"Wäre eine Lüge": Fehleinschätzung ist teuer – welcher Abgang sich für den FC Bayern jetzt rächt
München - Es ist bei Weitem nicht alles glattgelaufen im vergangenen Transfer-Sommer beim FC Bayern. Freilich, der Mega-Transfer von Harry Kane ging nach wochenlanger Hängepartie doch noch über die Bühne und zahlt sich bislang voll aus. In Min-jae Kim den besten Innenverteidiger der Serie A zu verpflichten war ebenfalls ein Statement, die ablösefreien Transfers von Konrad Laimer und Raphael Guerreiro genauso.
Trotzdem: So ganz zufrieden war man nicht mit der Ausbeute im Sommer. Aufgrund der dünnen Personaldecke und Verletzungen drückte in den vergangenen Monaten besonders in der Defensive der Schuh. Im Winter soll daher nachgebessert werden, gesucht wird ein Allrounder. "Wir schauen uns im Bereich Innenverteidiger, Rechtsverteidiger, Sechser um", sagte Sportdirektor Christoph Freund zuletzt.
Der FC Bayern sucht nach genau dem Spielertyp, den er schon im Kader hatte
Bei dem umrissenen Profil dürfte so mancher Bayern-Fan hellhörig werden. Schließlich hatten die Münchner in Benjamin Pavard und Josip Stanisic bis zum Sommer noch zwei Spieler, die die Voraussetzungen erfüllt hätten. Während Pavard nach vier erfolgreichen Jahren in München auf seinen Abgang drängte und zu Inter Mailand verkauft wurde, hat man sich bei Stanisic freiwillig und völlig ohne Not dazu entschieden, ihn an Bayer Leverkusen zu verleihen.
Dass man damit ausgerechnet den größten Konkurrenten im Meisterrennen verstärken würde, war damals noch nicht absehbar. Dass man Stanisic durchaus hätte brauchen können dafür schon...
Intern soll längst Verwunderung darüber herrschen, dass die Task-Force (besetzt mit Herbert Hainer, Jan-Christian Dreesen, Uli Hoeneß, Karl-Heinz Rummenigge, Thomas Tuchel und Marco Neppe), die sich für den vergangenen Transfer-Sommer verantwortlich zeichnete, Stanisic so einfach ziehen ließ. Laut Sport1 wird die Entscheidung intern mittlerweile als "unglücklicher Fehler" gesehen.
Darum könnte der FC Bayern Josip Stanisic sehr gut gebrauchen
Bislang kommt der 23-Jährige bei der Werkself auf gerade einmal 12Einsätze, meist kommt er als Joker zum Einsatz. "Es könnte besser laufen für mich persönlich", sagte Stanisic am Mittwoch nach dem 3:1-Sieg im Pokal-Achtelfinale gegen den SC Paderborn. "Es wäre eine Lüge, wenn ich sagen würde, es ist alles perfekt. Aber es hilft nichts, schlechte Stimmung in die Mannschaft zu bringen. Natürlich gibt es Tage, wo ich besser drauf bin und andere, wo es schlechter ist. Aber das liegt an meinem Naturell, immer spielen zu wollen."
In München hätte er in dieser Hinrunde wohl deutlich mehr Minuten gesammelt und Trainer Thomas Tuchel, der mangels Personal in der Abwehr kaum rotieren konnte und immer wieder improvisieren musste, so manche Sorge erspart.
Zudem hat der kroatische Nationalspieler als Eigengewächs bei den Fans trotz seiner 23 Jahre ein hohes Standing. Ein Spieler der Marke "Made by FC Bayern", wie sie Präsident Herbert Hainer zuletzt bei der Jahreshauptversammlung gefordert hatte. Warum gibt man einen Spieler wie ihn dann ab – zumal er angesichts der Personalsituation in dieser Saison besonders wertvoll gewesen wäre?

Bislang spielt Stanisic in Leverkusen nur selten, doch das wird sich ändern
Den Leverkusenern wird die Antwort darauf herzlich egal sein. Für sie wird sich die Leihe Anfang kommenden Jahres erst so richtig auszahlen, wenn zahlreiche Spieler zu Afrika-Cup und Asien-Meisterschaft abgestellt werden müssen. Im Gegensatz zu den Bayern, die in Noussair Mazraoui und Kim Min-jae – ausgerechnet zwei Abwehrspieler! – verzichten müssen, sind die Leverkusener hinten gut aufgestellt. Die Weitsicht aus dem Sommer zahlt sich aus.
Schnappt sich der FC Bayern Arnau Martínez vom FC Girona?
Nun muss der Rekordmeister also im Winter nachbessern und ist auf der Suche nach Verstärkung offenbar fündig geworden. Laut spanischen Medienberichten haben die Bayern Arnau Martínez ins Visier genommen. Der 20-Jährige mischt mit dem FC Girona aktuell die spanische Liga auf und belegt mit seinem Klub Platz zwei hinter Real Madrid. Sein Vertrag läuft noch bis 2025.

Bezeichnenderweise gibt es zwischen Martínez und Stanisic einige Parallelen. Der Spanier kann sowohl auf der Innenverteidiger-, als auch auf der Rechtsverteidigerposition spielen. Wie bei seinem kroatischen Pendant liegen auch seine Stärken in der Defensive. Solide Arbeit statt spektakulärer Flügelläufe – dafür sind ohnehin andere verantwortlich.
Die Ablöse würde für die Bayern wohl kein Problem bedeuten. Im Gespräch ist eine Summe von 15 Millionen Euro. In München zahlt man das aus der Portokasse. Mit etwas mehr Weitsicht im Sommer hätten sie sich das aber auch sparen können.