gepusht." Torwart Manuel Neuer lobte die Leistungssteigerung seiner Vorderleute: "In der Verlängerung haben wir gesehen, wie wir in der Lage sind, Fußball zu spielen."
"Die Verlängerung und der Schiedsrichter waren fatal."
In den Augen der italienischen Presse waren es jedoch weniger die gegen Ende des Spiels wieder erstarkten Bayern, die das Aus für Juventus Turin besiegelten, sondern vielmehr der schwedische Schiedsrichter Jonas Eriksson. Der hatte zusammen mit seinen Assistenten in der 22. Minute ein italienisches Tor wegen einer falschen Abseitsentscheidung aberkannt. Auch wenn nur sechs Minuten später dann tatsächlich das 2:0 für Juve fiel, schimpfen die Italiener noch immer über diese Entscheidung.
Die Gazzetta dello Sport schreibt: "So ist es grausam! Ein großartiges Juve streift die Heldentat und ist sauer auf den Schiedsrichter: 2:0 und ein reguläres Tor aberkannt. Wut bei Juve, sie hätten das Weiterkommen verdient. Die Verlängerung und der Schiedsrichter waren fatal."
Und auch Tuttosport lässt keinen Zweifel daran aufkommen, wie man zur Schiedsrichterleistung steht: "Das ist nicht gerecht. Juve dominiert mehr als eine Stunde lang in München, führt 2:0 und bekommt ein reguläres Tor aberkannt, leidet dann aber unter der Rückkehr des FC Bayern. Vom Traum zum grausamen Hohn."
Und für den Corriere dello Sport war der Schiedsrichter gar ein "Desaster": "Wütendes Juve! Bayern kommt in der Verlängerung weiter, der Schiedsrichter ein Desaster. Trotz der Ungerechtigkeiten eine großartige Leistung. Was für eine Enttäuschung!"
In einem sind sich die italienischen Medien aber ebenfalls einig: Juve konnte am Ende trotz vier Gegentoren erhobenen Hauptes vom Platz gehen und wird nächstes Jahr sicherlich wieder ganz oben in der Champions League mitmischen.