Wann kehrt Mats Hummels zurück?

Der Bayern-Verteidiger hat das Rückspiel gegen Real noch nicht aufgegeben. Matthäus sieht Bayern auch ohne Hummels als Favoriten. "Sie sind frischer, bei Real fehlt mir die Begeisterung", sagt er in der AZ.
München - Es gibt noch Hoffnung bei Mats Hummels. Eine kleine Hoffnung, dass der am Sprunggelenk verletzte Abwehrstar des FC Bayern zumindest das Rückspiel im Champions-League-Viertelfinale gegen Real Madrid bestreiten kann. Wie die AZ aus Hummels’ Umfeld erfuhr, hat der Weltmeister die Partie am Dienstag der kommenden Woche noch nicht abgeschrieben. Klar ist, dass für Hummels ein Wettlauf gegen die Zeit begonnen hat.
Lymphdrainagen-Schuh soll Schwellung reduzieren
Die ersten Reha-Maßnahmen für Hummels leiteten die Bayern unmittelbar nach dem Trainingscrash am Sonntagmittag ein. Kühlen, tapen, untersuchen – am Abend postete der Weltmeister dann ein Bild bei Instagram, das ihn mit einem Lymphdrainagen-Schuh auf der Couch zeigte. "Das ist das Beste, was er machen kann, es zählt jetzt jeder Tag", sagt ein renommierter deutscher Sportarzt zur AZ. "Wichtig ist, die Schwellung wegzubekommen, weil sie eine schnelle Heilung behindert. Die Schwellung drückt das Gewebe weiter auseinander." Der Schuh soll genau das verhindern. "Er hält das Gelenk fest, zementiert es aber nicht", sagt der Mediziner. "Man muss versuchen, den Fuß so früh wie möglich wieder in den normalen Gang reinzubringen, wenn es die Schmerzen zulassen."
Hummels zog sich nach Angaben der Bayern eine Distorsion des rechten oberen Sprunggelenkes zu, also eine Stauchung. Dabei erlitt er außerdem eine Verletzung des Kapselbandapparats. Wie schwer die Bänder tatsächlich beschädigt sind, ist unklar. Davon hängt der Heilungsverlauf maßgeblich ab. Sollte das Bindegewebe in der Muskulatur zu stark gedehnt sein, drohen bis zu sechs Wochen Pause. Für Hummels wäre das gleichbedeutend mit dem Saison-Aus. Eine Operation ist nach jetzigem Stand unwahrscheinlich.
"Ich war immer ein Kritiker von ihm"
"Es ist wirklich schade für Mats, schade für den FC Bayern, er war in einer Topverfassung", sagt Lothar Matthäus im Gespräch mit der AZ. "Ich war immer ein Kritiker von ihm, seine Spielweise war etwas zu behäbig. Aber bei den Bayern hat er schon die ganze Saison Topleistungen gebracht, sein gutes Aufbauspiel hat der Mannschaft sehr geholfen."
Der frühere Bayern-Kapitän ist dennoch überzeugt, dass das Team von Trainer Carlo Ancelotti den Ausfall kompensieren kann. "Es fehlt natürlich eine Weltklasse-Option mit Hummels, aber ich bin überzeugt von Jérôme Boateng und Javi Martínez. Ancelotti hat es nun leichter, die richtige Entscheidung zu treffen, wer von den Dreien spielt."
"Boateng und Martínez"
Schon am Samstag gegen Borussia Dortmund agierten Boateng und Martínez Seite an Seite – überzeugend, wie Matthäus findet. "Boateng merkt man die fehlende Spielpraxis natürlich noch ein bisschen an, das ist normal." Der 28-Jährige sei trotzdem "voll da" gewesen, "und das wird er auch gegen Real sein". Weltmeister Boateng hatte wegen einer Operation am Brustmuskel monatelang gefehlt, seit Ende November bestritt er nur zwei Spiele über 90 Minuten. Am Samstag sagte Boateng, er fühle sich "ganz gut".
Eine starke Entwicklung als Innenverteidiger bescheinigt Matthäus dem Spanier Martínez, der in der Triple-Saison 2012/13 noch im defensiven Mittelfeld gesetzt war. "Martínez hat gezeigt, dass er auf dieser Position spielen kann. Er ist da reingewachsen." Die Partie gegen den BVB war erst das vierte Spiel in dieser Saison, das die Bayern mit Boateng und Martínez begannen. In der Liga gab es drei Siege, in der Champions League ein 0:1 bei Atlético Madrid. Gegen dessen Stadtrivalen soll es nun erfolgreicher werden.
Nur Hummels verletzt
Immerhin kann Ancelotti sonst aus dem Vollen schöpfen. Torjäger Robert Lewandowski ist nach seiner Schulterprellung genauso einsatzbereit wie Torhüter Manuel Neuer (Fuß-OP) und Thomas Müller (Sprunggelenks-Probleme). Der Offensivstar wird wohl zunächst auf der Bank sitzen. Und so sieht Matthäus die Bayern als Favorit gegen Real – auch ohne Hummels. "Sie werden weiterkommen, wirken frischer und mental stärker. Real überzeugt mich nicht, da fehlt mir die Begeisterung."